Wie Axios aus anonymen Quellen erfahren haben will, arbeitet die hauptsächlich für pornografische Inhalte bekannte Plattform Onlyfans daran, sich weit für Investorinnen und Investoren zu öffnen. Um die Mühen eines konventionellen Börsengangs zu umgehen, soll der Dienst bei diversen Spacs (Special Purpose Acquisition Company) angeklopft haben.
Spac von Ex-Disney-Machern wollte wohl einsteigen
Bei einem Spac handelt es sich um ein Akquisitionszweckunternehmen beziehungsweise eine Mantelgesellschaft. Spacs treten selbst als börsennotierte Unternehmen auf, sammeln Geld bei den Anlegern ein und suchen sich dann Unternehmen, die sie übernehmen können. Der Vorteil für das übernommene Unternehmen: Es ist sofort börsennotiert.
Unter anderem soll Onlyfans bei der Spac Forest Road Acquisition II, die von den ehemaligen Disney-Managern Kevin Mayer und Tom Staggs geleitet wird, angeklopft haben. Forest Road, zu dessen Team auch Basketballspieler, Schauspieler und Rapper Shaquille O’Neal als Berater gehört, soll sich mit seinem Angebot letztlich aber nicht durchgesetzt haben. Die Spac ist aktuell 350 Millionen US-Dollar stark.
Interne Onlyfans-Unterlagen aus dem Frühjahr 2021 zeigen eine Umsatzerwartung von 1,2 Milliarden Dollar im Jahr 2021 und 2,5 Milliarden Dollar im Jahr 2022. Diese Unterlagen liegen Axios vor. In welchem Umfang die letztjährige Prognose eingetreten ist und wo Onlyfans für 2022 liegt, ist nicht zu verifizieren.
Strategiewechsel nicht mit jedem Investor zu machen
Derzeit heißt es, dass insbesondere die Pornoindustrie an einem Einstieg bei Onlyfans interessiert sei. Das könnte der Strategie der noch überwiegend nackten Plattform indes zuwiderlaufen. Onlyfans will sich nämlich weniger als Pornoplattform positionieren, sondern mehr als ein Ort, an dem Fans direkt mit Künstlern in Kontakt treten können. Das könnten wir uns als eine Art Kombination aus Patreon und Tiktok vorstellen.
Zu den neuen Themenwelten gehören auch professionellere Inhalte zu Themen wie Kochen, Comedy oder Sport. Dazu hatte die Plattform im vergangenen Jahr eigens die Streamingplattform OFTV ins Leben gerufen. Radikalere Schritte, wie das zunächst angekündigte Verbot von expliziten Inhalten, hatte zu einem Aufschrei unter den Kreativschaffenden der Plattform geführt und dafür gesorgt, dass der Dienst zurückruderte.
Probleme teils hausgemacht
Etliche der Probleme in der Umsteuerung der strategischen Ausrichtung scheinen mit den Akteuren im Unternehmen zu tun zu haben. So hatte Onlyfans im vergangenen Jahr versucht, den umstrittenen Mehrheitseigentümer Leo Radvinsky mit frischem Kapital auszuzahlen – was misslang. Später trennte sich Onlyfans von seinem CEO und Gründer Tim Stokely.
Über dem Dienst schwebt nach wie vor das Damokles-Schwert eines potenziellen Rückzugs der Zahlungsdienstleister von der Plattform. Die Plattform sucht nach Strategien, sich auch in dieser Hinsicht zukunftssicherer aufzustellen.