
Spotify kommt wegen des Podcasts von Joe Rogen seit Wochen nicht aus den Schlagzeilen. (Foto: Mats Wiklund / Shutterstock.com)
Der Chef von Spotify, Daniel Ek, hat sich in einem Memo an seine Mitarbeiter gewendet und die Löschung von Dutzenden von Podcast-Folgen bestätigt. Das berichtet The Verge. Dabei soll es um die rassistische Bezeichnung von Schwarzen gegangen sein. Beobachter hatten nach dem Neil-Young-Boykott bereits festgestellt, dass über 70 Folgen verschwunden waren. Hintergrund war ein erneuter Boykott, dieses Mal von der Sängerin India Arie, die Rogans „rassistische Sprache“ anprangerte. Das entspreche nicht den Werten des Unternehmens, schreibt Ek in dem Memo. Er hatte vergangene Woche bereits eine lange Verteidigungsrede auf einer Betriebsversammlung gehalten, die gemischt aufgenommen worden war.
Rogan sagt das N-Wort
Es kursiert ein Zusammenschnitt von Rogans Auftritten, bei denen er ein Dutzend Mal das N-Wort ausspricht. Rogan entschuldigte sich und erklärte, es seien sehr alte Episoden inkludiert, die aus dem Zusammenhang gerissen wären. Zudem entschuldigte er sich für einen Witz, in dem er seine Präsenz in einem Schwarzen-Viertel mit dem Aufenthalt in Planet der Affen verglich. Spotify und Rogan setzten sich anschließend zusammen. Nach diesen Gesprächen und „seinen eigenen Überlegungen“ habe Rogan beschlossen, eine Reihe Episoden zu entfernen, berichtet der Spotify-Boss. Ek schreibt: „Wir sollten klare Grenzen für Inhalte ziehen und Maßnahmen ergreifen, wenn sie überschritten werden, aber Stimmen zu löschen ist ein schlüpfriges Unterfangen.“ Er spricht über „kritisches Denken“ und „offene Debatten“, die erst Fortschritt ermöglichten.
Eks Priorität: 1 Milliarde Nutzer
Auf der Mitarbeiterversammlung hatte der Spotify-Chef wortreich erklärt, dass die Exklusiv-Deals Spotify auf Rang 1 der Podcast-Plattformen gehievt hätten. Für Joe Rogan bestünden dieselben Regeln wie für alle anderen, daher seien auch nicht alle Episoden auf Spotify zu finden. Er sagte wörtlich: „Ich denke also, dass es letztlich auf zwei Dinge ankommt. Erstens glauben wir an unsere Mission: 50 Millionen Urheber und eine Milliarde Nutzer. Und schließlich: Sind wir bereit, unsere Richtlinien auch gegenüber den lautesten und beliebtesten Stimmen auf der Plattform konsequent durchzusetzen? Und ich sage Ihnen, dass ich an beides glaube.“
100 Millionen Dollar für Künstler aus Randgruppen
Der CEO bekräftige seine Ansicht, Spotify sei eine Plattform und kein Verleger. Dank des 100-Millionen-Dollar-Lizenzvertrages mit Joe Rogan kam in der Vergangenheit Kritik an dieser These auf. Aufgrund der Vorkommnisse kündigte Ek an, 100 Millionen US-Dollar für die Lizenzierung, Entwicklung und Vermarktung von Musik und anderen Audioinhalten von Künstlern aus marginalisierten Gruppen bereitzustellen. Eine spezielle Seite, die die rund 1.700 Episoden von „The Joe Rogan Experience“ überwacht, spricht von 113 gelöschten Folgen insgesamt. Darunter fielen auch welche von 2010, dem Anfangsjahr der Show.