Mercedes: Solarlack soll bis zu 12.000 Kilometer zusätzliche Reichweite für E-Autos ermöglichen
Die Idee, Elektroautos mit Solarzellen zu versehen, um ihre Reichweite zu erhöhen, ist nicht neu. Nach privaten Bastler:innen haben sich in den vergangenen Jahren auch E-Autohersteller daran versucht, Solarmodule direkt in die Karosserie zu integrieren.
Holprig: Noch kein Durchbruch für Solarautos
Mit unterschiedlichem Erfolg. Sono Motors etwa musste aufgrund mangelnder Finanzierung sein „Solarauto“ Sion aufgeben. Geplant war, dass das Fahrzeug mit 456 Solarzellen wöchentlich Solarenergie für 112 Kilometer zusätzliche Reichweite liefern sollte.
Mercedes hat jetzt ein Konzept vorgestellt, bei dem diese Grundidee ein ganzes Stück weiter vorangetrieben wurde. Statt auf herkömmliche Solarmodule setzt der deutsche Autokonzern auf einen PV-Lack, der einen Wirkungsgrad von über 20 Prozent bietet.
Die Beschichtung soll mit fünf Mikrometer dünner als ein menschliches Haar sein. Pro Quadratmeter kommt so ein zusätzliches Gewicht von lediglich 50 Gramm zusammen.
Solarlack als hauchdünne Paste
Interessant ist, dass der Solarlack in Form einer hauchdünnen Paste zwischen Karosserieblech und Farblackierung aufgetragen wird. Dabei werden dank eines ebenfalls neuartigen Farblacks auf Nanopartikelbasis 94 Prozent der Sonnenenergie auf den Solarlack durchgelassen, wie Mercedes mitteilt.
Das Ergebnis: Hat das Fahrzeug eine Fläche von rund elf Quadratmeter, was in etwa der Oberfläche eines mittelgroßen SUV entspricht, kann hierzulande unter Idealbedingungen Energie für bis zu 12.000 Kilometer im Jahr produziert werden. In Stuttgart, wo Mercedes-Benz-Fahrer:innen im Schnitt täglich 52 Kilometer zurücklegen, würden 62 Prozent der Fahrleistung durch diese Art der Sonnenenergie-Gewinnung abgedeckt werden.
Bis zu 20.000 Kilometer Reichweiteplus in LA
In Los Angeles, wo sich die zusätzliche Reichweite auf rund 20.000 Kilometer belaufen soll, bräuchten E-Autofahrer:innen theoretisch gar nicht mehr nachladen. Hier könnte der Stromüberschuss per bidirektionalem Laden gleich direkt ins Hausnetz eingespeist werden.
Für den Solarlack spricht zudem, dass er deutlich umweltfreundlicher und kostengünstiger sein soll als herkömmliche Solarmodule. Mercedes zufolge ist der Lack frei von den sogenannten seltenen Erden. Auch ist kein Silizium enthalten. Verwendet werden laut Hersteller nur ungiftige und leicht verfügbare Rohstoffe.
Wann kommt der Solarlack auf den Markt?
Der einzige Haken an dem Ganzen ist, dass Mercedes bisher noch kein Datum für einen Marktstart verraten hat. Bisher heißt es, dass der Konzern daran forsche. Der Forschungsbereich arbeite derzeit intensiv daran, den Einsatz des neuartigen Solarlacks auf allen Außenflächen eines Fahrzeugs zu ermöglichen.
Wann der Solarlack also serienmäßig auf E-Autos aufgetragen werden kann, ist unklar. Einen Hinweis darauf gibt die Veröffentlichung der Solarlack-Idee in einer Präsentation verschiedener Mercedes-Visionen für den „Zeithorizont 2040+“.