Warum Paydirekt auf einen Schlag zwei Drittel seiner Partnerhändler verliert
So richtig ist es Paydirekt nie gelungen, in Deutschland gegen andere Bezahlverfahren anzukommen – die Mitbewerber Apple Pay, Paypal sowie selbst Google Pay und nicht zuletzt auch Klarna sind bei den Kunden einfach präsenter. Von den Banken, die vom Start an mit dabei waren, haben einige zwischenzeitlich die Reißleine gezogen und diverse andere stellen offenbar derzeit ihr finanzielles Engagement bei dem Projekt angesichts des engeren finanziellen Spielraums durch die Coronakrise infrage.
Selbst umfangreiche Werbekostenzuschüsse an Händler hat das Unternehmen, das als eigene Marke für die Deutsche Kreditwirtschaft tätig ist, vergeben. Das ist der Grund, dass Kunden immer mal wieder von Onlinehändlern oder Unternehmen wie der Bahn Gutscheine für verbilligte Einkäufe bekommen. Beispielsweise kann man aktuell 10 Euro weniger für eine Fahrkarte ab 29 Euro bezahlen, wenn man sich hier einen Gutscheincode herunterlädt.
Paydirekt verliert tausende Händler – und etwas Umsatz
Doch immerhin konnte man sich in der Vergangenheit damit rühmen, mehr als 10.000 Händler zu unterstützen. Erst kürzlich kamen, wie das Unternehmen via Twitter verkündete, ein paar große neue Anbieter hinzu, beispielsweise Sportartikelhändler Decathlon oder die Baumarktkette Hagebau. Was die Grafik mit steil nach oben zeigenden Balken aber unterschlägt, ist, dass von den mehr als zehntausend Händlern demnächst rund 7.000 wegfallen werden. Der Grund ist, wie Finanz-Szene.de richtigerweise anmerkt, die Schließung des Marktplatzes Rakuten in Deutschland.
Denn sämtliche Händler dort waren prinzipiell seit 2016 auch Paydirekt-fähig, wobei sich die Zahl der tatsächlich hierüber abgewickelten Zahlungsprozesse in Grenzen gehalten haben dürfte, wie man auch aus Unternehmenskreisen hört. Bis zuletzt hielt sich Paydirekt mit genauen Aussagen zu Nutzungszahlen und Umsätzen nicht nur dezent zurück, sondern gab auch auf explizite Nachfragen wenig Substanzielles preis. Schmerzen dürfte es Paydirekt aber dennoch – schließlich kann es sich dabei ja wohl nicht ausschließlich um Karteileichen gehandelt haben, mit denen man die Bilanz geschönt hat.
Interessant ist aber die Umgestaltung der diversen Bezahlsysteme der Deutschen Kreditwirtschaft, die unter den damaligen Projektnamen X-Pay oder #DK stattfinden wird. Zunächst einmal hat man entschieden, dass Giropay zum Dezember 2020 übernommen wird. Das ist eine erstaunliche Wendung angesichts der Tatsache, dass Giropay das deutlich ältere und durchaus erfolgreiche Bezahlverfahren der deutschen Bankenwirtschaft ist, an dem noch dazu teilweise ähnliche Banken involviert sind.
Paydirekt verschwindet vom Markt – als Marke
Mit der Bündelung der kontobasierten Online-Bezahlverfahren, bei der offenbar der Paydirekt-Teil federführend ist, wolle man „alle relevanten Unternehmensteile“ übernehmen, hieß es vor gut einem Monat. De facto bedeutet das aber auch, dass aus zwei Unternehmen mit sämtlichen personellen Aufwendungen eins wird. Nicht ganz so erstaunlich ist, dass die Marke Paydirekt dabei offenbar verschwinden wird – zumindest soll es keine weitere Kampagne mehr dafür geben. Ob entsprechend tatsächlich der Markenname Giropay bestehen bleibt – naheliegend wäre es angesichts der Nähe zur Girocard als deutschem De-Facto-Standard für bargeldloses Zahlen –, ist noch nicht offiziell kommuniziert.
Klar ist aber wohl bereits jetzt, dass die rund 3 Millionen kommunizierten registrierten Nutzer, von denen freilich viele über irgendwelche einmaligen Gutscheine gekommen sein dürften, mehr als 22 Millionen aktiven Nutzern von Paypal in Deutschland gegenüberstehen. Ob aus den 2018 geleakten rund 40.000 Zahlvorgängen im Monat via Paydirekt, die das Unternehmen damals nicht komplett dementierte, mehr geworden sind, ist unklar.
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