Mit der Ankündigung des Xiaomi Mi 9T Pro hatte das Unternehmen am 20. August das erste Produkt offiziell für den deutschen Markt lanciert. Produkte des Herstellers waren bislang nur als EU- oder Chinaimporte hierzulande erhältlich. Das ändert sich nun, erklärt Jacques Xiang Li, Xiaomis Global-PR-Director, im Gespräch mit t3n.
Warum kommt Xiaomi gerade jetzt nach Deutschland?
Xiaomi hatte schon 2017 angekündigt, sich allmählich in Europa breit zu machen. Nach einigen osteuropäischen Ländern, Italien, Spanien und Frankreich nimmt das Unternehmen nun den Anlauf auf Deutschland. Eine feste Roadmap habe es nicht gegeben, man starte jetzt, da Xiaomi jetzt so weit ist.
Laut Jacques Xiang Li mache Xiaomi keine halben Sachen – der Marktstart in Deutschland sei nichts halbherziges, sondern von langer Hand geplant. Das Unternehmen werde in Düsseldorf ein großes Büro eröffnen und die Geschicke für den deutschen Markt von dort aus steuern. Derzeit suche man noch Mitarbeiter für die Bereiche PR, Marketing und Sales, die mit dem lokalen Markt vertraut seien. Xiaomi baut sein Business in Deutschland also komplett neu auf und setzt dafür auf ein lokales Team.
Auf die Frage, ob der Start mit der Huawei-Situation zu tun hätte, die stark unter Beschuss der Trump-Regierung stehe, antworte der Xiaomi-Manager klar mit Nein. Die Notsituation eines Mitbewerbers auszunutzen wäre schändlich („disgraceful“) und entspräche nicht der Firmenstrategie Xiaomis. Nichtsdestotrotz zeigt sich an den letzten Zahlen, dass Xiaomi und Samsung von den US-Sanktionen gegen Huawei profitieren.
Xiaomi in Deutschland mit umfangreicher Produktpalette
Laut Jacques Xiang Li wird es in Deutschland ein umfassendes Angebot aus dem großen Produktportfolio des Unternehmens geben. Außer dem Mi 9T Pro werden wir mit weiteren Smartphones rechnen können. Zu den ersten Modellen gehören das Mi 9, Mi 9 SE und das Android-One-Smartphone Mi A3. Außerdem wird der neue Fitness-Tracker Mi Band 4 offiziell in Deutschland erhältlich sein. Die Produkte sollen zum einen über die deutsche Xiaomi-Website, die zurzeit nicht mehr als ein Showrooom ist, als auch bei den großen Einzelhändlern wie Amazon, Media Markt oder Saturn angeboten werden. Auch der Netzbetreiber Freenet bietet Produkte des Unternehmens an.
Insgesamt werde das Portfolio die 200 Produkte umfassen und neben den beliebten Saugrobotern der Roborock-Serie auch diverse IoT-Geräte für Smarthome beinhalten. In diesem Sektor ist der Hersteller äußerst umtriebig und bietet ein umfangreiches Portfolio an. Zudem hatten Ikea und Xiaomi Ende 2018 eine Partnerschaft angekündigt. Ikea-Produkte können einfach über Xiaomis Smarthome-Infrastruktur eingebunden und gesteuert werden.
Darüber hinaus werde die Android-TV-Set-Top-Box Mi TV bis Ende des Jahres europaweit zu kaufen sein und lokale Streaming-Angebote beinhalten – derzeit befinde man sich noch mit zahlreichen großen Anbietern in Verhandlungen. Jacques Xiang Li ist überzeugt, dass die User-Experience der Box besser und das Gerät allgemein schneller als die der Mitbewerber sei.
Als Teil des Portfolios darf der eigene E-Scooter der Ninebot-Reihe nicht vergessen werden. Die kleinen E-Roller werden an die Erfordernisse – Stichwort: ABE – des deutschen Marktes angepasst, damit man mit ihnen auch auf den Straßen fahren darf. Mit dem Ninebot Kickscooter Max G30D ist schon das erste Modell mit ABE zum Kostenpunkt von 799 Euro gelistet. Der E-Scooter soll bald erscheinen.
Damit die Produkte zeitnah beim Kunden ankommen und es keine ellenlangen Wartezeiten gebe, werde man lokale Warenlager eröffnen. Durch EU- oder China-Importe müssen Kunden teilweise Lieferzeiten von mehren Wochen bis Monaten erdulden. Das dürfe nicht sein und entspreche nicht der Firmenphilosophie, erklärt der Xiaomi-Manager.
Produkte der Redmi-Familie werde es vorerst nicht in Europa geben, erklärt Jacques Xiang Li. Seit Anfang 2019 ist die Xiaomi-Tochter eine eingeständige Marke mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie äußerst kostengünstige Smartphones.
Xiaomi bietet übrigens verhältnismäßig kostengünstige Smartphones an, da man nicht mit der Hardware Geld verdienen wolle, sondern über den Verkauf von Dienstleistungen, kostenpflichtigen Zusatzangeboten und Werbung. Für den europäischen Markt gebe es solche entsprechenden Angebote noch nicht, man arbeite aber daran.
Xiaomi bringt seine Brand-Stores nach Deutschland
Nicht nur online sollen die Produkte des Unternehmens erstanden werden können, sondern auch in eigenen Stores, wie sie schon in Asien und angrenzenden europäischen Ländern eröffnet wurden. Hier will Xiaomi nicht kleckern: In jeder größeren Stadt wolle das Unternehmen seine Mi-Stores eröffnen, in denen die Produkte ausprobiert und gekauft werden können.
Xiaomi hat Xiang Li zufolge auch schon erste Ladenlokale angemietet. Noch in diesem Jahr sollen die ersten eröffnet werden. Welche Städte den Anfang machen, wollte er nicht verraten.
Dafür hatte er verraten, dass Xiaomis Fan-Community auch in Deutschland weiter aufgebaut werden soll. Wie etwa auch bei Oneplus bekomme das Unternehmen allerhand Feedback und Feature-Wünsche über das eigene Forum und sinnvolles davon in die Smartphone-Nutzeroberfläche MIUI.
Xiaomi-Dienste sollen DSGVO-konform sein, Server in Europa
Xiaomi ist nicht nur Hardware-Hersteller, sondern bietet zahlreiche Dienste an, die nach und nach auch in Deutschland landen sollen, so der Manager. Die darüber gesammelten Nutzer-Daten würden nicht auf Servern in China gespeichert, sondern in europäischen Ländern wie Irland und Dänemark. Man halte sich selbstredend auch an die DSGVO.
Mit Xiaomi könnte der Smartphone- und Smarthome-Markt in Deutschland in Bewegung geraten. Hier spielen die drei mittlerweile alteingesessenen Player Samsung, Huawei und Apple eine marktführende Rolle. Mit guten Produkten, günstigen Preisen, stärkerer Markenpräsenz und lokalen Ansprechpartnern könnte Xiaomi den alten Playern ein Stück vom Markt abknapsen.
Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Mal sehen, was daraus wird.