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Analyse

Nach Power Day: VW-Aktie geht steil – wegen Reddit?

Der Volkswagen-Konzern ist jetzt das wertvollste Unternehmen im Dax-Index. Der „Power Day“ hat der Aktie einen Schub versetzt, wie sie ihn seit zwölf Jahren nicht erhalten hatte. Die Frage ist aber: Woran liegt das?

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VW-Konzernchef Herbert Diess auf dem Power Day. (Foto: Volkswagen)

Am Montag hat der VW-Konzern seinen angekündigten „Power Day“ veranstaltet. Darin stellte Volkswagen seine Technologie-Roadmap bis 2030 vor. Wir waren nicht sonderlich beeindruckt, immerhin stellten die Ankündigungen des Konzerns im Grunde eine Kopie der Tesla-Strategie dar, die dessen Technoking Elon Musk im Herbst 2020 auf dem „Battery Day“ vorgestellt hatte.

Power Day löst Kursrallye aus

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VW wolle eigene Batteriefabriken bauen und eigene Zellformate entwickeln. Zudem solle ein Schnellladenetzwerk aufgebaut und eine Heimlösung etabliert werden, die die Abgabe von Strom ins Hausnetz erlaubt. Die Strategie gleicht jener Teslas wie ein Ei dem anderen. Tesla ist in fast allen angekündigten Bereichen allerdings mehrere Schritte voraus – hat teils die angekündigten Produkte bereits am Markt. Bei den Batteriefabriken ist der Vorsprung aber nicht so immens.

Dennoch lösten Volkswagens Ankündigungen einen regelrechten Hype aus. Zwar hatte der Aktienkurs des deutschen Vorzeigekonzerns schon seit etwa einem halben Jahr einen erkennbaren Aufwärtstrend gezeigt; was aber im Umfeld des Power Day passiert ist, dürfte selbst die größten Konzern-Optimisten überrascht haben. Seit Montag steigen VW-Aktien rasant. Am Donnerstag erreichten sie zwischenzeitlich 353 Euro und damit ein 12,5-Jahres-Hoch. So hoch (und höher) war die Aktie zuletzt im Zuge der Verwirrungen rund um die Übernahme durch Porsche im Herbst 2008 gestiegen.

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VW-Aktienkurs wird nicht an deutschen Handelsplätzen getrieben

Auffällig dabei: Die meisten Umsätze werden nicht an einem deutschen Handelsplatz, schon gar nicht in Frankfurt gemacht. Stattdessen sitzen die Kurstreiber in den USA. Dort wurden allein am Mittwoch mehr als 1,2 Millionen Aktien umgeschlagen, in Frankfurt nur rund 10.000.

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Dabei liegt der Fokus des Anlegerinteresses vor allem auf der VW-Stammaktie. Volkswagen teilt seine Anteile in Stamm- und Vorzugsaktien. Die Stammaktie gewährt den Anlegern Stimmrechte und einen Dividendenanspruch. Die Vorzugsaktie schränkt das Stimmrecht ein, bietet dafür aber eine höhere Dividende. Schon aus diesem Grund ist die VW-Vorzugsaktie beliebter: In diesem Jahr wurden bis zum Börsenschluss am Mittwoch über den Handelsplatz Xetra insgesamt sieben Millionen Stammaktien gehandelt, die Vorzugsaktie wurde seit Jahresbeginn bereits 80 Millionen Mal umgesetzt.

Das höhere Handelsvolumen der Vorzugsaktie erklärt sich aber nicht nur aus der höheren Dividende, sondern auch daraus, dass die Stammaktie sich nicht gut für Spekulationen eignet. Dazu ist ihr Handelsvolumen schlicht zu gering. Rund 90 Prozent der Stammaktien werden von den Großaktionären Porsche, dem Land Niedersachsen und dem Emirat Katar gehalten. Damit ist die Stammaktie relativ illiquide.

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Auch aus einem anderen Grund ist die Stammaktie weniger attraktiv: Durch die starre Inhaberstruktur würden sich nennenswerte Verkäufe schnell deutlich senkend auf den Kurs auswirken. Investitionen in die Stammaktie sind also eher was für Hodler, um ein Meme der neuen Anlegerwelt zu verwenden.

US-Anleger fliegen auf Stammaktie – weil es nicht anders geht

Wieso also sind es gerade die Stammaktien, die die größten Zuwächse zeigen und in den USA in großem Stil umgesetzt werden? Die Antwort ist einfach: Es geht nicht anders (zumindest nicht ohne größere Mühen). Denn die VW-Papiere werden nicht direkt an der New Yorker Börse gehandelt. US-Anleger können VW-Anteile ausschließlich über sogenannte Hinterlegungsscheine (ADR, American Depositary Receipts) erwerben. Und diese ADR beziehen sich auf die VW-Stammaktie.

Allein am Montag wurden rund drei Millionen dieser Papiere an der Wall Street gehandelt. Das entspricht dem zwölffachen Durchschnittsvolumen. Der Wert wurde nur zwei Tage später noch deutlich übertroffen: Am Mittwoch wurden bereits rund zwölf Millionen ADR gehandelt, entsprechend dem 48-fachen Durchschnittsvolumen. Ein ADR entspricht dabei einem Zehntel einer Stammaktie, woraus sich die bereits erwähnten 1,2 Millionen Stammaktien errechnen. Im gesamten Januar und Februar 2021 waren nur 13 Millionen ADR gehandelt worden.

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Stecken die Reddit-Rebellen von Wallstreetbets und Co hinter der VW-Rallye?

Amerikanische Analysten sehen hinter der VW-Kursrallye das gleiche Muster und die gleichen Akteure wie hinter der Gamestop-Rallye Ende Januar 2021. Das schließen sie vor allem aus zwei Umständen. Zum einen sei das konkrete Transaktionsvolumen eher gering, was für Kleinanleger spreche, zum anderen sei das kumulierte Volumen aber extrem hoch, was für sehr viele Kleinanleger spreche. Zudem würden professionelle Anleger durch die ADR-Struktur und die dahinterliegende Stammaktie eher abgeschreckt. Die neuen US-Anleger scheine das aber nicht zu stören, was wohl als Uninformiertheit zu deuten sei und auf diese Weise wieder auf Kleinanleger hindeute.

Immerhin könnten auch US-Anleger VW-Vorzugsaktien erwerben, nur nicht im börslichen Handel. Als sogenannte „Pink Sheets“ wären die Vorzugsaktien im Wege des OTC-Erwerbs zu bekommen. Die Technologie-Börse Nasdaq betreibt eine entsprechende Plattform. Das Interesse daran ist indes gering. Nur eine fünfstellige Anzahl an Aktien wechselt auf diese Weise täglich den Besitzer.

Das an der Kleinanleger-Theorie etwas dran sein könnte, zeigt ein Blick in die einschlägigen Foren auf Reddit und bei Stocktwits. Wie das Handelsblatt ermittelte, war allein auf Stocktwits das Kommentarvolumen rund um die VW-Aktie am Mittwoch um 40 Prozent gestiegen, nachdem es sich am Dienstag bereits um 70 Prozent erhöht hatte. Nahezu 95 Prozent der Kommentare seien positiv gewesen.

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Danach sehen die Kleinanleger in VW offenbar den einzigen Konkurrenten des US-Autobauers Tesla, dem zuzutrauen ist, auf gleichem oder höherem Niveau mit dem Branchenprimus aus Texas mitzuhalten. Ebenso könnte das Gerücht, VW sei als Partner für das Projekt Apple Car im Gespräch, die Anlegerfantasien beflügelt haben.

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