Der Sicherheitsforscher Jonathan Leitschuh hat eine Sicherheitslücke im Mac-Client der Konferenzsoftware Zoom ausgemacht, die gut vier Millionen Mac-Nutzer betreffen könnte. In einem Beitrag auf der Plattform Medium schreibt Leitschuh, dass es Angreifern möglich sei, Mac-Nutzer ungewollt zu einem Videochat hinzuzufügen – und damit die Kamera einzuschalten, ohne dass diese das merkten. Dafür reicht der Besuch einer entsprechend präparierten Website aus, wie heise.de schreibt.
Zoom: Nach Deinstallation bleibt Webserver am Mac aktiv
Besonders gefährlich für Nutzer wird die Sicherheitslücke, weil sie auch nach der Deinstallation des Programms bestehen bleibt. Grund dafür ist, dass Zoom bei der Installation einen lokalen Webserver mitinstalliert, diesen bei der Deinstallation aber nicht entfernt. Der Webserver installiert die Software bei einer Anfrage zum Videochat einfach neu – Nutzer werden dabei gar nicht um Erlaubnis gefragt.
Für Zoom ist diese Funktion ein besonderes Feature, das die Nutzung der Videokonferenzsoftware vereinfachen soll. Dadurch ist es möglich, dass ein Videochat nach dem simplen Klicken auf einen Einladungslink startet, ohne dass der Nutzer am Mac weitere Zustimmung geben muss. Die Browseranbieter sind wegen dieser Funktion nicht in der Lage, das automatische Einschalten der Kamera zu verhindern. Gegenüber ZD-Net erklärte Zoom, dass das Unternehmen die Funktion entwickelt habe, nachdem Apples Safari-Browser bei jeder Zoom-Nutzung eine Bestätigung der Nutzer verlangt habe. Dies sollte offenbar umgangen werden.
Zoom will „Komfort“-Funktion nicht vollständig fixen
Bisher hat Zoom keinen vollständigen Fix für die Sicherheitslücke herausgegeben. Die Funktion zur Aktivierung der Kamera ohne Nutzerbestätigung will das Unternehmen laut bisherigen Informationen auch nicht ändern. Bemerkenswert ist auch, dass Zoom laut Leitschuh erst kurz vor dem Ablauf der von dem Sicherheitsforscher eingeräumten Frist von 90 Tagen nach der Information über die Sicherheitslücke reagiert hat – mit einem unzureichenden Bugfix, wie Leitschuh meint.
Mac-Nutzer, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten über den Terminal-Befehl lsof -i :19421 überprüfen, ob ein lokaler Webserver am Port 19421 auf Befehle wartet. Dieser Serverprozess sollte anschließend beendet und das Verzeichnis .zoomus gelöscht werden. Um mögliche Neuinstallationen zu verhindern, können Nutzer an der gleichen Stelle ein leeres .zoomus-Verzeichnis einrichten, wie Leitschuh empfiehlt. Alternativ kann in den Einstellungen die Zeile „Turn off my video when joining a meeting“ angeklickt werden. Dann startet zumindest die Kamera nicht bei einem unerwünschten Videochat.
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