Hierzulande dürfte die rechtsextreme und gewaltbereite Organisation „Proud Boys“ einer breiteren Öffentlichkeit erst seit deren Erwähnung durch US-Präsident Donald Trump beim TV-Duell gegen Joe Biden bekannt sein. Dort hatte er, statt sich von Rassisten zu distanzieren, die Antifa als eigentliches Problem bezeichnet. Die „Proud Boys“, so Trump, sollten sich zurückhalten, aber bereitstehen. Für viele Beobachter ein Zeichen, dass Trump der Schlägertruppe gewaltsame Auseinandersetzungen erlaubt, falls Biden ihn als US-Präsident ablöse.
„Proud Boys“: Linke und Schwule als Feindbild
In den USA sorgen die sogenannten „Proud Boys“ aber schon seit einigen Jahren für Unruhe – insbesondere weil sie bei den antirassistischen Protesten der vergangenen Monate Gewalt provoziert haben sollen. Immer wieder einmal kommt es zu Schlägereien mit politischen Gegnern. Das dürfte auch befeuert werden, weil eines der Aufnahmerituale vorsieht, sich für die Sache zu prügeln. Zwar definieren sich die „Proud Boys“ selbst als „westliche Chauvinisten“ und nicht als Neonazis, Feindbilder sind aber neben Moslems und Juden auch die „LGBTIQ+“-Bewegung.
Die hat in den vergangenen Tagen den eigentlich von den „Proud Boys“ genutzten Hashtag #ProudBoys weltweit für sich erobert, wie Buzzfeednews schreibt. Unter #ProudBoys posten schwule Männer, aber auch offizielle Einrichtungen wie die kanadischen Streitkräfte in den USA Bilder von sich küssenden Männern oder fröhlichen Familien schwuler Männer.
Star-Trek-Schauspieler löst Hashtag-Kampagne aus
Ausgelöst haben dürfte die Social-Media-Kampagne – soweit das nachvollziehbar ist – der US-Schauspieler George Takei, den man vor allem aus der Science-Fiction-Serie Star Trek kennt. Am Freitag machte er via Twitter die Idee öffentlich, ob der ProudBoys-Hashtag nicht mit Bildern schwuler Männer geflutet werden könnte. Später postet Takei noch ein Foto von sich und seinem Ehemann, mit dem er seit zwölf Jahren verheiratet ist.
Mittlerweile soll die Kampagne zur Rückeroberung des ProudBoys-Hashtags auch auf andere Social-Media-Plattformen übergegriffen haben, wie derstandard.at schreibt. Auch auf Reddit etwa finden sich zahlreiche entsprechende Bilder, die unter diesem Begriff gepostet wurden. Auch hier soll das Ganze dazu dienen, Suchanfragen nach den Rechtsextremen umzuleiten und den Begriff neu zu besetzen.
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