„Zahl deine Steuern“: 100-Millionen-Spende von Jeff Bezos sorgt für viel Kritik
In einer Melange aus wirksamen Steuervermeidungspraktiken und Vorteilen durch Steuersenkungen der US-Regierung zahlt Amazon – wie viele andere US-Konzerne – keine oder vergleichsweise wenig Steuern auf seine Riesengewinne. Davon profitieren weniger die einfachen Mitarbeiter als vor allem Anleger und Manager wie Amazon-Chef Jeff Bezos. Der gilt – je nach Liste – als reichster oder zweitreichster Mensch der Welt. Jedenfalls soll sich Bezos’ Vermögen auf über 100 Milliarden Dollar belaufen. Kein Wunder also, dass die Ankündigung seiner Spende von 98,5 Millionen Dollar auch für Kritik sorgt.
Spende an Obdachlose: Jeff Bezos in der Kritik
Im Vorjahr hatte Bezos einen zwei Milliarden Dollar schweren Fonds angekündigt, der sich vor allem dem guten Zweck widmen soll. Die aktuell diskutierte Spende an insgesamt 32 Obdachlosenorganisationen ist Teil der Aktivitäten dieses Bezos Day One Fund. Im vergangenen Jahr hatte der Fonds 97,5 Millionen Dollar gespendet, wie CNBC berichtet. Der Fonds widmet sich der Bekämpfung von Obdachlosigkeit und der Förderung hochqualitativer Bildung für Familien mit geringen Einkommen.
So weit, so gut. Die Kritik regt sich dann auch nicht an dem hehren Ziel der Spenden oder der Höhe der den Obdachlosen zur Verfügung gestellten Gelder. Stattdessen geht es den Kritikern wohl vor allem um Verhältnismäßigkeit. Der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn ließ Bezos via Twitter wissen, dass die Höhe der Spende gerade 0,09 Prozent seines aktuellen Vermögens betrage – und dass er lieber seine Steuern bezahlen solle.
Kritik an der Bezos-Spende regte sich auch in den sozialen Netzwerken. Auf dem Twitter-Account des US-Magazins Forbes, das über die Spende berichtet hatte, sammelten sich etwa Kommentare à la: „Ich habe sogar zehn Prozent meines Vermögens gespendet. Wo ist mein Forbes-Artikel“. Zudem fragten sich Twitter-Nutzer, welche Projekte der Staat mit den entgangenen Steuern unterstützen hätte können. Angesprochen wurden zudem die Berichte über die schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon. Aber es gab auch unterstützende Kommentare, etwa, dass Bezos immerhin überhaupt spende – und auch gleich eine ganze Menge.
Betrachtet man allerdings, wie viel Geld andere reiche Menschen in der Vermögensklasse von Bezos spenden, dann ist die Kritik an der Spendenhöhe zumindest nachvollziehbar. In der Forbes-Liste der spendabelsten wohlhabenden US-Bürger des Jahres 2018 taucht der reichste Mensch der Welt erst auf Rang 23 auf. Investorenlegende Warren Buffett etwa spendete 2018 rund 3,4 Milliarden Dollar, Bill und Melinda Gates gaben 2,6 Milliarden Dollar. Auch die Tech-Größen Mark Zuckerberg, Steve Ballmer, Pierre Omidyar oder Michael Dell und ihre jeweiligen Ehefrauen spendeten im vergangenen Jahr mehr als der Amazon-Gründer.
Ex-Frau von Jeff Bezos spendet Milliarden
Wie Spenden im großen Stil geht, könnte sich Bezos von seiner Ex-Frau abschauen. Die war im Frühjahr nach der Scheidung von dem Amazon-Boss auf einen Schlag zur viertreichsten Frau der Welt aufgestiegen. MacKenzie Bezos hatte daraufhin angekündigt, dass sie die Hälfte ihres Vermögens in der Höhe von knapp 37 Milliarden Dollar spenden will. Ebenfalls der Wohltätigkeit verschrieben haben sich Multimilliardäre wie Buffett und Gates, die im Jahr 2010 die Kampagne The Giving Pledge gestartet haben.
Darin verpflichten sich diejenigen, die daran teilnehmen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens spenden zu wollen. Buffett hatte zudem versprochen, sogar 99 Prozent seines Vermögens an wohltätige Organisationen wie die Stiftung von Bill und Melinda Gates zu spenden. Bezos ist dieser Kampagne, der schon 114 US-Milliardäre angehören, noch nicht beigetreten. Aber wie an Bezos’ Spende reiben sich auch an den Philantropen die Kritiker. Mancher, wie der Historiker Rutger Bregman, sieht die Spenden als Ablenkung vom Thema Steuervermeidung.
Ich würde ja „einfach“ die Steuergesetze ändern, sodass diese Steuervermeidungstricks nicht mehr funktionieren. Aber nein, die Staaten haben bestimmt besseres zu tun als Millionen von den GAFA-Firmen zu kassieren… In meinen Augen blenden diese Politiker nur mit solchen Aussagen.