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Linkedin-CPO verrät: Wohin entwickelt sich die Karriereplattform?

Linkedin hat sich weltweit zum populärsten Karrierenetzwerk entwickelt. Produktvorstand Tomer Cohen verrät exklusiv auf t3n, wohin sich die Plattform künftig entwickeln wird.

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Karrierenetzwerke: Linkedin ist die Nummer 2 in DACH nach Xing. Doch wie lange noch? (Foto: dpa)

Linkedin wächst und das kontinuierlich. Dabei nehmen Deutschland, Österreich und die Schweiz offenbar eine besondere Rolle ein, so Tomer Cohen, CPO des Karrierenetzwerks: „Die DACH-Region gehört zu den am schnellsten wachsenden Märkten für uns. Wir zählen derzeit 20 Millionen Mitglieder und alle 18 Sekunden tritt ein neues Mitglied bei“, erklärt er im t3n-Gespräch. Als Chief Product Officer ist er die Führungskraft auf C-Level-Ebene, die für die globale Strategie und Ausführung aller produktbezogenen Aktivitäten auf der Plattform verantwortlich ist. Cohen sei „extrem aufgeregt“ hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen.

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Dass Linkedin sich, anders als viele Nutzerinnen und Nutzer vermuten mögen, mehr als internationale denn als US-amerikanische Plattform sieht, dürfte bei einem genaueren Blick auf die weltweiten Zahlen nicht verwundern: „930 Millionen Menschen tummeln sich derzeit auf der Plattform, 80 Prozent davon kommen nicht aus den USA“, so Tomer Cohen. Vor allem Brasilien, China und Indien stechen mit Nutzerzahlen im hohen zweistelligen Millionenbereich heraus. Aber auch Großbritannien, Mexiko, Indonesien, Australien und die Türkei fallen als Länder mit Nutzerzahlen im unteren zweistelligen Millionenbereich auf.

Linkedin setzt auf Wissensaustausch unter Nutzern

Für Linkedin sei kein Markt wie der andere, jedoch ticken laut Tomer Cohen die Nutzerinnen und Nutzer doch weitestgehend gleich. „Was wir sehen, ist, dass Berufstätige auf der ganzen Welt die gleichen Ansprüche an ein Karrierenetzwerk haben.“ Vor allem eine Sache stehe bei ihnen im Vordergrund – der Austausch von Wissen. „Wenn jemand heute eine Frage oder ein Problem hat, für das er Fachwissen aufbauen möchte, kann er auf Linkedin jemanden finden, der das bereits getan hat und der ihm helfen kann.“ Das sei eines der Hauptargumente, warum Linkedin von Menschen aus unterschiedlichsten Ländern aufgerufen wird.

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Ein globaler Arbeitstrend befeuert diesen Umstand in besonderem Maße, so der Produktvorstand. Das durch den Fachkräftemangel notwendige Up- und Re-Skilling von Berufstätigen bringt Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu, nach Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung zu suchen. Berufe und Branchen verändern sich rasant. „Die Fähigkeiten, die du heute für denselben Job benötigst, unterscheiden sich teilweise enorm von denen, die du vor fünf Jahren benötigt hast“, so Tomer Cohen. Auch deshalb legt das Karrierenetzwerk großen Wert auf den Ausbau der hauseigenen Education-Plattform Linkedin-Learning.

Der Manager stellt sich ein Szenario für Arbeitnehmende vor: Eine Nutzerin beziehungsweise ein Nutzer sucht nach einem Job. In einer auf Linkedin geschalteten Stellenanzeige sieht die Person, welche Fähigkeiten für eine Bewerbung von Interesse sind. Sie vergleicht sich mit den Job-Anforderungen – Cohen spricht hier von einem „Skill Match“ – und bemerkt, dass sie vier von sechs Fähigkeiten besitzt. Über Linkedin-Learning können die Jobsuchenden dann nach entsprechenden Fort- und Weiterbildungsangeboten suchen, um die Wissenslücken zu schließen. Linkedin wird zur Zentrale für die eigene Karriere.

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Mit dem aktuellen Hype um künstliche Intelligenzen (KI) liegt insofern auch die Frage nahe, ob eine auf ChatGPT basierende KI-Anwendung den Weg auf die Plattform finden wird. Der KI-Chatbot des Startups OpenAI, in das die Linkedin-Mutter Microsoft groß investiert hat, ist in der Lage, mit entsprechendem Befehl, einem Prompt, problemlos in die Rolle eines Karriereberaters zu schlüpfen. Wer ChatGPT fragt, welche Fähigkeiten Recruiter in den kommenden zehn Jahren mitbringen sollen und wie ein Weiterbildungsplan aussehen könnte, bekommt hilfreiche Tipps präsentiert. Ist so ein persönlicher KI-Assistent sinnvoll?

Tomer Cohen schließt einen KI-Chatbot nicht grundsätzlich aus, allerdings ordnet er „menschliche Interaktionen untereinander als weiterhin wichtiger“ ein. Bei anderen KI-Services ist Linkedin schon weiter. Viele Nutzerinnen und Nutzer täten sich beispielsweise schwer damit, sich und ihren beruflichen Werdegang im Profil ins rechte Licht zu rücken. Ein kürzlich veröffentlichtes KI-Tool verwendet bereits vorhandene Inhalte darin und ermittelt Fähigkeiten und Erfahrungen, die hervorgehoben gehören. „Auf Basis dieser Informationen verfasst die KI ein Profil, das sich von anderen abhebt“, so der Produktvorstand.

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Bullshit und Hass: Auch Linkedin ist nicht frei von Kritik

Auf Linkedin scheint die Stimmung gut. Doch ist nicht alles, was auf dem Karrierenetzwerk geschieht, unter Nutzerinnen und Nutzern frei von Kritik. Immer wieder wird beispielsweise der Vorwurf laut, dass sich Linkedin zu einem „Business-Instagram“ voll von „Bullshit-Influencern“ entwickelt. Im Zentrum der Kritik steht, dass der Newsfeed-Algorithmus vor allem Bild-Postings mit Reichweite belohnt, die vorwiegend aus Portraits bestehen und gespickt sind mit simplen Botschaften wie „Kenne deinen Wert“ oder „Sei du selbst“. Eine Plattform voll von Kalendersprüchen und Binsenweisheiten auf Fotohintergründen.

Tomer Cohen sieht die Lösung nicht darin, den Algorithmus zu ändern. Er glaubt, dass Sichtbarkeit dazu beiträgt, dass Menschen sich mit Menschen vernetzen. Er erkennt aber an, dass diese Inhalte nicht unbedingt auf die Mission des Unternehmens einzahlen, die besagt, dass die Nutzerinnen und Nutzer durch die Verbindungen untereinander produktiver und erfolgreicher werden. Der Manager erklärt, dass Linkedin künftig weiter in die Entwicklung neuer Formate investiert. Einige davon sind bereits eingeführt, um den Wissensaustausch weiter in den Mittelpunkt zu rücken – besonders erfolgreich seien Newsletter.

„Wir haben Publikationen mit zig Millionen Abonnenten“, so Tomer Cohen. Newsletter zählen zu den Formaten, die sich wesentlich besser für den Wissensaustausch eignen. Darin gehe es um Informationen in Langform. 90.000 gäbe es auf Linkedin. Prominente Unternehmer wie der Microsoft-Gründer Bill Gates pflegen so ein Format. Er veröffentlicht persönliche Gedanken auf „Gates Notes“. Satte 1,7 Millionen Interessierte lesen das. Aber auch nicht prominente Nutzerinnen und Nutzern schreiben Newsletter. Gemma Lee Roberts teilt Tools und Tricks für den Joballtag in „Mindset Matters“. Das lesen 600.000 Menschen.

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Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf toxisches Nutzerverhalten. Besonders im Zuge der COVID-19-Pandemie, aber auch allgemein durch Themen wie den Klimawandel, wird deutlich, dass die Polarisierung in der Gesellschaft auch auf Linkedin ihren Einzug gehalten hat. Nicht wenige Nutzerinnen und Nutzer sehen sich immer öfter Beleidigungen, Verleumdungen und sogar Hassreden ausgesetzt, wenn sie sich persönlich zu politischen Debatten äußern. Auch sexuelle Belästigung ist ein immer wiederkehrendes Thema vor allem gegenüber Frauen. Sieht Tomer Cohen hier größeren Handlungsbedarf?

„Unsere Priorität ist es, eine sichere, vertrauenswürdige und professionelle Community aufzubauen, und das auf die klarste Art und Weise“, erklärt er. „Die Menschen kommen, um produktive, respektvolle und konstruktive Unterhaltungen mit echten Menschen zu führen.“ Mit dem Wachstum sei aber klar, dass sich Abgründe auftun. Tomer Cohen glaubt, dass vor allem zwei Dinge wichtig sind, um derartigen Inhalte zu begegnen: ein stärkerer Einsatz von KI, um toxisches Verhalten schneller zu identifizieren, und den Ausbau der regionalen Review-Teams, um Inhalte zu löschen sowie Accounts zu sperren.

„Wir haben eine sehr hohe Messlatte dafür, was eine förderliche Konversation auf Linkedin ist und was nicht, und sehr klare Richtlinien, die zeigen, was ein Verstoß gegen diese Regeln darstellt“, so Produktvorstand Tomer Cohen. „Wie bei jedem System treffen auch wir nicht immer alle Entscheidungen richtig. Jedoch überprüfen wir sie dann ein zweites Mal und übernehmen die Verantwortung.“ Linkedin steht diesen Herausforderungen nicht allein gegenüber. So gut wie jedes soziale Netzwerk kämpft mit toxischen Nutzerverhalten. Und alle Plattformen von Facebook über Linkedin bis Twitter antworten mit den gleichen Maßnahmen.

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Linkedin noch nicht die Nummer 1 in DACH

Linkedin will global weiterhin wachsen, Möglichkeiten zum Wissensaustausch haben oberste Priorität und KI-Technologie wird einen immer größeren Einfluss auf der Plattform bekommen, ohne dass sie den Menschen dort ersetzt, wo er einen qualitativen Unterschied macht – so lässt sich die zukünftige Strategie aktuell zusammenfassen. Dass Linkedin als Karrierenetzwerk in der DACH-Region, zumindest laut Nutzerzahlen, noch auf Platz 2 hinter Xing mit 21 Millionen angemeldeten Menschen liegt, beunruhigt Tomer Cohen nicht: „DACH ist wichtig und wir wachsen rasant. Warten wir ab, wie es nächstes Jahr aussieht.“

Inwiefern sich die beiden Karrierenetzwerke künftig überhaupt noch miteinander messen, bleibt jedoch abzuwarten. Xing selbst will sich mehr in Richtung einer Jobplattform beziehungsweise Stellenbörse entwickeln. Im März 2023 gab der Mutterkonzern New Work SE bekannt, dass die Plattform die Jobsuche auch für nicht registrierte Nutzerinnen und Nutzer öffnet. Damit tritt Xing zunehmend in Konkurrenz mit Jobportalen wie Stepstone oder Indeed. Linkedin und Xing, auch wenn sie sich noch an vielen Stellen ähneln, könnten sich im Kerngeschäft mittelfristig wohl eher wieder voneinander entfernen.

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Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen bei der Karriere Quelle: Mockuphone

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Trend

Keine Frage – LinkedIn ist ein nettes Tool. Der woke bullshit der dort zum Teil gepostet
wird ist allerdings kaum auszuhalten. Man bekommt da fast ein wenig Angst, wenn man
die ganzen Coaches und Lebensberater sieht, die private Kalendersprüche aus dem Jahr 1980
als Disruption Verkaufen und ganz plötzlich alle „Pride“ sind. Viel Trend wenig differenziert!

Dem Netzwerk und den Nutzern würde ein wenig Bescheidenheit gut tun! Keep it real.
Weniger ist mehr.

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