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Whistleblowerin: Apple lud Mitarbeiter zu Datenparty, um Face-ID fürs iPhone zu trainieren

Für die Öffentlichkeit präsentiert sich Apple gern als Vorreiter in puncto Datenschutz. Hinter den Kulissen scheint dafür aber wenig Platz zu sein, wie eine Whistleblowerin offenlegt. Sie berichtet von einer Datenparty – mit möglichen juristischen Konsequenzen.

Von Jörn Brien
2 Min.
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Apples Face-ID am iPhone. (Bild: Apple)

Hört man Apple-Chef Tim Cook zu und beobachtet die Maßnahmen des Konzerns etwa gegen das App-Tracking – die entsprechenden Einstellungsmöglichkeiten sollen allein Meta (Facebook) Milliarden kosten –, dann könnte man der Auffassung sein, dass es der iPhone-Konzern mit dem Datenschutz durchaus Ernst meint. Informationen der ehemaligen Apple-Projektmanagerin Ashley Gjovik konterkarieren dieses öffentliche Bild allerdings.

Selfies von Angestellten trainierten Face-ID

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Denn die Whistleblowerin legt jetzt offen, dass der Konzern seine Mitarbeiter:innen und Fotos von deren Gesichtern als Material für das Training seiner Gesichtserkennungssoftware benutzte – was nicht nur befremdlich wirkt, sondern wohl auch rechtswidrig war. Wie Gjovik unter anderem Spiegel Online erzählt, habe sie im August 2017 eine E-Mail erhalten, in der sie zu einer „Data Collection Social Hour“ eingeladen worden sei.

Auf der Datenparty sollte es Getränke und Musik sowie „20 Minuten Datensammlung in sozialer Umgebung“ geben. Eingeladen waren nur festangestellte Mitarbeiter:innen. Auch solche, die empfindlich auf Licht reagierten, waren von dem Event ausgeschlossen. Eigentlich bestand keine Verpflichtung, die Datenparty zu besuchen, so Gjovik. Für sie habe sich das Ganze aber nicht wirklich freiwillig angefühlt.

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Glimmer-App: Heimlich geschossene Bilder

Letztlich erwies sich die Party als Zusammenkunft auf einem Parkplatz, umgeben von schwarz verkleideten Stahlzäunen und überwacht von Security und Kameras. Die Anwesenden mussten Selfies aus allen Lagen machen – mit einer eigens entwickelten App: Glimmer. Ziel war es, die Algorithmen der Gesichtserkennungssoftware Face-ID von Apple zu trainieren. Dabei setzte Apple neben solchen Datenpartys wohl auch auf heimlich geschossene Bilder seiner Angestellten aus intimsten Situationen, wie Gjovik sagt.

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Im August 2021 hatte Gjovik mit der Offenlegung dieser Praktiken einen Skandal im Apple-Universum ausgelöst und hatte letztlich den Konzern verlassen müssen. Nach Abschluss ihres Jurastudium hat sich die ehemalige Apple-Mitarbeiterin jetzt an die kalifornische Datenschutzbehörde sowie den Bundesdatenschutzbeauftragten in Deutschland gewandt – wegen möglicher Verletzung ihrer Privatsphäre. Der Fall liegt jetzt bei der bayerischen Datenschutzbehörde, weil sich Apples Deutschlandzentrale in München befindet. Dort forscht Apple auch an Bilderkennung und Face-ID.

Weil Angestellte trotz Einwilligungserklärung durch das Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Arbeitgeber bei solchen fragwürdigen Aktionen nicht wirklich freiwillig mitgemacht haben könnten, sieht etwa die Arbeitsrechtlerin Annegret Balzer durchaus die Möglichkeit eines Datenschutzverstoßes seitens Apple gegeben. Dann könnte dem iPhone-Konzern eine Strafe in Millionenhöhe drohen.

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100 Bilder am Tag für einen virtuellen Orden

Um die Gesichtserkennung zu verbessern, soll Apple seinen Mitarbeiter:innen ein iPhone mit vorinstallierter Glimmer-App zur Verfügung gestellt haben, die Nutzer:innen über Jahre permanent und automatisch fotografiert haben soll. Zudem erhielten Mitarbeiter:innen, die 100 Bilder pro Tag oder 2.000 Bilder im Monat von sich hochluden, einen virtuellen Orden. Natürlich seien dabei auch Bilder von Freund:innen, Geschwistern oder Wildfremde entstanden, die dem Ganzen sicher nicht zugestimmt hätten, so Gjovik.

Gjovik kämpft aktuell vor dem US-Arbeitsschutzgremium NLRB gegen ihre Kündigung. Apple wiederum argumentiert mit der Verletzung einer Vertraulichkeitsverarbeitung durch die Whistleblowerin. Die Börsenaufsicht SEC interessiert sich für den Fall. Laut Spiegel-Informationen wolle man dort wissen, ob Apple eine Whistleblowerin kaltstellen will. Das Verfahren kann sich noch lange hinzuziehen. Derweil ist schon eins klar. Statt eines iPhones nutzt Gjovik jetzt ein Android-Smartphone.

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Kommentare (1)

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„Die Anwesenden mussten Selfies aus allen Lagen machen“. T3N stellt das hier so dar als ob das nicht freiwillig gewesen wäre. Keiner musste irgendwas machen. Jeder konnte jederzeit gehen. Oder etwa nicht?

Die Whistleblowerin behauptet die Freiwilligkeit wäre nur zum Schein gewesen. Wie viele waren denn auf der „Datenparty“. Die ganze Firma? Keiner hat nein gesagt? Oder wurden die alle hinterher gefeuert die nein gesagt haben? Besonders viele Fakten haben wir hier leider nicht.

Ich lasse meine Mistgabel erstmal noch im Schrank. Apple-Mitarbeiter stehen sowieso nicht ganz oben auf der Liste von Leuten mit denen ich Mitleid hab.

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