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Analyse

Kehrtwende: Wendet sich Daimler von Farasis ab und baut doch eigene Zellen?

Vermeintliche Schwierigkeiten des Batteriezulieferers Farasis haben erste Konsequenzen: Großabnehmer Mercedes-Benz scheint abzuspringen und stattdessen auf Eigenentwicklungen zu setzen. Der Konzern hat schon einmal diesen Weg eingeschlagen – ohne Erfolg.

Von Raimund Schesswendter
3 Min.
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Ein weiterer Strategiewechsel dürfte Daimler eine Menge Geld kosten.
(Foto: Tobias Arhelger / shutterstock)

Daimler-Chef Ola Källenius scheint seine Strategie erneut zu ändern. Jahrelang hatte er verkündet, lieber Zellen einzukaufen und damit eigene Batteriepacks zu schnüren, als selbst welche zu produzieren. Nun hat Business-Insider aus Kreisen des Unternehmens gehört, Mercedes wolle doch selbst eine Fertigung auf die Beine stellen. Schuld daran seien Sorgen rund um den chinesischen Zulieferer Farasis.

Daimler 2014: Zellfertigung nicht wirtschaftlich

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Damit kommt der Konzern Forderungen aus dem Betriebsrat nach. Die Arbeitnehmervertretung fordert schon seit Längerem, in die Entwicklung und Produktion von Batteriezellen zurückzukehren. An diesem Punkt stand Daimler schon einmal: Man übernahm den deutschen Zellfertiger Li-Tec 2008 zum Teil und 2014 schließlich komplett von Evonik. Er entwickelte eine neuartige Separatormembran und baute den größten Trockenraum Europas. Zunächst produzierte Daimler die Zellen für den elektrischen Smart Fortwo der dritten Generation. 2014 ließ Daimler jedoch die Zellherstellung bis Ende 2015 auflaufen. Sie sei auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich, lautete damals die Begründung. Die IG Metall wehrte sich ohne Erfolg. Der deutsche Zellfertiger Liacon kaufte die Produktionsanlagen im Frühjahr 2017 zu unbekannten Konditionen.

Farasis und die Fabrik in Bitterfeld

Daimler ließ in der Folge Zellen von LG Chem im Smart verbauen. Später kamen Kooperationsvereinbarungen mit den chinesischen Zulieferern CATL und Farasis hinzu. Källenius gab den großen Elektrowandel bekannt. Bis 2039 wolle man nur noch Neuwagen mit E-Antrieb anbieten, hieß es. Kürzlich soll dieses Datum weiter in Richtung Gegenwart geschoben worden sein. Die Zellen für all die neuen Modelle von EQA über EQC, EQV bis zu EQS sollten mittelfristig auch aus einer Zellfabrik in Bitterfeld-Wolfen stammen. Farasis kündigte das 600-Millionen-Euro-Werk mit einer Produktionskapazität von zunächst acht bis zehn Gigawattstunden pro Jahr Mitte 2019 an. 2022 nehme sie ihre Arbeit auf, sagte Europachef Sebastian Wolf damals. Der Deutsche kommt von Bosch und führt die Europazentrale in Frickenhausen, die ebenfalls nach Sachsen-Anhalt wandern soll. Aus dem Landkreis Bitterfeld-Anhalt hört man, der Antrag auf Baugenehmigung werde noch bearbeitet, die Stadt Bitterfeld habe bereits grünes Licht gegeben. Am 22. Juni 2021 erklärt der Wirtschaftsförderer der Stadt, Steve Brider, dem Baustart stehe nichts mehr entgegen. Die Planer von Farasis seien gerade dabei, das neue Design für die internen Abläufe zu erarbeiten.

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Wie gut sind die Farasis-Zellen?

Im Februar dieses Jahres gelangten die ersten klimaneutral gefertigten Probezellen von Farasis zu dem deutschen Premium-Hersteller. Der ist entsetzt: Die Qualität sei katastrophal, heißt es aus Konzernkreisen. Außerdem sorge man sich um den Zeitplan. Normalerweise vergehen drei Jahre zwischen Musterlieferung und Produktionsstart. Die Bauanstrengungen kämen nicht voran, die Fabrik in Bitterfeld besäße immer noch keine Baugenehmigung. Bei Daimler soll man von schwerwiegenden Problemen bei dem chinesischen Startup sprechen, meldete das Manager Magazin seinerzeit. Das Daimler-Dementi folgte unverzüglich: Man könne die Spekulationen zur Qualität der Zellmuster nicht bestätigen. „Die Versorgung unserer Mercedes-EQ-Elektrooffensive ist sichergestellt“, sagt eine Sprecherin. Wolf stimmt mit ein: Negative Rückmeldungen aus Qualitätssicht seien nicht bekannt.

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Elektromobilität: Alle wollen Zellen

Für Farasis soll CATL einspringen, doch der chinesische Batteriegigant hat noch eine Reihe anderer Kunden. Die BMW-Gruppe etwa hat dort Millionenbeträge investiert und sich Teile der geplanten Produktionskapazitäten in Erfurt gesichert. Auch diese Fabrik steht noch nicht. Mercedes sieht einen Engpass auf sich zukommen, und plötzlich rückt die Zellfertigung unter eigener Regie wieder ins Bewusstsein. Vielleicht lässt sie sich dieses Mal „wirtschaftlich“ gestalten.

 

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