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Analyse

Das steckt hinter den Vorwürfen gegen Daimler-Partner Farasis

Nach Qualitätsvorwürfen verlässt nun auch noch der Europachef das Unternehmen. Er hinterlässt eine Baustelle in Bitterfeld. Ob dort je Zellen gefertigt werden, ist unklar.

3 Min.
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Farasis Energy sitzt in China, die Europazentrale in Frickenhausen bei Stuttgart.
(Bild: Ralf Liebhold/Shutterstock.com)

Schwierige Zeiten für den chinesischen Zell-Zulieferer Farasis: Gleich mehrere Faktoren trüben zurzeit die Laune. Zum einen gibt es anhaltende Gerüchte über Qualitätsmängel bishin zu einem drohenden Ende der Partnerschaft mit Daimler. Dazu kommen neuerdings Vermutungen, Farasis werde der Verlust des Europachefs schwer zu schaffen machen und man bekomme den Bau der Gigafactory in Bitterfeld nicht hin. Dabei hatte alles sehr gut begonnen: Aus der Partnerschaft entstand eine dreiprozentige Beteiligung des Automobilkonzerns an dem Zellfertiger. 400 Millionen Euro soll Daimler das gekostet haben. Farasis plante daraufhin eine Zellfabrik in Bitterfeld-Wolfen, im „Solar Valley“. Sie soll die benötigten Bauteile liefern: Ab 2022 sind acht bis zehn Gigawatt Produktionskapazität pro Jahr geplant. Das war Mitte 2019. Im Laufe der nächsten Jahre kündigt Mercedes immer mehr Modelle an, verkündet Kooperationen und der ganze Markt wendet sich im Eiltempo dem Thema Elektromobilität zu.

Qualitätsmängel oder Spitzenprodukt

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Im Februar 2021 kursierten schließlich Gerüchte, die ersten Muster von Farasis hätten mangelnde Qualität besessen. Das Handelsblatt hatte verbreitet, man sei unzufrieden bei Mercedes. Die Qualität der klimaneutral hergestellten Komponenten hätten Verantwortliche mit dem Wort „katastrophal“ umschrieben. Hinter verschlossenen Türen soll von „erheblichen Problemen“ gesprochen worden sein. Das Dementi folgt sofort. Farasis Europachef Sebastian Wolf sagte dem Magazin Automobilindustrie: „Wir wissen nicht, woher diese Aussagen stammen.“ Ein Qualitätsproblem gäbe es nicht. Wolf erklärte zudem, man sei schon im Serienhochlauf, die Zeit für Muster sei längst vorbei. Daimler dementiert die Berichte ebenfalls. Später verrät Farsis, die ersten Muster seien bereits 2018 ausgeliefert worden. Die Tests seien so positiv verlaufen, dass Daimler Farasis nominiert habe. Die Pressemitteilung zitiert das Handelsblatt vom 12. Juli: „Tatsächlich zeigen sich auch Führungskräfte bei Daimler durchaus angetan von dem Chemiemix. Nicht zuletzt dank der Zellen von Farasis werde die vollelektrische Luxuslimousine EQS eine Reichweite von 770 Kilometern schaffen, erklärte ein hochrangiger Manager.“ Mittlerweile sei die Serienproduktion der Zellen angelaufen, schreibt Farasis.

Bitterfeld auf dem Abstellgleis

Probleme gab es anscheinend in Bitterfeld-Wolfen. Im Frühjahr sollen Mercedes-Manager nervös geworden sein: Die Farasis-Fabrik für 600 Millionen Euro hatte noch keine Baugenehmigung. Beobachter schätzten, dass die prognostizierten 600 Mitarbeiter frühestens 2024 anfangen können, zu produzieren. Im Juli 2021 schreibt Business Insider, man habe erfahren, dass die Fabrik in den kommenden Jahren keine Batterien für Daimler bereitstellen wird. Farasis gibt zu, man arbeite an einer „potenziellen Lokalisierungsstrategie“, deren Bestandteil Bitterfeld sei. Die aktuelle Serie komme jedoch aus China und sei mit einer Energiedichte von 285 Wattstunden pro Kilogramm ein Spitzenprodukt. Ob sie je in Bitterfeld hergestellt wird, will Wolf nicht sagen. In der aktuellen Pressemitteilung schreibt Farasis, man werde die Strategie für den Standort zu gegebener Zeit bekannt geben. Mittlerweile ist auch klar, dass die Zellen für das türkische Elektromobil Togg doch nicht aus Bitterfeld stammen werden, sondern die Partner eine Fabrik in der Türkei planen.

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Daimler will 8 Gigafactorys bauen

Im Frühsommer kommt der nächste Schlag für den europäischen Arm des Zulieferers. Erst gibt es Gerüchte, dann bestätigt Daimler: Der Konzern will zurück in die Zellfertigung. Acht Gigafactorys wolle man mit Partnern aufbauen, um eigene Zellen zu bauen, verkündet die Geschäftsleitung. Die Partnerschaft mit Farasis bestehe jedoch fort, versichern Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Sebastian Wolf betont, es sei ganz normal, sich bei Millionen von Fahrzeugen auf mehrere Zulieferer zu konzentrieren. Schließlich plane Mercedes, früher aus der Verbrennerproduktion auszusteigen.

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Daimler bleibt Partner

Der MDR berichtet im September, ein Großkunde von Farasis sei abgesprungen und es klingt so, als ob es sich um Daimler handelt. Wieder wehrt sich der Zulieferer gegen die Aussage: Sie sei „falsch und unwahr“. Farasis betont, Ende Juli Daimler-Vorstandsmitglied Markus Schäfer in den Aufsichtsrat von Farasis berufen zu haben. „Diesen Posten hätte Herr Schäfer nicht angetreten, wenn die Partnerschaft in irgendeiner Form infrage stünde“, schreibt das Unternehmen.

Sebastian Wolf wechselt zu VW

Die nächste Hiobsbotschaft betrifft die Führungsetage. Sebastian Wolf, der die Deals mit Daimler und Togg eingefädelt hat, verlässt das Unternehmen. Kurze Zeit später wird bekannt, dass er in Zukunft für VW sechs europäische Batteriefabriken bauen soll. Farasis beeilt sich, zu versichern, dass alles beim Alten bleibt: Der Weggang habe keinerlei Auswirkung auf die Geschäftsstrategie. Wolf wollte ursprünglich eine neue Europazentrale in Bitterfeld bauen. Zwei andere Deutsche aus dem Unternehmen, Stefan Bergold und André Gronke, haben jetzt die Interimsleitung von Farasis Europa übernommen. Farasis schreibt: „Sämtliche Pläne und Projekte laufen unverändert weiter.“ Welche das genau sind, ist nicht immer klar.

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