Nexus 6P: Google versetzt Huawei den Ritterschlag
In den vergangenen Jahren hat Google fast immer mit den gleichen Herstellern an Geräten der Nexus-Reihe gearbeitet: ASUS und HTC durften zwei Mal ran, Samsung und LG gar drei Mal, Motorola bildete hier mit dem Nexus 6 als Ex-Google-Unternehmen die Ausnahme.
Mit dem Nexus 6P stößt mit Huawei ein neuer Player in die Nexus-Hersteller-Riege. Doch nicht nur das: Huawei ist auch das erste Unternehmen aus China, dem die Ehre zuteil wird, ein Google-Phone zu bauen. Im Vorlauf der Präsentation des Nexus 6P munkelte man, dass die Kooperation für beide Unternehmen ein geostrategischer und politischer Schachzug sei: Google will zurück in den chinesischen Markt, Huawei will einen Fuß in den US-Markt bekommen. Ob diese Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten.
Huawei ins Boot zu holen, ist aus unserer Sicht eine gute Entscheidung, denn in den letzten Jahren hat das Unternehmen sich durch seine sehr gut verarbeiteten Geräte einen Namen gemacht und mittlerweile sogar in Europa den zweiten Platz der Hersteller von Android-Smartphones erklommen.
Mit dem Nexus 6P erhält der Hersteller gewissermaßen einen Ritterschlag von Google, der Huawei noch bekannter machen dürfte. So hat LG sich beispielsweise durch seine beiden Nexus-Modelle 4 und 5 aus dem Abstiegsstrudel befreien könne und genießt mittlerweile wieder einen guten Ruf, den der Hersteller sich aber auch durch weitere spannende Geräte erarbeitet hat. Doch was hat das Nexus 6P so auf dem Kasten?
Design, Verarbeitung und Haptik des Nexus 6P
Mit dem Nexus 6P ist neben der neuen Partnerschaft auch in Sachen Gehäusematerial ein neuer Weg beschritten worden, denn es ist das erste Gerät der Nexus-Reihe, das einen Metallmantel verpasst bekommen hat. Damit macht das Gerät seinem Namen alle Ehre, denn laut Google steht das „P“ für Premium – und das ist es ohne Frage.
Das Phablet fasst sich nicht nur wegen dieses Alumantels gut an, sondern auch wegen der gefasten Kanten rund um das Gerät. Im Unterschied zum Nexus 5X (zu unserem Test), das aus Polycarbonat besteht und eine Art Displayschutz durch Erhöhung des Rahmens besitzt, ist das Display des Nexus 6P nahtlos in das Gehäuse eingelassen – es fühlt sich mehr nach „einem Guss“ an.
Das Unibody-Gehäuse wird auf der Rückseite oben vom sogenannten „Visor“ unterbrochen. Er ist eins der Designmerkmale des Nexus 6P und wurde nicht sonderlich positiv aufgenommen, denn an dieser Stelle ist das Phablet minimal dicker. Der Visor ist aber ein notwendiges „Übel“, denn hinter dieser Blende aus Glas befinden sich Kamera, Blitz und diverse Sensoren.
Der „Buckel“ trägt in der Realität weniger dick auf als es die offiziellen Produktbilder andeuten, außerdem ist dieser „Streifen“ eine bessere Design-Lösung als Kamera, Sensoren und Co. zerklüftet auf der Rückseite zu verteilen. Außerdem kann das Nexus 6P auf dem Rücken liegen und bedient werden, ohne dass es hin- und herwackelt, was bei den mittlerweile verbreiteten aus dem Rücken herausragenden Kameras nicht selten der Fall ist. Wo wir schon bei der Rückseite sind: Hier ist wie beim Nexus 5X ein Fingerabdrucksensor verbaut, den Google „Nexus Imprint“ nennt.
Powerbutton und Lautstärkewippe sind wie beim 5X an der rechten Gehäuseseite angebracht und besser verarbeitet als die des Nexus 5X. Denn zum einen bestehen sie aus Metall, zum anderen ist der Powerbutton geriffelt, sodass er leicht von der Lautstärketaste zu unterscheiden ist. Der Druckpunkt des Powerbuttons ist spürbar, doch hätte Huawei ihn noch etwas klarer definieren können.
Während Google beim Nexus 5X leider nur auf einen Monolautsprecher setzt, besitzt das 5,7-Zoll-Phablet Stereospeaker, die optisch an die des 2014er-Nexus-6 angelehnt sind. Die Ränder ober- und unterhalb des Displays sind dicker als die des letztjährigen Modells, wodurch das Nexus 6P trotz des kleineren Displays genau so lang ist wie das Nexus 6, was etwas irritiert, da Huawei in der Vergangenheit mehrmals bewiesen hat, ein Meister der Body-to-Display-Ratio zu sein.
Nichtsdestotrotz besitzt es beinahe die gleichen Abmessungen wie Apples iPhone 6S Plus, das sogar „nur“ ein 5,5-Zoll-Display an Bord hat. Die Abmessungen im Vergleich: Das iPhone 6S Plus ist 158,2 x 77,9 x 7,3 Millimeter groß, das Nexus 6P misst 159,3 x 77,8 x 7,3 Millimeter.
Um auf den Vergleich mit dem Nexus 6 zurückzukommen: Das Nexus 6P ist mit seinen 7,3 Millimetern dünner als als 2014er-Nexus-Phablet und mit 77,3 Millimetern auch schmaler, was dem Handling des Geräts zugute kommt. Die Einhandbedienung fällt leichter als beim Nexus 6, wobei es immer noch ein schwieriges Unterfangen ist, den oberen Bereich des Displays mit dem Daumen zu erreichen. Ohne Frage: Das 178 Gramm schwere Nexus 6P ist immer noch groß, aber es handelt sich bei diesem Gerät immerhin um ein Phablet – in die Hosentasche passt es, sich damit hinzusetzen, ist aber keine gute Idee.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Huawei ein optisch zurückhaltendes, aber sehr gut verarbeitetes Phablet gelungen ist, das Googles Nexus-Klasse auf ein neues (Premium-)Level hebt.
Nexus 6P: Display, Kamera und Software
Um dem Nexus 6P auch in Sachen Ausstattung einen Premiumanstrich zu verpassen, hat Huawei – an dieser Stelle mit Sicherheit nach Ansage von Google – dem Phablet einen WQHD-Bildschirm mit 2.560 x 1.440 Pixeln verbaut. Warum wir uns sicher sind, dass der Screen von Google vorgegeben wurde? Bisher hat sich Huawei-CEO Richard Yu grundsätzlich gegen eine solche Displayauflösung ausgesprochen, weil er sie für „Unsinn“ und Energiefresser hält. Selbst das 6,8-Zoll-Phablet Huaweis, das P8 max, besitzt „nur“ ein Full-HD-Display mit 1.920 x 1.080 Pixeln. Damit steht das P im Nexus 6P nicht nur für „Premium“, sondern auch für „Premiere“, aber womöglich eine unfreiwillige.
Auch wenn Huaweis Chef der hochauflösende AMOLED-Screen missfällt – mir sagt er zu. Die Farben sind – wie für ein AMOLED-Panel üblich – knackig, es ist blickwinkelstabil und das Schwarz ist wirklich schwarz. Die gute Qualität des Panels kommt nicht von ungefähr, stammt es doch von Samsung und ist auch im Galaxy Note 5 und Galaxy S6 zu finden, heißt es aus offizieller Quelle. Im Unterschied zum Nexus 6, dem ein älteres Samsung-Panel verbaut wurde, entspricht das im neuen Google-Phablet zu finden ist, dem aktuellen Stand der Technik und wird daher auch energiesparender sein.
Entsprechend ist auch an der Helligkeit des Displays nichts auszusetzen – will man es runterregeln, gibt es keine Farbverfälschungen wie teilweise beim Nexus 6 (2014). Positiv hervorzuheben ist außerdem die Möglichkeit, das Panel von den üblichen knalligen AMOLED-Farben auf einen sRGB-Modus umzustellen. Die entsprechende Funktion findet ihr in den Entwicklereinstellungen. Damit wirken die Farben ausgeglichener und dezenter.
Nexus 6P: Nein, der Snapdragon 810 läuft nicht heiß
In Sachen Performance spielt das Premium-Phablet mit seinem Snapdragon 810 in Version 2.1, unterstützt von schnellen drei Gigabyte LPDDR4-RAM, ganz vorn mit. Zwar erreicht es im AnTuTu-Benchmark nicht die 67.000 Punkte, die Samsungs Galaxy S6 mit seinem Exynos-7420-Chip liefert, aber auf knapp 60.000 kommt es immerhin.
Hier ergeht es ihm aber wie dem Nexus 5X: Nach einer längeren Gaming-Partie mit Sky Force HD oder Riptide GP2 taktet der 64-Bit-fähige Octa-Core-Prozessor runter und liefert im gleichen Benchmark „nur“ noch knapp 50.000 Punkte. Wie aber auch schon beim kleineren Google-Phone tut das der tatsächlich spürbaren Performance keinen Abbruch – alles läuft flüssig, es sind weder Aussetzer noch Mikroruckler zu spüren. Zudem sei erwähnt, das synthetische Tests wie Benchmarks nicht unbedingt die Alltagsperformance widerspiegeln.
Trotz des Metallgehäuses ist die Wärmeentwicklung nicht der Rede wert. Bei längeren Gaming-Sessions wird die obere rückseitige Partie auf Höhe des „Visors“ zwar warm, aber das ist absolut im erträglichen Rahmen. Kurzum: Qualcomm, Google und Huawei haben den Snapdragon-810-Chip in den Griff bekommen, sodass er eine solide Leistung auf Oberklasse-Niveau bringt, ohne heiß zu laufen.
Spezifikationen im Vergleich: Nexus 6P vs. Nexus 5X vs. Nexus 6
Nexus 6P | Nexus 5X | Nexus 6 | |
---|---|---|---|
Betriebssystem | Android 6.0 Marshmallow | Android 6.0 Marshmallow | Android 6.0 Marshmallow (Android 5.0 Lollipop) |
Display | 5,7 Zoll Full-HD-AMOLED (2.560 x 1.440 Pixel, 518 ppi) | 5,2 Zoll Full-HD-IPS (1.920 x 1.080 Pixel) | 5,96 Zoll WQHD-AMOLED (2.560 x 1.440 Pixel, 493 ppi) |
Prozessor | Snapdragon 810 Octa Core 64-bit, max. 2,0 GHz | Snapdragon 808 Hexa Core 64-bit, max. 1,8 GHz | Snapdragon 805 Quad Core, max. 2,7 GHz |
Arbeitspeicher | 3 GB RAM LPDDR4 | 2 GB RAM | 3 GB RAM |
Interner Speicher | 32 GB, 64 GB oder 128 GB | 16 GB oder 32 GB | 16 GB oder 32 GB |
Hauptkamera | 12,3 MP, 1.55 μm; f/2.0, IR-Laser-Autofokus | 12,3 MP, 1.55 μm; f/2.0, IR-Laser-Autofokus | 13 MP mit OIS, f/2.0 |
Frontkamera | 8 MP, 1,4 µm Pixel Blende: f/2.4 | 5 MP, 1,4 µm Pixel Blende: f/2.0 | 2 MP |
Akkukapazität | 3.450 mAh | 2.700 mAh | 3.220 mAh |
Konnektivität | LTE Kat. 6, Dualband-WLAN (2,4 G/5 Ghz) 802.11 ac, Bluetooth 4.2, NFC | LTE Kat. 6, Dualband-WLAN (2,4 G/5 G) 802.11 ac, Bluetooth 4.2, NFC | LTE, WLAN 802.11 ac, Bluetooth 4.1 LE, NFC |
Abmessungen | 159,3 x 77,8 x 7,3 mm | 147,0 x 72,6 x 7,9 mm | 83 x 159,3 x 3,8-10,1mm |
Gewicht | 178 g | 136 g | 184 g |
Farben | Aluminium, Grafit, Kristallweiß | Anthrazit, Quarz oder Eisblau | Blau, Weiß |
Sonstiges | Fingerabdrucksensor, kurze Ladezeiten, USB Typ C, Stereo-Frontlautsprecher | Fingerabdrucksensor, kurze Ladezeiten, USB Typ C | Turbo-Charge-Funktion, Stereo-Frontlautsprecher, Qi-Wireless-Charging |
Preis (UVP) | 679 Euro (32 GB), 699 Euro (64 GB), 799 Euro (128 GB) | 479 Euro (16 GB), 529 Euro (32 GB) | 649 Euro (32 GB), 699 Euro (64 GB) |
Die Kamera des Nexus 6P im Test
Wie schon wir schon im Test des Nexus 5X festgestellt haben, hat Google seinen 2015er-Nexus-Phones endlich eine vernünftige Kamera verpasst. Aus technischer Sicht sind die Kameras des Nexus 5X und 6P nahezu identisch: In beiden Geräten ist ein Sensor mit 1,55 Mikrometer großen Pixeln und einer f/2,0-Blende verbaut, der eigentlich für Digitalkameras und Camcorder konzipiert wurde. Dem Sensor stehen ein Dual-LED-Flash und ein Infrarot-Laser-Autofokus unterstützend beiseite.
Aufgrund der großen Pixel ist die Kamera imstande, mehr Licht aufzunehmen, was sich insbesondere bei Low-Light-Aufnahmen bemerkbar macht. Auf der Strecke geblieben ist aber leider ein optischer Bildstabilisator, der noch im Nexus 5 und Nexus 6 Verwendung gefunden hat. Im Nexus 6P wurde aber immerhin noch ein elektronischer Bildstabilisator (EIS) integriert, der bei Videos und widrigen Lichtverhältnissen für bessere Resultate sorgen soll. Das macht sich auch ein bemerkbar, wobei die Kamera des 5X schon gute Ergebnisse liefert. Gefühlt ist die des 6P aber noch eine Nuance besser.
An der Bildqualität der Kamera ist wenig auszusetzen. Die Resultate sind unter normalen Lichtverhältnissen detailreich und farbgetreu. Unter widrigem Licht kommen immer noch ordentliche Fotos zustande, auch wenn insbesondere in dunkleren Bildbereichen ein wenig Rauschen wahrzunehmen ist. Aber: Wo kein Licht, da kann auch die beste Kamera nichts aufnehmen.
Im Unterschied zum Nexus 5X besitzt die Nexus-6P-Kamera eine sogenannte „Smart-Burst“-Funktion, mit der Fotos in schneller Abfolge aufgenommen und automatisch zu einem GIF à la Autoawesome-Funktion von Google Fotos zusammengestellt werden – kleine Spielerei, aber nett.
Videos können in 4K-Auflösung aufgenommen werden und sind dank EIS etwas weniger verwackelt als beim 5X. Zudem bietet die Kamera des 6P weitere Funktionen, die das kleinere Nexus-Modell nicht hat: Slow-Motion-Videos lassen sich optional mit 120 und 240 Bildern pro Sekunde und 720p-Auflösung aufnehmen, was mit etwas Geschick und dem richtigen Motiv zu beeindruckenden Resultaten führen kann. Hierfür müssen die Lichtverhältnisse aber optimal sein. Hier ein Slow-Motion-Beispielvideo mit 240 Bildern-pro-Sekunde:
Die Google-Camera-App ist in Sachen Optik und Bedienung im Vergleich zur Lollipop-Version leicht verändert worden, liefert aber kaum neue Funktionen. Entsprechend fehlen manuelle Einstellungsoptionen, wie sie diverse Hersteller ihren Smartphones mittlerweile verabreichen. Immerhin kann die Kamera aber per Doppteltap auf den Powerbutton aus dem Standby aktiviert werden, was durchaus schnell geht. Im Unterschied zum Nexus 5X ist der Start etwas rascher, auch die Verarbeitung von HDR+-Aufnahmen, die standardmäßig aktiviert sind, ist dank Snapdragon-810-SoC schneller.
Nexus-6P-Software: Marshmallow pur
Nexus-Geräte fungieren seit jeher als Präsentationsfläche für die neueste Android-Version, um Entwicklern und Herstellern zu demonstrieren, wie Google sich sein eigenes mobiles OS vorstellt. Auch in diesem Jahr ist das der Fall: Nexus 5X und 6P sind aus diesem Grund Ende September zusammen mit Android 6.0 Marshmallow enthüllt worden.
Die neue Version des marktführenden OS bringt allerlei Neuerungen mit sich, außerdem hat Google mit dem Update sein mobiles OS von von vielen Fehlern befreit, die in Android 5.0 Lollipop vergessen worden waren. Android soll mit der neuesten Version auf ein neues Qualitätslevel gehievt werden, was sich nach einer Weile der Nutzung auch bemerkbar macht. Marshmallow wirkt regelrecht poliert und fehlerfrei.
Was die Neuerungen anbelangt, sind einerseits die granularen App-Berechtigungen zu erwähnen, mit denen allen Anwendungen einzelne Rechte entzogen werden können – diese Funktion war längst überfällig. Anderseits hat Google seinem OS eine native Unterstützung für Fingerabdrucksensoren verabreicht – bisher kochte jeder Hersteller diesbezüglich sein eigenes Süppchen. Nexus 5X und 6P sind die ersten Geräte, die auf die neue Schnittstelle zugreifen – entsprechend besitzen beide einen biometrischen Scanner. Weitere Infos sowie Tipps und Tricks zu Android 6.0 findet ihr in einem separaten Artikel.
Mithilfe des Fingerabdrucksensors lässt sich das Smartphone entsperren, der User kann sich in Apps, sofern die API schon integriert wurde, per Fingerzeig anmelden und Bezahlungen vornehmen. In diesem Kontext sei auch der neue Bezahldienst Android Pay erwähnt, der in Europa leider noch nicht genutzt werden kann. Dafür könnt ihr euch Apps im Play-Store mit euren Fingerabruck kaufen. Hierfür müsst ihr die Funktion aber in den Einstellungen der Play-Store-App aktivieren.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Nexus-Geräte direkt von Google mit Software-Update und -Patches versorgt werden, sodass sie immer auf dem aktuellen Stand ist. Seit der Stagefright-Panik liefert Google sogar monatliche Sicherheits-Updates für alle Nexus-Geräte aus, die jünger sind als drei Jahre. Andere Hersteller sollten sich davon eine Scheibe abschneiden. Problem: Samsung, LG, Huawei und Co. haben ein größeres Arsenal an Geräten zu pflegen, womit unter anderem hohe Kosten verbunden sind.
Konnektivität, Sound und Fingerabdrucksensor des Nexus 6P
Das Nexus 6P wird in drei Speichergrößen angeboten, wobei die kleinste 32, die mittlere 64 und die größe stattliche 128 Gigabyte beträgt. Wie üblich, steht Usern nicht der komplette Speicher zur vollen Verfügung – etwa sechs Gigabyte werden vom System beansprucht. Wie bei jedem Nexus-Gerät üblich, ist der interne Speicher nicht per microSD-Karte erweiterbar. Ob Google diese interne Vorgabe angesichts der mit Android 6.0 eingeführten Möglichkeit, SD-Karten als interner Speicher zu verwenden, bei der nächsten Nexus-Generation abschafft, ist unklar. Nicht wenige User würden einen solchen Schritt sicher begrüßen.
In Sachen Konnektivität haben Huwei und Google sich nicht lumpen lassen: LTE Kat. 6, Bluetooth 4.2, WLAN 802.11 nach ac-Standard und Dual-Band-Support (2,4 Gigahertz und 5,0 Gigahertz), GPS, Glonass und NFC sind an Bord. Das GPS-Modul findet rasch einen Fix, sodass kein Grund zur Kritik besteht. Außerdem hat Google einen sogenannten Sensor-Hub, einen Zusatzprozessor, integriert, der weniger rechenintensive Aufgaben wie das Schrittezählen für Google Fit und Co. übernimmt, sodass der Snapdragon-810-Chip ruhen kann und weniger Energie verbraucht wird. Auch der Fingerabdrucksensor wird über das Hub gesteuert.
Wo wir schon dabei sind: Der rückseitige Fingerabdrucksensor funktioniert, wie er soll. Tappt man mit einem seiner registrierten Finger auf die kleine runde Stelle unterhalb der Kamera, wird das Phablet im Nu aus dem Standby geholt und steht sofort zur Nutzung bereit. Es ist überraschend, wie schnell dieses Feature bei mir den Griff zum Powerbutton ersetzt hat.
Was ich mir aber noch für den Fingerabdruckscanner wünschen würde, wären weitere Gesten, wie sie beispielsweise beim Huawei Mate S (zu unserem Test) zu finden sind. Denn bei Huaweis Edelphablet dient eine Wischbewegung über den Scanner zum Runterscrollen der Benachrichtigungsleiste, ein Doppeltap quittiert alle Benachrichtigungen. Selbst zum Scrollen durch die Bildergalerie lässt sich der Scanner nutzen, sodass nicht immer die Finger den Bildschirm verdecken.
Wie schon das Nexus 6 besitzt das P-Modell Stereolautsprecher auf der Vorderseite – beim Nexus 5X wurde leider darauf verzichtet. Der Sound der Front-Speaker ist okay, kann aber nicht mit dem Klang- und Tonspektrum von HTC-BoomSound-Lautsprechern mithalten, die nicht selten als Referenz für Smartphone-Lautsprecher herangezogen werden. Nicht missverstehen: Die Speaker sind zweifelsohne um Welten besser als Monolautsprecher, aber ihnen fehlt ein wenig die Kraft. Die Empfangs- und Sprachqualität beim Telefonieren dagegen ist bestens.
Dank solidem Akku ein guter Alltagsbegleiter
Der große 3.540-Milliamperestunden-Akku des Nexus 6P verspricht einen langen Atem, schließlich ist er um 200 Milliamperestunden größer als noch beim Nexus 6. Doch: Bringt mich der Akku über den Tag? Diese Frage lässt sich absolut bejahen. An keinem Tag der Testphase von einer Woche hatte ich Probleme mit einem zur Neige gehenden Akku, wobei es an einem Tag schon recht knapp war. Das lag aber an einer schlechten Mobilfunkverbindung im Zug zwischen Berlin und Hannover. In solchen Szenarien suchen Smartphones permanent nach einem Signal und saugen damit den Akku leer. Abgesehen davon war am Ende des Tages stets ausreichend Saft vorhanden. Bei moderater Nutzung mit E-Mails, Facebook und Co. kann man sogar auf anderthalb Tage mit einer Akkuladung kommen.
Falls ihr das Phablet wenig nutzt, könnt ihr sogar mehrere Tage mit einer Akkuladung auskommen, denn der mit Android 6.0 Marshmallow eingeführte „Doze-Modus“ hilft dabei, den Akku zu schonen: Wird das Smartphone nicht benutzt, werden Apps einfach „schlafen“ gelegt, sodass sie sich nicht permanent mit dem Netz verbinden.
Falls der Akku des Nexus 6P doch mal zur Neige gehen sollte, so dürft ihr eines nicht vergessen: Packt das im Lieferumfang enthaltene USB-Typ-C-Ladekabel mit ein, denn im Unterschied zum microUSB-Kabel, das weit verbreitet ist, sind die neuen Typ-C-Kabel noch rar gesät. Dieser Umstand wird sich in den kommenden Monaten zwar hoffentlich ändern, aktuell seid ihr aber fast auf euch allein gestellt. Die Umstellung auf diesen neuen Standard bringt aber nette Vorteile mit sich: Zum Beispiel kann der Stecker nie wieder verkehrt herum eingestöpselt werden, außerdem könnt ihr anderen, sofern das richtige Kabel vorhanden, mit Strom aushelfen, denn das Nexus 6P kann dann auch als Akkupack fungieren.
Im Unterschied zu den letzten Nexus-Modellen hat Google bei seiner neuesten Generation die Möglichkeit des kabellosen Ladens gestrichen. Beim Nexus 6P ist der Support dieser Technologie aufgrund seiner Metallrückseite schwierig, beim Nexus 5X wäre es wegen des Polycarbonatgehäuses kein Problem. Immerhin: Dank Schnellladetechnologie lässt sich selbst das Nexus 6P trotz des großen Akkus in knapp anderthalb Stunden voll aufladen.
Fazit: Tolles Phablet mit wenigen Schwächen
Mit dem Nexus 6P legt Huawei ein solides Debüt hin, das auf nahezu der ganzen Linie überzeugt. Die Verarbeitung ist wie es sich für Oberklasse-Geräte aus dem Hause Huawei gehört, absolute Spitze, an Display und Fingerabdruckleser gibt es keinen Grund zur Kritik und – wer hätte das gedacht – auch der Snapdragon-810-Prozessor macht Spaß und wird dabei nicht heiß.
Wer aktuell auf der Suche nach dem besten Android-Gerät mit Phablet-Formfaktor, Stock-Android und regelmäßigen Updates ist, wird kaum um das Nexus 6P herumkommen. Abstriche muss man allerdings bei der Erweiterbarkeit des Speichers und dem Akku machen, der sich nicht austauschen lässt. Doch beides sind Faktoren, mit denen es sich leben lässt, schließlich bietet Google das 6P mit verschiedenen Speichergrößen an – und für mehr Saft gibt es Akkupacks.
Ein Kritikpunkt der abschließend nicht fehlen darf, ist jedoch der verhältnismäßig hoch angesetzte Preis des Nexus 6P in Europa. In den USA schlägt das Phablet mit 499 US-Dollar für das 32-Gigabyte-Modell zu Buche, das nächstgrößere kostet 549 US-Dollar (64 Gigabyte) und das 128-Gigabyte-Variante wechselt für 649 US-Dollar den Besitzer. In Euro umgerechnet wären das etwa 470 Euro, 515 Euro und 610 Euro – jeweils ohne Steuern. In Europa aber bekommt man für 649 Euro gerade mal die 32-Gigabyte-Variante, weshalb die Preisgestaltung für den europäischen Raum für heftige Diskussionen gesorgt hat. Es ist daher zu hoffen, dass der doch recht hohe Preis wenigstens bei Einzelhändlern noch etwas sinkt. Die-Hardcore-Android-Fans und Early-Adopter aber werden vermutlich trotz des hoch angesetzten Preises zuschlagen – und bereuen werden sie es nicht: denn das Nexus 6P ist ein tolles Phablet.
Pro:
- Sehr gute Verarbeitung
- Tolle Kamera
- Tolles Display
- Schneller Fingerabdrucksensor
Kontra:
- Hoher Preis (in Europa)
- Fest verbauter Akku
- Speicher nicht erweiterbar
- Akkulaufzeit mittelmäßig
Das Nexus 6P wurde uns von Google für einen redaktionellen Test zur Verfügung gestellt.
Es wäre eventuell das Beste, wenn es immer noch Qi hätte, aber so ist es unvollständig im Vergleich zu den Vorgängern. Da aktuell nur Samsung mit Qi 1.1 Fast Charging auf den Markt drängt, gehe ich mal davon aus, dass Google zu geizig war und Samsung die Exklusivrechte erworben hat. Mir kommt jedenfalls nichts mehr ohne Qi ins Haus.
Danke für den sehr ausführlichen Bericht / Test – denke vor allem der hohe Preis wird dafür sorgen, dass hier in der EU keine Millionen verkauft werden. Es ist halt doch kein iPhone, hat zwar die selben Schwächen (Contra Punkte) aber hat keinen Coolnesfaktor – für 399 würde ich sagen – her damit