Sieben Monate nach seinem Tod in einer Gefängniszelle in Spanien liegt die Leiche von John McAfee immer noch in einem Leichschauhaus. In einem „dramatischen Rechtsstreit“ kämpfen seine Tochter und seine Ex-Frau um den Toten, den spanische Ermittler nicht freigegeben wollen. Das berichtet Marketwatch. Parallel erschien nun der erste Versuch, die zum Teil absurd anmutenden Erzählungen des Software-Tycoons über sein Leben zu sammeln und als Buch herauszubringen. Seine Familie bestreitet den Inhalt vehement.
Wegbegleiter beschreiben den Exzentriker mit seinen Drogentrips und zwielichtigen Geschäften als manipulativen Geschichtenerzähler. Er starb mit 75 Jahren an Selbstmord, wobei auch das von einigen Familienmitgliedern bestritten wird. Die spanischen Behörden haben noch keine offizielle Todesursache bekannt gegeben. Angeblich sei McAfee zweimal obduziert worden.
John, Jen, und Janice und die Ermittler aus Barcelona
Beobachter sprechen von einem „Fiebertraum“, in dem John McAfee in den letzten Jahrzehnten gelebt habe, von Verschwörungen und Wirrungen. Darin scheint sich der Kampf um den Leichnam nahtlos einzufügen. Zunächst wollte seine Tochter Jen ihren Vater einäschern und in die USA transferieren lassen. Parallel bemüht sich Ex-Frau Janice McAfee um den Leichnam. Zuletzt hatte sie betont, John sei nicht selbstmordgefährdet gewesen und schob den US-Behörden die Schuld an seinem Tod zu. Es gebe Bemühungen, dass sie Spanien nicht lebend verlassen solle, so die 39-Jährige. Die Ermittlungsverschleppung solle die Umstände seines Todes vertuschen und sie selbst in Spanien festhalten, behauptet Janice McAfee.
Auch McAfees erste Frau Fran glaubt nicht an einen Selbstmord. Er könnte jemanden damit beauftragt haben, sagt sie. Sie glaubt, er habe schon einmal Anfang 2021 versucht, sich im Gefängnis das Leben zu nehmen. Auch Fran will ihren Nachnamen nicht nennen – wie alle Familienangehörigen, die jeweils ihre Sicherheit als Grund angeben. Die Verzögerungen seien wohl der Angst der Behörden geschuldet, wegen Fahrlässigkeit haftbar gemacht zu werden, weil sie ihn nicht wegen Selbstmordgefahr beobachtet hätten.
47 Kinder und 3 Monate auf Drogen: Die John McAfee-Bänder
Zurzeit macht zudem ein Buch über den exzentrischen Visionär Furore: „No Domain: The John McAfee Tapes“. Der Autor heißt Mark Egliton und hat zuvor einige Heavy-Metal-Biografien verfasst. Er schrieb seine Gespräche mit McAfee 2019 und 2020 auf, die insgesamt 30 Stunden gedauert haben sollen. Deren Essenz steht nun im Buch. Die Familie ist empört, dass Egliton die Ungenauigkeiten, Erfindungen und Mythen darin nicht von den echten Geschehnissen abgetrennt habe. John McAfee habe routinemäßig Ereignisse ausgeschmückt. Etwa prahlte der Software-Tycoon damit, dass er 47 Kinder gehabt und einen dreimonatigen Drogentrip durchlebt habe. Seine Tochter kommentierte das Werk so: Es solle nicht als Biografie, sondern als Unterhaltung angesehen werden.
McAfee erklärte zu Lebzeiten, er sei vergiftet worden, verbreitete allerlei Verschwörungsmythen, kandidierte als Präsident und kündigte an, den anonymen Bitcoin-Schöpfer zu entlarven. Er hatte 2017 zunächst vorhergesagt, der Bitcoin werde Ende 2020 bei einer Million liegen, und das später widerrufen. Mehrfach war McAfee auf der Flucht und erzählte Verschwörungsgeschichten darüber, wer ihm auf den Fersen gewesen sei. Zuletzt war es – tatsächlich – das Finanzamt, das McAfee Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorwarf.
Schmutzige Geschäfte für seinen Lebensstil
McAfee war in allerlei zwielichtige Geschäfte verstrickt. Aus dieser Zeit sitzt etwa sein ehemaliger Leibwächter noch im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess wegen Betrug und Geldwäsche im Zusammenhang mit zwei Kryptowährungsgeschäften. Jimmy Gale Watson Jr. promotete zusammen mit McAfee Kryptowährungen wie Verge, Skycoin, Docademic, Bezop und Latium. Das „Kryptowährungsteam“ nutzte dabei den Twitteraccount von McAfee, um ICO durch falsche und irreführende Aussagen anzupreisen. Die Staatsanwaltschaft sprach von Millionenverdiensten durch Lügen und Täuschungen. Sein ehemaliger Geschäftspartner Francois Garcia sagt, John McAfee habe immer Geld gebraucht, weil er es ausgab „wie ein betrunkener Matrose“. Zuletzt soll er nur noch zwischen 200.000 und 300.000 Dollar in bar besessen haben. Ursprünglich sollen es 100 Millionen Dollar gewesen sein.
Heutzutage muss man ja leider sagen:
das ist der „ganz normale“ Wahnsinn…