
Metaverse: Schöne neue Welt oder gruselige Dystopie? (Foto: Dragon Images/Shutterstock)
In dem 1992 veröffentlichten Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ hat Neal Stephenson eine digitale Welt entwickelt, in die man aus der physischen Welt fliehen konnte. Stephenson gab dieser Vision auch einen Namen: Metaverse – und gilt entsprechend als dessen Erfinder.
Seit das Metaverse spätestens 2021 zum Hype-Begriff wurde und vor allem Mark Zuckerberg und Facebook die Idee eines virtuellen Raums mit aller Macht vorantreiben, wurde Stephenson vermehrt zu der Entwicklung und seiner Meinung dazu befragt.
Dabei kristallisierte sich heraus, dass der Sci-Fi-Autor es gar nicht so gut fand, dass seine Idee einer dystopischen Parallelwelt von milliardenschweren Unternehmen adaptiert wurde, um damit Geld zu machen – und dabei den Menschen weismachen zu wollen, es sei toll, sich darin aufzuhalten.
Das scheint ausschlaggebend dafür zu sein, dass Stephenson sich mit dem Bitcoin-Foundation-Chef Peter Vessenes zusammengetan hat, um sein eigenes Metaverse – beziehungsweise die Grundlagen für eine entsprechende Technologie – zu schaffen.
In der von Stephenson und Vessenes gegründeten Firma Lamina1 fungiert zudem der frühere Magic-Leap-CEO Rony Abovitz als strategischer Berater. Als einer der ersten Investor:innen konnte Reid Hoffman, Autor und Unternehmer mit Milliardenvermögen, gewonnen werden.
Allerdings sollen derzeit nur drei Programmier:innen an dem Projekt sitzen, auch wenn bis zu 200 künftig an der Weiterentwicklung der Blockchain arbeiten sollen. Zum Vergleich: Allein bei Facebook-Mutter Meta programmieren Tausende Menschen an Zuckerbergs Metaverse-Idee.
Aber: Laut den Lamina1-Gründern soll auch gar kein komplettes Metaverse entstehen, sondern zunächst nur die Grundlage dafür. Darauf aufbauend sollen dann Anwendungen wie Games oder Apps entwickelt werden. Ziel ist also eine Art offene Metaverse-Plattform.
Geld soll ähnlich wie bei den Gas-Gebühren bei Ethereum fließen, so Vessenes. Je mehr Nutzer:innen das Metaverse habe, desto mehr Umsätze würden generiert. Zudem sollen große Firmen sich finanziell beteiligen, die die von Lamina1 entwickelten Metaverse-Technologien nutzen wollten.
Ob das Projekt erfolgreich wird? Beobachter:innen haben da so ihre Zweifel. Zum einen wird sich Stephenson spätestens 2023 um die Arbeit an einem neuen Roman kümmern müssen. „Mein Verlag wird mir einen Killer auf den Hals hetzen, wenn ich meine Verpflichtungen nicht erfülle“, zitiert Wired den Autor.
Andererseits hatte Stephenson laut Futurism 2012 rund eine halbe Million US-Dollar eingesammelt, um ein Schwertkampf-Spiel namens „Clang“ zu entwickeln. Das sollte mit einer komplett neuen Hardware für die Bewegungserfassung (Motion Capture) kommen.
Schon ein Jahr später löste sich das Projekt auf – ohne etwas geliefert zu haben. Die Frage für potenzielle Investor:innen ist daher sicher auch, ob Stephenson bei diesem Versuch mehr Durchhaltevermögen zeigt.
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