Eigentlich wollte Netflix die unerlaubte Mitnutzung der Konten zahlender Nutzer:innen, das sogenannte Account-Sharing, schon mit Ende März 2023 flächendeckend unterbinden. Wohl auch weil die Maßnahme bei den betroffenen Nutzer:innen in Ländern wie Spanien gar nicht gut ankommt, ist das Verbot des Account-Sharings um ein paar Wochen verschoben worden.
Netflix: Mitnutzer werden Abonnenten
Abbringen lassen wird sich Netflix von dem Vorgehen aber wohl nicht mehr. Dafür dürfte die Umstellung nicht schlecht genug verlaufen sein. In Lateinamerika, so Netflix bei der Vorstellung der Quartalsbilanz in der vergangenen Woche, erwarte man sich nach den zunächst erfolgten Abo-Kündigungen einen Anstieg bei – zahlenden – Nutzer:innen.
Entsprechend liegt die Entwicklung in Spanien, über die das Marktforschungsunternehmen Kantar berichtet, wohl innerhalb der Erwartungen des Streaminganbieters. Kantar zufolge soll Netflix in Spanien innerhalb der ersten drei Monate 2023 rund eine Million Nutzer:innen verloren haben. Netflix hatte dort im Februar die Paid-Sharing-Zusatzgebühr eingeführt.
Marktforscher: Abwanderung verdreifacht
Zwar hat sich die Abwanderungsrate in Spanien damit gegenüber dem Vorquartal fast verdreifacht. Allerdings gab Dominic Sunnebo von Kantar gegenüber Bloomberg an, dass zwei Drittel der Nutzer:innen, also rund 670.000, zuvor keine zahlenden Abonnent:innen gewesen seien. Und genau auf solche (Mit-)Nutzer:innen zielt das Netflix-Vorgehen ja letztlich ab.
Netflix setzt darauf, dass ein Teil der Nutzer:innen in Zukunft ein eigenes Abo abschließt oder eben die Paid-Sharing-Zusatzgebühr zahlt. Insgesamt soll dadurch der Umsatz steigen. In Kanada soll das funktioniert haben. Hier sei die Zahl der Abos gestiegen und der Umsatz stärker als in den USA wachsen.
Marketing-Support durch Nutzer fällt weg
Also alles in Butter? Keineswegs! Ein Problem sehen die Marktforscher:innen etwa darin, dass die verärgerten Nutzer:innen zwar zuvor nicht direkt zum Umsatz beigetragen hätten. Sie hätten aber durch entsprechende Diskussionen über Filme und Serien – online wie offline – das Marketing unterstützt, wie Golem schreibt.
Was die Sache noch schlimmer macht: Weitere zehn Prozent der Abonnent:innen wollen im laufenden zweiten Quartal ihre Mitgliedschaft kündigen. Kantar zufolge sei nicht zu erwarten gewesen, dass so viele spanische Nutzer:innen Netflix aufgrund der Maßnahmen den Rücken zuwenden würden.
Kommt Account-Sharing-Verbot nach Deutschland?
Ob, und wenn ja, wann Netflix auch in Deutschland das Account-Sharing-Verbot durchsetzen wird, ist bisher unklar. Bisher hieß es nur, dass das Verbot bis Sommer auf weiteren Märkten, insbesondere in den USA, kommen werde.