FTX vor Gericht: Was ihr über den Prozess um Sam Bankman-Fried wissen müsst

Zeichnung aus dem Gerichtssaal: Sam Bankman-Fried (Mitte) im Dezember vor einem New Yorker Gericht. (Grafik: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Elizabeth Williams)
Wie funktionierte FTX?
Bis November 2022 war FTX eine der Kryptobörsen, die weltweit das größte Handelsvolumen verzeichnen. Das Unternehmen wurde auf seinem Höhepunkt Anfang 2022 auf 32 Milliarden US-Dollar geschätzt – eine höhere Bewertung als das damalige Twitter oder die Deutsche Bank erzielten. Bis zum Bankrott der Firma sah alles nach einer Erfolgsgeschichte aus.
Sam Bankman-Fried hatte die Börse 2019 zusammen mit Gary Wang gegründet und sie gewannen über die Jahre viele Millionen Nutzende. Spezialgebiet von FTX: Derivate, mit denen Kund:innen auf zukünftige Preise von Kryptowährungen wetten konnten. Die Kryptobörse mit Sitz auf den Bahamas verzeichnete Handelsvolumina von bis zu 60 Milliarden US-Dollar täglich.
Außerdem hatte FTX 2021 den nativen Coin FTT herausgebracht. Mit diesem Ethereum-Token konnten Kund:innen der Börse weitere Funktionen nutzen und Vorteile erhalten. Der FTT-Token ist ähnlich wie andere Kryptowährungen handelbar und mit der Pleite der Börse nahezu wertlos geworden.
Wer ist Sam Bankman-Fried?
Der Gründer der Kryptobörse FTX galt bis vor einem Jahr noch als Wunderkind der Kryptobranche. Jetzt steht der Sohn zweier Stanford-Professor:innen, von dem Kryptofans oft nur als SBF sprechen, wegen Betrugs vor Gericht.
Der 31-jährige Amerikaner Sam Bankman-Fried studierte Physik an der US-Universität MIT und arbeitete drei Jahre beim Hedgefonds Jane Street, bis er 2017 in den Kryptobereich wechselte. Alameda Research heißt das erste Kryptounternehmen von SBF. Er gründete es als Handelsunternehmen, das auf Arbitrage, also das Ausnutzen von Kursunterschieden von Kryptowährungen bei verschiedenen Anbietern, ausgerichtet war. Weil ihm nicht gefiel, was die bestehenden Kryptobörsen leisteten, gründerte er 2019 mit FTX eine eigene Handelsplattform. So entstand ein in sich verstricktes Kryptoimperium.
Sam Bankman-Fried inszenierte sich als bodenständig und Anhänger des Effektiven Altruismus. Statt seinen Reichtum nach außen zu zeigen, kam der Mann mit wirren Locken in Shorts und Sneakern zum Geschäftstreffen. Gönnerhaft gab er sich gegenüber der US-Politik: Er soll allein 2022 knapp 40 Millionen Dollar an Parteien gespendet haben.
Welche Strafe droht Sam Bankman-Fried?
Seit Dienstag, dem 3. Oktober, muss sich Sam Bankman-Fried wegen millardenschweren Betrugs vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt 13 Anklagepunkte gegen SBF zusammengetragen. Dabei geht es unter anderem um Internetbetrug, gemeinschaftlichen Wertpapierbetrug, Betrug an Schuldner:innen und Geldwäsche. Im schlimmsten Fall drohen SBF 115 Jahre Haft.
Zudem soll Sam Bankman-Fried als CEO der Börse daran beteiligt gewesen sein, dass Bilanzen geschönt und Gelder veruntreut wurden. Die amerikanische Börsenaufsicht wirft FTX vor, die Schwesterfirma Alameda unrechtmäßig mit Geld versorgt zu haben, damit diese ihren Forderungen nachkommen konnte, die aus äußerst riskanten Investments entstanden waren. Dafür soll die Kryptobörse die Einlagen von Kund:innen in Milliardenhöhe an Alameda weitergereicht haben, so die Börsenaufsicht SEC.
Was führte zum Bankrott der Kryptobörse FTX?
Wie Ende vergangenen Jahres herauskam, sollen in den Bilanzen von FTX rund acht Milliarden Dollar fehlen. Ob die für die Spekulationen der Schwesterfirma oder für andere Zwecke verwendet wurden, ist unklar. Offensichtlich ist, dass FTX und Alameda Resarch zu eng miteinander verstrickt waren.
So soll der Hedgefonds Alameda den nativen FTX-Token als Sicherheit genutzt haben. Der FTT-Coin war allerdings nicht durch genügend Vermögensreserven gedeckt und eng an den Erfolg von FTX geknüpft. Diese Rechnung ging nicht mehr auf, als der Kryptomarkt Mitte 2022 aufgrund von Insolvenzen anderer Kryptofirmen ins Wanken geriet.
Als Gerüchte über das fehlende Risikomanagement von FTX im November 2022 die Runde machten, zogen viele Kund:innen panisch ihre Gelder von der Börse ab. Das Unternehmen konnte jedoch nicht allen Kund:innen ihre Einlagen sofort auszahlen. Kurze Zeit war eine Übernahme durch die Konkurrentin Binance im Gespräch, bevor FTX am 11. November ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 in den USA anmeldete.