Der Verkaufsstart des VW-Elektroautos ID-3 wurde von Softwareproblemen überschattet, hätte aber trotzdem besser laufen können. Ende Oktober meldete VW rund 37.000 Bestellungen für den sogenannten Volksstromer. Tesla hingegen hatte im Frühjahr 2016 beim Model-3-Start schnell über 400.000 Vorbestellungen verbucht. Geht es nach einer Untersuchung von Greenpeace, trifft VW und dessen Händler eine Mitschuld an der verhaltenen E-Auto-Nachfrage.
ID-3: Werden Verkäufe gebremst?
Der ID-3 etwa wurde zwischen September und November in Deutschland laut Wirtschaftswoche gerade einmal 7.349 mal zugelassen. Schätzungen von Branchenkennern zufolge sollen darunter rund 3.000 Eigen- und Händlerzulassungen sein. Vom Golf, den der ID-3 eigentlich ablösen soll, verkaufte VW dagegen allein im November 10.000 Stück. Darunter waren immerhin knapp 2.000 E-Golfs. Greenpeace zufolge könnte VW aber deutlich mehr Elektroautos verkaufen.
Dass der Konzern dabei offenbar auf der Bremse steht, hat der Umweltschutzorganisation zufolge einen Hauptgrund: Mit Elektroautos lässt sich nicht so viel Geld verdienen wie mit Verbrennern, so Greenpeace. Grund seien höhere Produktions- und Rohstoffkosten. Der VW-Konzern versuche zwar, die CO2-Flottenziele der EU zu erfüllen, um keine allzu hohe Strafe aufgebrummt zu bekommen. Wie viele andere Hersteller will man die Ziele aber nicht deutlich übererfüllen.
VW investiert Milliarden in E-Mobilität
Die Vorwürfe von Greenpeace zumindest kritisch sieht dagegen etwa der Thinktank ICCT. Dessen Berliner Büroleiter Peter Mock meint, dass die hohen Investitionen in die Elektromobilität gegen die Greenpeace-Vorwürfe sprächen, wie die Wirtschaftswoche schreibt. Erst am Mittwoch hatte VW angekündigt, das Hauptwerk in Wolfsburg massiv aus- und umbauen zu wollen, um Tesla Paroli bieten zu können. Insgesamt will VW bis 2024 mehr als 35 Milliarden Euro in die Elektrifizierung der Flotte stecken.
Aber, so Benjamin Gehrs, Mobilitätsexperte bei Greenpeace, jedes E-Auto, das nicht mehr 2020, sondern erst Anfang 2021 verkauft werde, trage dazu bei, dass der Konzern die sich noch verschärfenden CO2-Ziele im kommenden Jahr erreichen kann. Zudem hänge der Verkaufserfolg von den VW-Händlern ab, die weitgehend eigenständig sind. Diese sollen die E-Autos des Konzerns laut Greenpeace-Testkäufen nur in Ausnahmefällen empfehlen. Oft sollen sie sogar explizit vom Kauf des ID-3 abgeraten haben. Grund: Die Marge bei ID-Modellen liege im Vergleich zu den Verbrennern nur bei einem Drittel. Zudem sei der Beratungsaufwand bei E-Autos deutlich höher. VW könne hier viel mehr tun, so Greenpeace.