
Bei der Apple Vision Pro läuft noch nicht alles rund. (Foto: Ringo Chiu/Shutterstock)
Auf der WWDC 2023 war soweit. Mit der Apple Vision Pro stellte Apple die erste neue Produktkategorie seit Einführung der Apple Watch vor. Das Unternehmen spricht hier nicht von einer simplen Virtual- oder Mixed-Reality-Brille, sondern vom „räumlichen Computer.“ 50 Minuten dauerte die Präsentation, das war fast die Hälfte der zweistündigen Keynote. Es folgten die ersten Tests und der Verkaufsstart in den USA.
Danach ging jedoch schnell die Meldung durch die Medien, dass Kund:innen das Gadget im Rahmen der Rückgaberichtlinien wieder an Apple zurückgaben. Zuletzt behauptete ein Analyst, Apple habe die Produktion der Vision Pro zurückgefahren. Die Verkaufszahlen sollen hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein.
Das kann natürlich dem Preis geschuldet sein. Mit 3.500 US-Dollar ist die Vision Pro kein Mitnahmeobjekt an der Kasse. Sie bewegt sich (wie der Name auch andeutet) eher im Segment von Apples Profi-Computern. In den vergangenen Monaten kamen durch Test- und Nutzer:innen aber immer mehr Probleme mit der Brille ans Licht.
Kopfschmerzen und Übelkeit
Zu einem der am meisten genannten Gründe für die Rückgabe nach dem Kauf ist laut The Verge, dass die Vision Pro bei Nutzer:innen Kopfschmerzen verursacht. Ein X-Nutzer schrieb im Februar etwa, die Brille sei „das erstaunlichste technische Gerät, das ich je ausprobiert habe.“ Er könne aber nicht mit den Kopfschmerzen umgehen, die sich nach zehn Minuten der Nutzung einstellten. Ähnlich äußeren sich auch andere Nutzer:innen in den sozialen Netzwerken oder auf Reddit. Manche berichten auch von Augenschmerzen oder Übelkeit.
Diese Probleme hat die Vision Pro nicht allein. Auch andere Headsets können Beschwerden wie Seekrankheit und die damit verbundene Übelkeit hervorrufen.
Die Vision Pro ist zu schwer
Ein weiteres Problem mit der Brille ist in vielen Testberichten zu lesen: Die Apple Vision Pro ist zu schwer. Diese Erfahrung konnten wir auch machen, als wir das Headset ausprobiert haben. 600 bis 650 Gramm bringt die Brille auf die Waage, je nach dem, welches Band man benutzt. Weil das ganze Gewicht vorn sitzt, wird der Kopf auch nach vor gezogen.
Zu wenige Apps
Es ist ein Problem, mit jede erste Generation zu kämpfen hat: Die Apple Vision Pro konnte zum Start zu wenige Apps vorweisen. Apple sprach zum Start von mehr als 600 kompatiblen Apps. Im Vergleich zu den fast zwei Millionen verfügbaren iPhone-Apps ist das aber noch recht wenig. Zu den Vakanzen zählen zum Beispiel Netflix und Youtube – und das, obwohl Apple die Brille doch auch als Entertainment-Gerät vermarktet. So gibt es im Apple-TV-Store gleich 100 3D-Filme zu kaufen. Auch Disney Plus bietet 3D-Inhalte und -Umgebungen für die Brille an.
Netflix will noch abwarten, ob die Entwicklung einer eigenen App für die Brille lohnt. Youtube soll immerhin an einer Umsetzung arbeiten. Während es Apps von Microsoft und Slack für die Arbeit gibt, fehlen aber auch hier wichtige Anwendungen wie Gmail oder der Google Kalender. Auch an der Spielefront sieht es noch mau aus. Außerdem fehlen wirkliche Killer-Anwendungen, für die sich die Ausgabe des Geldes lohnt. Office in einer Mixed-Reality-Umgebung gibt es etwa auch bei der Meta Quest.
Die Apple Vision Pro isoliert
Dazu kommt der soziale Faktor. Die Apple Vision Pro isoliert. In einer Familie müsste das Gerät ständig rumgereicht werden, da es nur für eine einzelne Person nutzbar ist. Das Eltern mit zwei Kindern gleich vier Geräte anschaffen, scheint ob das hohen Kaufpreises wenig realistisch. Die eine Person, die die Brille trägt, ist allen iSight-Funktionen zum Trotz von den anderen abgetrennt. Schließlich sieht man nicht einmal dasselbe. Während die Personen außerhalb die Welt normal erleben, sehen Träger:innen das, was die Kameras einfangen und auf die internen Displays bringen. Hier können sich Wirklichkeit und Passthrough unterscheiden.
Wie sehr die Vision Pro aber auch Beziehung spalten kann, beschreibt die Wired-Redakteurin Brenda Stolyar. Ihr Freund hatte sich die Brille zum Markstart vorbestellt. In ihrem Artikel beschreibt sie, wie die Brille immer mehr Platz im Leben des Freundes eingenommen hat. Ständig hatte er die Brille dabei, zog sie für die Arbeit auf und reagierte mitunter nicht mehr, wenn er angesprochen wurde.
Apple Vision Pro macht auch vieles gut
Bei aller Kritik gibt es auch Dinge, die die Apple Vision Pro gut macht. Immer wieder wird die nahtlose Integration von Mac-Computern gelobt, oder die Möglichkeit, sich einen großen Monitor auf die Displays zu projizieren oder Apps in verschiedenen Räumen anzupinnen. Die Möglichkeiten reichen aber offenbar nicht aus, um den Kauf der Apple Vision Pro zu exorbitant hohen Preis zu rechtfertigen.
Ob sich Apple mit dem Start der Brille verspekuliert hat bleibt offen – und wird es immer bleiben. Denn Verkaufszahlen kommuniziert das Unternehmen schon lange nicht mehr. Was überrascht, sind die Probleme, die das Headset hervorruft. Apple macht es Nutzer:innen bis auf sehr wenige Ausnahmen eigentlich leicht, ein Produkt zu mögen. Das ist bei der Vision Pro noch nicht im großen Stil gelungen.
Die Apple Vision Pro im Detail