Nach Slack-Beschwerde wegen Teams: EU-Kommission eröffnet Kartellverfahren gegen Microsoft
Drei Jahre nach dem Einreichen einer Wettbewerbsbeschwerde von Slack steht offenbar ein darauf basierendes Kartellverfahren gegen Microsoft in den Startlöchern. Slack hatte dem Konkurrenten vorgeworfen, dass dieser die Kommunikationslösung Teams zu eng mit dem Office-Paket verknüpft habe.
Teams illegal in Office eingebunden?
Teams sei illegal in Office eingebunden, die Installation für Millionen von Benutzern erzwungen, seine Entfernung blockiert und die wahren Kosten für Unternehmenskund:innen verschleiert worden, hieß es in der im Juli 2020 eingereichten Beschwerde.
Offenbar sieht die EU-Kommunikation zumindest einen entsprechenden Anfangsverdacht. Denn laut übereinstimmenden Medienberichten werde in Kürze ein Kartellverfahren gegen Microsoft eröffnet. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zwar nicht, ein Bericht der Financial Times sei dem Handelsblatt aber in Brüssel bestätigt worden.
Gespräche mit EU-Kommission erfolglos
Erst im April 2023 hatte es geheißen, dass Microsoft – offenbar um ein EU-Verfahren zu vermeiden – das Office-Teams-Bundle aufschnüren wolle. Demnach hätte es keine automatische Installation von Teams als Teil des Office-Pakets mehr gegeben.
Darüber hinaus war auch in der Diskussion, die kostenlose Vermarktung von Teams zu beenden. Die entsprechenden Gespräche zwischen der EU-Kommission und Microsoft scheinen aber nicht zu einer Lösung geführt zu haben. Das Ergebnis: ein Kartellverfahren.
Homeoffice: Teams profitierte stärker als Slack
Insbesondere vor dem Hintergrund des Hypes für Videokonferenzlösungen während der Corona-Pandemie war die Teams-Verknüpfung mit dem Office-Paket Slack ein Dorn im Auge. Denn Microsoft profitierte stärker von dem Homeoffice-Boom als Slack.
Teams galt zwischenzeitlich als das am schnellsten wachsende Produkt der Firmengeschichte. Laut Slack sei der Erfolg darauf zurückzuführen gewesen, dass viele Unternehmen, die ohnehin schon für Office zahlten, sich einfach für Teams entschieden, weil das in dem Office-Paket integriert war.
Microsoft musste schon einmal Strafe zahlen
Ob die EU-Kommission Microsofts Office-Teams-Verknüpfung als wettbewerbswidrig einschätzt, steht aber noch nicht fest. Auch die Höhe einer möglichen Strafe ist unklar.
Im Jahr 2013 hatte die EU-Kommission Microsoft jedenfalls schon einmal zu einer Strafe verdonnert. Damals musste der US-Softwarekonzern 561 Millionen Euro zahlen, weil er seinen Browser Internet Explorer zu eng mit dem Betriebssystem Windows verzahnt hatte.