Warum eine Sprecherin keine Ahnung hatte, dass Apple ihre Stimme für Siri benutzt

Wer steckt hinter Siris Stimme? Die englische Sprecherin hatte zunächst selbst keine Ahnung. (Foto: Tada Images/Shutterstock)
Wer dachte, bei der Sprachassistentensoftware Siri handle es sich um eine computergenerierte Stimme, der täuscht sich. Der individuelle Klang der unterschiedlichen Siri-Versionen stammt von realen menschlichen Stimmen, die im Studio aufgenommen wurden — nur wussten die Sprecher:innen zu diesem Zeitpunkt wohl in der Regel nicht, dass sie gerade dabei waren, die bekanntesten Stimmen in ihrer Landessprache zu werden.
Englische Siri-Sprecherin: Keine Info und keine extra Bezahlung für Weiterverwendung der Stimme
Wie das australische Auto- und Technikmagazin Supercar Blondie berichtet, fiel die professionelle Sprecherin Susan Bennett aus allen Wolken, als ihr ein Kollege 2011 schrieb: „Hey, ich spiele gerade mit dem neuen iPhone rum — bist das nicht du?“
Beim Probehören auf der Apple-Website kam für Bennett dann die Gewissheit: Ja, das war ihre Stimme, die unter dem Namen Siri aus allen englischsprachigen iPhones schallte.
Die Aufnahmen, auf denen Siris Stimme basiert, hatte Bennett ganze sechs Jahre zuvor — 2005 — für eine Spracherkennungssoftware-Firma namens Scansoft gemacht, die mittlerweile Nuance heißt. Im Studio musste sie sinnlose Sätze wie „Cow hoist in the tug hut today“ (Kuh hochziehen in der Schlepperhütte heute) einsprechen. Damit sollten alle unterschiedlichen Laute der englischen Sprache eingefangen werden.
Die Rechte an den Aufnahmen wurden per einmaliger Bezahlung an Scansoft verkauft. Dass die später Bennetts Stimme an Apple weiterverkaufen und die damit wiederum ihre Stimm-KI füttern und das Gesprochene um viele Tausende Sätze erweitern würden, darüber wurde die Sprecherin weder informiert, noch wurde sie dafür von Apple (oder sonst jemandem) bezahlt.
Deutsche Siri-Stimme spricht auch in bekannten Computerspielen
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Akzentversionen von Siri, deren Sprecher:innen laut Bennett allesamt die gleiche Erfahrung gemacht haben, wie sie: ein ungewöhnlicher Sprechjob viele Jahre zuvor und danach die Erkenntnis, dass da die eigene Stimme aus dem iPhone kommt.
Die ursprüngliche deutsche Sprecherin von Siri heißt Heike Hagen. Im Gegensatz zu den englischsprachigen Kolleg:innen wusste sie aber wohl Bescheid, für welches Projekt sie da im Studio stand.
Während Bennett zunächst fürchtete, ihre Stimme könnte zu sehr als Siri-Stimme im Gedächtnis bleiben und damit berufsschädigend sein, wirbt Hagen sehr offen damit, dass sie die deutsche Apple-Stimme ist. Die Schauspielerin arbeitet auch als Synchronsprecherin und war beispielsweise in der Videospiel-Reihe Assassins’s Creed zu hören.
Apples Vorgehen mit den Siri-Stimmen wirft eine rechtliche Frage auf, die noch eine Grauzone ist und im Zeitalter von KI immer häufiger zum Thema werden wird: Ist die Verwendung menschlicher Erzeugnisse wie Ton-, Video- oder Fotoaufnahmen zur Weiterverarbeitung durch künstliche Intelligenzen legitim, und kann dies durch eine einmalige Bezahlung abgegolten werden?
Die Gewerkschaften der Hollywood-Schauspieler:innen haben sich erst im vergangenen Jahr schon sehr real genau mit dieser Frage auseinandersetzen müssen.