Anzeige
Anzeige
Fundstück
Verpasse keine News mehr!

Nintendo-Konsole als Server: Dieser Blog läuft auf einer Wii

Eine alte Konsole im Server-Rack? Was unglaublich klingt, hat ein Bastler jetzt Realität werden lassen. Sein Blog läuft auf Hardware, die sonst eher für Mario Kart bekannt ist.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Die Nintendo Wii. (Foto: Maursk8 / Shutterstock.com)

Wie der Sicherheitsingenieur Alex Haydock auf seinem Blog Infected Systems berichtet, werden seine Webseiten tatsächlich von einer echten Nintendo Wii ausgeliefert. Die dafür genutzte Wii-Konsole hat Haydock nach eigenen Angaben für wenige Pfund auf dem britischen Hacker-Festival EMF Camp 2024 erstanden.

Anzeige
Anzeige

Als Betriebssystem kommt dabei eine aktuelle Version von NetBSD zum Einsatz. NetBSD ist ein freies, Unix-ähnliches Betriebssystem aus der Familie der Berkeley Software Distribution (BSD). Es ist besonders bekannt für seine hohe Portabilität, die den Einsatz auf einer Vielzahl von Hardware-Plattformen – von Servern hin zu Embedded-Systemen wie eben der Wii – ermöglicht.

Auslöser für das Experiment sei laut Haydock die Entdeckung gewesen, dass NetBSD einen offiziell unterstützten und aktiv gepflegten Port für die Spielkonsole von Nintendo anbietet. Für Haydock, der unter anderem für die US-Non-Profit-Organisation Emerald Onion an Tor-Infrastruktur mitarbeitet, war dies offenbar Anreiz genug, die Machbarkeit auszuloten – im Gegensatz zu älteren, oft ungepflegten Projekten wie Linux für die Playstation 2.

Anzeige
Anzeige

NetBSD und Lighttpd auf der Wii

Um NetBSD überhaupt installieren zu können, musste Haydock laut seinem Bericht zunächst die originalen Software-Beschränkungen der Wii umgehen. Dies sei ihm mithilfe des sogenannten „Wilbrand“-Exploits und der Installation des „Homebrew Channel“ gelungen, welcher das Starten von nicht-offizieller Software auf der Konsole ermöglicht. Anschließend sei das NetBSD-10.1-Image von einer SD-Karte gestartet worden.

Als Webserver diene das ressourcenschonende Lighttpd, installiert über den NetBSD-Paketmanager pkgin. Die statischen Blogseiten werden demnach direkt von der Wii ausgeliefert, wie es im Beitrag heißt.

Anzeige
Anzeige

Problem 1: CPU-Limitierung und TLS-Hürde

Die größte technische Hürde sei die Performance des sogenannten Broadway-Prozessors der Wii gewesen, einer Variante des PowerPC 750 von IBM. Diese Chip-Architektur stammt ursprünglich aus den späten 90er-Jahren; eine speziell gehärtete Version davon kommt bemerkenswerterweise nicht nur im James-Webb-Weltraumteleskop zum Einsatz, sondern auch in den Mars-Rovern Curiosity und Perseverance.

Insbesondere die rechenintensive TLS-Verschlüsselung, die für sichere HTTPS-Verbindungen (das „Schloss-Symbol“ im Browser) nötig ist, habe die CPU überfordert, so Haydock. Um die Wii zu entlasten, sei daher ein Caddy-Webserver als sogenannter Reverse Proxy vorgeschaltet worden.

Anzeige
Anzeige

Dieser zusätzliche Server agiert als Vermittler: Er nimmt die verschlüsselten Anfragen aus dem Internet entgegen, übernimmt die komplette Ver- und Entschlüsselung (man spricht von „TLS-Terminierung“) und leitet die Anfragen dann unverschlüsselt an die eigentliche Wii weiter. Die Wii selbst muss sich somit nicht mehr um die anstrengende Verschlüsselungsarbeit kümmern.

Diese Spiele wurden auf längst toten Konsolen veröffentlicht

Diese Spiele wurden auf längst toten Konsolen veröffentlicht Quelle: Shutterstock/robtek

Knappe Ressourcen: RAM und Monitoring

Eine weitere Hürde war laut Haydock der Netzwerkzeit-Dienst ntpd, der unerwartet viel Arbeitsspeicher (rund 15 Prozent) belegte. Als Workaround wird dieser nun per Cronjob nur noch stündlich zur Synchronisation aufgerufen, statt dauerhaft zu laufen.

Laut Blogbeitrag bedient aber weiterhin die Wii selbst jede Anfrage direkt; Caching sei im Proxy nicht aktiviert. Zur Überwachung der Systemlast läuft ein einfaches Skript, das Statusinformationen bereitstellt, da komplexere Monitoring-Software laut Haydock zu ressourcenhungrig sei.

Anzeige
Anzeige

Stromverbrauch im Check

Interessierte können den Live-Zustand der Wii auf dieser Statusseite einsehen. Interessant sei auch der Stromverbrauch: Mit etwa 18 Watt im Leerlauf, was laut Haydocks Rechnung circa 13,2 kWh pro Monat entspricht und nach seinem britischen Stromtarif rund 3,50 Pfund (aktuell umgerechnet etwa 4,10 Euro) kostet, sei der Betrieb günstiger als viele virtuelle Server.

Das Projekt sei ein „lustiges Experiment“ gewesen, um durch „künstliche Beschränkungen“ dazuzulernen, so Haydock abschließend. Es zeige, wozu auch ältere Hardware noch fähig sein kann.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige