
Mit dem Insight-Lander hat sich die Marsforschung auf die Untersuchung des Inneren des roten Planeten erweitert. Die Messinstrumente des Landers erlauben es nun, detaillierte Angaben zum Aufbau der Mars-Kruste zu tätigen, wie Bruce Banerdt, leitender Forscher der Insight-Mission, gegenüber Inverse bestätigt:
„Wir haben 15 Jahre lang Informationen über die Oberfläche gesammelt, wir haben die Topographie, die Atmosphäre und das Magnetfeld gemessen – aber wir haben nicht wirklich verstanden, woraus sie besteht. Die grundlegenden Bausteine des Planeten zu verstehen, war bis jetzt ziemlich viel Rätselraten.”
Marsforschung soll helfen, die Entstehung der Erde zu erklären
Das haben die Daten des Landers grundlegend geändert. So konnten Banerdt und sein Team tiefe Schichten von Lavaströmen finden, die Milliarden von Jahren alt sind. Solche vulkanischen Aktivitäten können zum einen helfen, die Entwicklungsgeschichte des Mars zu chronologisieren, taugen zum anderen aber auch dazu, die evolutionäre Vergangenheit der Erde, die dem Mars in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich ist, zu verstehen.
„Wir haben eine ziemlich gute Vorstellung von der Struktur der Erde, aber wir verstehen nicht wirklich gut, wie sie so geworden ist“, sagt Banerdt.
Während die Erde aber bereits eine ganze Reihe von Transformationen, nicht zuletzt auch von Menschen gemachte, durchgestanden hat, ist es nicht leicht, ursprüngliche Daten zu erheben. Das ist auf dem Mars völlig anders.
„Auf dem Mars ist alles viel unberührter“, so Banerdt. „Wir können also die innere Struktur des Mars betrachten und weitgehend darauf schließen, dass die Erde vor 4,5 Milliarden Jahren so ausgesehen haben könnte, und im Grunde besser verstehen, wie sich die Erde gebildet hat.“
Vulkanische Aktivität auf dem Mars mit langen Pausen
Dass es Lava auf dem Mars gibt, verwundert nicht. Immerhin wissen wir seit Langem, dass es sogar Supervulkane auf dem roten Planeten gibt, deren Aktivitäten Tausende von Jahren gedauert haben müssen. Dennoch ist die Insight-Mission die Erste, die nicht bloß oberflächlich untersucht, sondern ihre seismischen Fühler Hunderte von Metern unter die Oberfläche ausstreckt.
In einer Tiefe von etwa 200 Metern unter der Oberfläche des Planeten fanden die Forschenden verschiedene Schichten aus alten Lavaströmen und Sedimentgestein. Besonders bemerkenswert fanden sie den Umstand, dass sie voneinander mit einer 30 bis 40 Meter dicken Schicht aus Sedimentgestein getrennte Lavaströme lokalisieren konnten, die mit rund 3,6 und rund 1,7 Milliarden Jahren deutlich unterschiedlich alt sind.
„Das hilft uns, herauszufinden, wann die verschiedenen Aktivitäten stattgefunden haben“, sagt Banerdt. „Die Tatsache, dass diese Sedimentschicht zwischen den beiden vulkanischen Gesteinen liegt, zeigt, dass es eine Pause in der vulkanischen Aktivität gab, eine ziemlich lange Pause, denn es dauert lange, bis sich Sedimentgestein bildet. Dies gibt den Geologen Aufschluss darüber, dass wir nicht nur eine einheitliche Geschichte des Vulkanismus haben, sondern dass er vielleicht in verschiedenen Schüben abläuft.“
Die Ergebnisse der Auswertungen sind am Montag in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht worden.