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Analyse

Elden Ring, Verschiebungen und Krisen: 2022 dürfte die Gaming-Industrie prägen

Die erste Hälfte des Jahres ist rum und in Bezug auf die Gaming-Branche waren es sonderbare sechs Monate. Verschiebungen, Aufkäufe und Krisen stehen im Mittelpunkt einer Industrie, die eigentlich unpolitisch sein will. Das dürfte das Gaming langfristig beeinflussen.

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Ein Streik könnte viele neue Gamingtitel und deren Veröffentlichung verschieben. (Foto: Shutterstock/Arsenii Palivoda)

Ein Blick in viele Gaming-Foren, Discord-Server oder Soziale Medien offenbart ein ziemlich einhelliges Stimmungsbild bezüglich des Jahres 2022: Irgendwie ist dieses Jahr sonderbar. Und tatsächlich kamen in den letzten Monaten einige Umstände zusammen, die dafür sorgten, dass sich dieses Jahr deutlich anders gestaltet, als es die meisten Publisher und Gamer:innen vorhergesehen hatten.

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Die erste Hälfte von 2022 zeigt Ereignisse und Trends, die die Gaming-Branche weit über dieses Jahr hinaus verändern dürften. Und es fing schon in den ersten Wochen des Jahres an.

Elden Ring – und danach Leere

Am 25. Februar erschien „Elden Ring“ und begeisterte Fans und Kritiker:innen gleichermaßen. Besondere Beachtung fand das Spiel, weil es die ziemlich ausgelatschte Open-World-Formel vieler Blockbuster-Spiele nahm, einmal gut durchschüttelte und zu einem Spielerlebnis machte, das sich wieder aufregend anfühlt. Keine etlichen Icons auf der Weltkarte mehr, die alle bitte schön nacheinander abgearbeitet werden wollen. Keine etlichen Sidequests, in denen die Spieler:innen die immergleichen Gegenstände finden oder Forts einnehmen müssen. So wie „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ zuvor, dürfte auch „Elden Ring“ viele Spiele prägen, die in den kommenden Jahren erscheinen.

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Denn schon jetzt zeigt sich, dass viele Gamer:innen durchaus skeptisch auf die althergebrachten Blockbuster-Zutaten blicken. Es wird hinterfragt, wieso ein „Sonic Frontiers“ etwa unbedingt eine Open World braucht, oder wieso ein „Starfield“ 1.000 erkundbare Planeten hat, wenn doch klar ist, dass der Großteil davon einfach nur leere Staffage sein wird. Das „größer und mehr“, mit dem die Games-Industrie lange Zeit erfolgreich gefahren ist, wird langsam für viele dünn und langweilig.

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Das Besondere an „Elden Ring“ war auch, dass es am Ende einer Release-Flut zu Anfang des Jahres stand: Kurz davor waren mit „Pokémon Legends: Arceus“ und „Horizon: Forbidden West“ zwei weitere Blockbuster-Spiele erschienen, die auf eine Open World setzen. Doch kurz danach wurde es eher still um Veröffentlichungen der großen Publisher und Blockbuster-Studios. Zumal noch immer viele Gamer:innen darauf warten, echte „Next Gen“-Spiele zu bekommen. Doch es sieht so aus, als würde diese Flaute noch eine Weile andauern.

Viele Verschiebungen – und mehr Verständnis dafür

Für die drei großen Hersteller Nintendo, Microsoft und Sony stand 2022 im Zeichen jeweils eines großen Spiels. Zwei dieser Spiele wurden jedoch inzwischen verschoben: „Starfield“ für Xbox und „Zelda: Breath of the Wild 2“ für Switch. Beide sollen doch erst 2023 erscheinen. „God of War: Ragnarök“ für die Playstation hat derweil immer noch kein Release-Datum. Doch darüber hinaus steht dieses Jahr bisher im Zeichen der Verschiebung. Der Shooter „Redfall“ soll erst 2023 erscheinen, Square Enix‘ Rollenspiel „Forspoken“ erst im Oktober statt im Mai 2022.

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Außergewöhnliche Spiele, die ihr im Auge behalten solltet:

5 außergewöhnliche Spiele, die ihr im Auge behalten solltet Quelle:

Gleichzeitig scheint unter Gamer:innen aber das Verständnis für Verschiebungen zu steigen. Unter den jeweiligen Ankündigungen finden sich viele Kommentare, die ein verspätetes Spiel als etwas Nachvollziehbares sehen: Die Entwickler:innen können sich so mehr Zeit nehmen, um das Spiel fertigzustellen, ohne sich zu überarbeiten. Es mag daran liegen, dass ein häufig angegebener Grund für Verschiebungen, die Pandemie nämlich, Gamer:innen genauso betrifft wie die Entwickler:innen. Oder aber, dass Themen wie Crunch inzwischen viel stärker diskutiert werden als noch vor einigen Jahren.

Industrie-Themen stehen stärker im Vordergrund als die Spiele

Gleich zu Beginn des Jahres sorgte eine gigantische Meldung für Gesprächsstoff innerhalb der Games-Branche, der bis heute nicht versiegt ist: Microsoft will Activision Blizzard kaufen. Das ist ein Plan, der die gesamte Industrie umwälzen könnte. Seitdem folgten weitere Akquisitionen: Tencent kauf das Studio hinter „Left 4 Dead“, Sony kauft mit Bungie das Studio hinter „Destiny“. Diese Konsolidierung des Marktes überschattete zu großen Teilen den Videospiel-Diskurs. Die Frage, die im Raum steht: Welches Studio wird als nächstes gekauft? Und von wem?

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Darüber hinaus sorgten einige andere Entwicklungen für Gesprächsstoff. Die Gründung von Betriebsräten etwa. Oder der anhaltende Missbrauch in vielen großen Videospiel-Studios. Es scheint so, als würden die Themen, die die Industrie sonst intern beschäftigten, immer mehr an die Öffentlichkeit dringen. Ging es vor einem Jahrzehnt zumeist nur um die Spiele, werden nun die Bedingungen, unter denen sie entstehen, mindestens genauso wichtig. Wie sich die Branche entwickelt, ist für viele Gamer:innen von großem Interesse. Auch Kaufentscheidungen werden immer öfter daran festgemacht, wie die großen Publisher und Gaming-Studios agieren.

Ukraine-Krieg und eine Branche, die ungewöhnlich stark darauf reagiert

Wenn möglich, hat die Games-Branche politische und gesellschaftliche Krisen bisher ignoriert. Womöglich gab es mal mitleidige Worte auf einem Gaming-Event, oder eine Pressemitteilung dazu, dass das eigene Unternehmen für Weltoffenheit stehe. Praktisch nie zuvor hat die gesamte Industrie so stark und konsequent reagiert wie mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Wieder kam es zu Verschiebungen. Nintendo etwa zog es vor, ihr „Advance Wars“ auf unbestimmte Zeit zurückzuhalten – obwohl das Spiel mit seiner drolligen Grafik nicht unbedingt in Verdacht steht, die Gräuel des Kriegs zu relativieren.

Die Maßnahmen aber gingen noch viel weiter. Es wurden Spendenaktionen aus dem Boden gestampft oder Symbole wie etwa Z-Embleme aus Spielen entfernt. Das reichte bis hin zu wirklich drastischen Schritten: Etliche große Videospiel-Publisher zogen sich komplett aus Russland zurück. Die meisten Spiele werden dort inzwischen nicht mehr veröffentlicht. Dienste wie Online-Plattformen oder Abo-Services können in dem Land nicht mehr abgerufen werden. Erstmals nimmt es die Branche auf sich, Umsatzeinbußen hinzunehmen, um sich politisch zu positionieren.

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Es zeigt sich immer mehr, dass sich die Gaming-Industrie nicht mehr vor realweltlichen Geschehnissen verschließt – und es auch nicht mehr kann. Gaming ist schon lange keine Nische mehr, sondern einer der größten Mainstreams überhaupt. Damit wird immer häufiger die Industrie, die diese Spiele hervorbringt, von Medien und einer breiten Öffentlichkeit diskutiert und kritisiert. Das Jahr 2022 hat das bisher in einem besonderen Maß gezeigt. Und genau dieser Trend dürfte die Games-Branche zu einer besseren machen.

 

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