
Virgin Orbit ist eine der weniger erfolgreichen Firmen des britischen Milliardärs und Seriengründers Richard Branson. Nachdem es dem Unternehmen trotz der Entlassung von rund 85 Prozent des Personals nicht gelungen war, die für die Aufrechterhaltung des Betriebs erforderliche Finanzierung zu sichern, hat Virgin Orbit nun einen Konkursantrag eingereicht. Das berichtet Reuters.
Laut dem im US-Bundesstaat Delaware eingereichten Insolvenzantrag stehen bei Virgin Orbit noch Vermögenswerte in Höhe von 243 Millionen US-Dollar zu Buche. Die Gesamtschulden werden mit 153,5 Millionen Dollar angegeben. Von Liquidität ist gar keine Rede mehr.
Rascher Niedergang nach tollpatschigem Fehlstart
Der Konkursantrag markiert das Ende eines erstaunlich raschen Niedergangs des in Long Beach im US-Bundesstaat Kalifornien, ansässigen Unternehmens. Hauptgrund für den Einbruch des Aktienkurses und die daraus resultierende Schwierigkeit, sich zu refinanzieren, war ein viel beachteter Fehlstart im Januar dieses Jahres.
Schon im März hatte Virgin Orbit den Betrieb eingestellt und war danach nicht wieder auf die Beine gekommen. Ursprünglich sollte die Betriebseinstellung nur etwas länger als eine Woche dauern. Allerdings gelang es in dieser Zeit nicht, zusätzliches Kapital zu akquirieren. Letztlich musste Virgin Orbit etwa 671 Mitarbeiter entlassen.
Ziel des Konkursverfahrens ist es, einen Käufer für das angeschlagene Unternehmen zu finden. Bransons Virgin Investments hat sich entsprechend verpflichtet, weitere 31,6 Millionen Dollar bereitzustellen, um den reduzierten Betrieb aufrechtzuerhalten.
Geldgeber Branson will nicht mehr
Die Pleite dürfte auch Branson selbst langsam die Laune verhageln. Immerhin hat der 72-jährige Milliardär seit vergangenem November bereits 70,9 Millionen Dollar in das Unternehmen gepumpt. Das ergibt sich aus den Konkursunterlagen.
Anders als die Fluglinie Virgin Atlantic Airways und das Raumtouristikunternehmen Virgin Galactic ist es Virgin Orbit nie gelungen, an der Börse nennenswerte Erfolge einzufahren. Allein im vergangenen Jahr soll Orbit laut einem behördlichen Bericht etwa 191,2 Millionen Dollar verloren haben.
Virgin Orbit war im Jahr 2017 als Ableger von Virgin Galactic gegründet worden. Es sollte sich auf den Start von Kleinsatelliten in die Umlaufbahn konzentrieren. Das ist ein Geschäftsmodell, dem gemeinhin eine gute Zukunftsperspektive zugebilligt wird.
Ungewöhnliche Technik bewährt sich nicht
Anders als die allermeisten Wettbewerber verwendet Virgin Orbit allerdings eine Technik, die als Luftstart bekannt ist. Dabei wird die Trägerrakete in großer Höhe unter der Tragfläche eines modifizierten Flugzeugs vom Typ Boeing 747 gestartet.
Zwar ist es Virgin Orbit seit Januar 2021 gelungen, in vier Starts insgesamt 33 Satelliten in eine Umlaufbahn zu bringen, richtig Fahrt aufnehmen konnte das Geschäft indes nicht.
Im Jahr 2023 wollte das Unternehmen seine Startfrequenz deutlich erhöhen. Ausgerechnet der erste Start des Jahres schlug fehl. Die Rakete erreichte aufgrund eines fehlerhaften Treibstofffilters die Umlaufbahn nicht. Die gesamte Nutzlast, insgesamt neun Kleinsatelliten, ging verloren.
Börsengang bringt nicht die erhoffte Liquidität
Das war für Virgin Orbit ein schwerer Schlag, denn das Unternehmen litt bereits seit der Fusion mit einem börsennotierten Mantelunternehmen – einem sogenannten SPAC – unter Liquiditätsengpässen. Der Börsengang hatte nämlich nur 67,8 Millionen Dollar eingebracht. Virgin Orbit hatte deutlich mehr erwartet. Schon seit Anfang 2022 hatte das Unternehmen versucht, einen Verkauf oder eine weitere Kapitalerhöhung zu erreichen, wie Orbit-Chef Dan Hart erklärt hat.
Steigende Zinssätze und andere Veränderungen auf den Kapitalmärkten sind laut Hart der Grund, dass Virgin Orbit nicht genug Geld aufbringen konnte. Damit habe sich das Unternehmen nicht gegen finanziell besser ausgestattete Konkurrenten durchsetzen können. Die Aktie des Raumfahrtunternehmen befindet sich seit der Konkurseinreichung im freien Fall.