„Web5: The Decentralized Web Platform“ – dieses Projekt hat Jack Dorsey, Ex-Twitter-Chef und jetzt nur noch Chef des vormals Square genannten Finanzdienstleisters Block, am Freitag nicht nur auf Twitter angekündigt. Auch persönlich trug er das neue Konzept auf dem Web3-Festival vor.
Web5 will dezentralisiertes Web3 noch dezentraler machen
Mit der Umbenennung von Square in Block ging ein erweiterter Fokus einher. Fortan sollte der einstige reine Finanzabwickler auch eine Blockchain-Company werden. Nun hat Block eine Tochter namens TBD gegründet und die soll unter Überspringen der Zahl 4 das brandneue Web5 konzipieren. Das wichtigste Anliegen des Web5 wird es laut Dorsey sein, dass diese Generation wirklich „dezentralisiert“ ist – was wir eigentlich bereits vom Web3 geglaubt hatten, erwarten zu dürfen.
Wer sich nun fragt, wie ein Web5, das von einem einzelnen Unternehmen gegründet wird, völlig dezentralisiert sein kann, hat einerseits einen Punkt, sollte sich aber andererseits auch Dorseys Grobkonzept etwas näher ansehen. Ob man es unbedingt Web5 hätte nennen müssen, bleibt mal dahingestellt.
Eine Art Emule für Bitcoin
Jedenfalls ist der Ansatz von TBD dem alten Peer-to-Peer-Gedanken recht ähnlich, bei dem jeder und jede eigene Knoten bereitstellen konnte, um auf diese Weise zu einem möglichst dichten und unzerstörbaren Netz beizutragen. Über die stark dezentrale Errichtung von Webknoten – bestenfalls durch jedermann – will das Web5 jedenfalls die Fragen der dezentralen Identität und Datenspeicherung zufriedenstellend beantworten.
So will Dorsey ein Problem lösen, dass es nach seiner Diagnose derzeit gäbe. Web3 und der Kryptosektor lägen nämlich derzeit, so Dorsey, in den Händen von Risikokapitalgebern und keineswegs schön verteilt im Gemeineigentum. Dorseys Web5 will hingegen auf Utility-Token und Konsensmodelle – mithin alles, was sich wieder konzentrieren lässt, verzichten. So soll ein wirklich dezentrales Web entstehen, das auf der Blockchain-Technologie basiert.
Anonyme Webnutzung, Bitcoins ohne Konsensmethoden und Validatoren – WTF
Dieses neue Web5 soll es Nutzenden ermöglichen, Dienste anonym, also ohne Anmeldung, nutzen zu können. Wie das Bitcoinmagazine berichtet, soll der Bitcoin in dem neuen Gerät ohne Validatoren oder einen Konsensmechanismus funktionieren. Dabei ist die Verbindung zum Bitcoin nur optional. Nutzende sollen die anonyme digitale Identität auch nutzen können, ohne auf der monetären Ebene involviert zu sein.
Ob und wie das neue Konzept etwas am vorrangig finanziellen Zentralisierungszustand des Web3 ändern wird oder auch nur kann, bliebe wohl abzuwarten. Abzuwarten bliebe auch, wie ein System ohne Konsensmethoden und Validatoren funktionieren können soll. Wer übernimmt die Kontrolle der regelgerechten Abwicklung von Transaktionen? Was passiert bei Betrugsfällen?
Seit Monaten zeigt sich das Web3 gerade solchen Problemen gegenüber anfällig. Wie man nun sinnvoll ein Web5 vorstellen kann, ohne diese Probleme proaktiv zu benennen und Lösungen dafür zu skizzieren, ist Dorseys Geheimnis. Das gilt auch für den Zeitpunkt des Marktstarts.