Neuralink will Hirnimplantate am Menschen testen
Wie bereits angekündigt, macht Neuralink mit Menschenversuchen ernst. Das geht aus einer Stellenausschreibung hervor, die der Spiegel entdeckt hat. Demnach sucht das Unternehmen von Multimilliardär Elon Musk einen Leiter für die klinischen Studien am Menschen. Der Aspirant soll ein Team aufstellen und leiten, das die implantierbaren Neuromodulationsgeräte in Richtung Zulassung bringt. Dazu soll er oder sie die Studienteilnehmer und Testgeräte mit Ärzten und Ingenieuren betreuen.
Brain-Computer-Interface soll 2022 zum Einsatz kommen
Nachdem Elon Musk im Jahr 2019 bereits für 2020 Menschenversuche angekündigt hatte, verschob er den Termin später. Im Frühjahr 2021 äußerte er die Hoffnung, am Jahresende damit beginnen zu können. Auf einem Kongress des Wall Street Journals am 7. Dezember 2021 verriet er dann einen neuen Zeitplan. Demnach sollten 2022 die ersten Neuralink-Studien mit Menschen stattfinden. Zudem stehe die Zulassung durch die FDA (Federal Drug Administration – Bundeszulassungsstelle für Medizinprodukte) auf der Agenda.
Erste Zielgruppe: Tetraplegiker
Zunächst hat Neuralink Querschnittgelähmte im Visier. Musk kündigte an, mit Tetraplegikern arbeiten zu wollen. Durch eine Schädigung des Rückenmarks auf Höhe der Halswirbelsäule können Betroffene weder Arme noch Beine bewegen. Die Lähmung betrifft alle Extremitäten unterhalb des Halses und schließt die Verdauungsorgane mit ein.
Langfristig sollen sich jedoch auch gesunde Menschen Neuralinks Produkte einsetzen lassen können, um per Gedankenkontrolle Dinge zu steuern oder Musik direkt ins Gehirn gestreamt zu bekommen. Experten halten viele der Ankündigungen für unseriös.
USA: Tiefe Hirnstimulation bereits zugelassen
Neuralink hatte Aufsehen erregt, als das Unternehmen einen Affen präsentierte, der über ein Hirnimplantat Pong spielte. Es gibt bereits andere Projekte, die ebenfalls über ähnliche Implantate das Bewegen (künstlicher) Extremitäten über Gehirnimpulse möglich machen. Seit 1963 forschen Wissenschaftler in diesem Bereich. 2002 hat die US-Zulassungsbehörde FDA tiefe Hirnstimulation zugelassen, was der Forschung Auftrieb gegeben haben soll. Berühmt ist der 2012 präsentierte Fall des vollständig gelähmten Jan Scheuermann, der per Hirnimplantat einen Roboterarm steuerte. Fachleute haben jedoch nachgewiesen, dass die Steuerung per Hirnstrom gleicherweise mit Sensoren außerhalb des Kopfes möglich ist. Auch in diesem Fall bewegte der Proband einen Roboterarm.