5-jähriges Jubiläum: Was Microsoft mit Windows 10 geglückt ist – und was nicht
Wer schon länger mit Computer-Betriebssystemen arbeitet und die Entwicklung des Windows-Systems einige Jahrzehnte verfolgt hat, dem fallen an Windows 10 vor allem folgende Trends auf.
Cloud statt lokal
Hatte Microsoft zunächst über Jahrzehnte versucht, seine Produkte bombenfest auf den Nutzersystemen zu verankern, geht das Unternehmen jetzt den umgekehrten Weg und lagert sein OS immer mehr in die Cloud aus. Für eine steigende Zahl an Funktionen benötigt das aktuelle OS – wie auch weitere Produkte des Herstellers aus Redmond – eine Verbindung zur Cloud.
Anstelle eines Kaufes des Systems setzt Microsoft in zunehmendem Maße auf Mietansätze wie Microsoft 365, das Windows 10 und Office 365 nebst weiteren Diensten im Abonnement enthält. Der Hersteller bezeichnet diesen Ansatz als modernen Desktop.
Auch für die Speicherung der Umgebungs- und Nutzerdaten legt der Hersteller Nutzern die Cloud ans Herz und bringt dafür den Dienst Onedrive mit, der sich nahtlos in die System- und Anwendersoftware des Unternehmens integrieren lässt.
Der Cloud-Ansatz ist zweifellos komfortabel und bei breitbandiger Anbindung bequem zu nutzen. Er stellt sicher, dass Nutzer ihre Umgebung, so sie es so wollen, an jedem Ort der Welt und an jedem Rechner mit ihrer Anmeldung abrufen können. Er wirft aber ebenso Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit auf. Und er legt den Nutzer mitsamt seines plötzlich vielfach wichtigeren Microsoft-Kontos in die Hände des Herstellers.
Fokus auf Design
Während Windows in früheren Jahrzehnten eine gewisse Eigenständigkeit im Design aufwies, wird Windows 10 immer mehr zu einer Mischung aus den Best Practices aller am Markt befindlicher Systeme. Dadurch steigt die Nutzerfreundlichkeit, aber auch die Austauschbarkeit gegen andere Systeme.
Windows 10 wird dann hauptsächlich genutzt, weil die Anwendersoftware das voraussetzt. Da der Hersteller mit entsprechender Software, allen voran Office 365, ebenfalls gut im Geschäft ist, muss sich im Hause Microsoft wohl keiner Sorgen machen.
Seit einigen Jahren bemüht sich Microsoft um eine konsistente Designsprache, das sogenannte Fluent Design, über alle Produkte des Unternehmens hinweg. Hier konnten bereits erhebliche Fortschritte erzielt werden. Jetzt ist das Startmenü des Systems an der Reihe. Das Ende des Weges ist indes noch nicht erreicht.
OS für Tablets und Convertibles
Mit Windows 10 ist es Microsoft nach vielen erfolglosen Versuchen gelungen, ein Betriebssystem zu entwerfen, das auch auf Tablets und Convertibles funktioniert und so einer neuen Geräteklasse den Markt bereitet hat. Zunächst sollte das System als „Windows 10 Mobile“ sogar Windows-Phones zum Durchbruch verhelfen. Diese Geräteklasse wurde allerdings vor drei Jahren beerdigt.
Manch einer wirft Microsoft vor, an dieser entscheidenden Stelle einen zu geringen Atem bewiesen zu haben. Immerhin waren Erfindungen wie „Continuum“, bei dem sich das Smartphone nach Anschluss an einen externen Monitor mithilfe eines speziellen Adapters in einen Desktop-PC mit Office-Programmpaket verwandeln sollte, keine per se schlechten Ideen. Samsungs Dex etwa bietet im Jahr 2020 ähnliches.
An Tablets, Convertibles und anderen Geräten mit entsprechender Hardware können sich Nutzer mit Windows Hello unter Verwendung biometrischer Methoden, etwa per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung, anmelden. Eine Multi-Faktor-Authentifizierung mit der Microsoft-Authenticator-App erhöht die Anmeldesicherheit weiter. Windows Ink erweitert das System um eine Eingabemöglichkeit per digitalem Stift.
Microsofts ursprüngliche Vision des „Windows Everywhere“ hat sich zwar letztlich wegen der Aufgabe des Phone-Sektors nicht umgesetzt. Die mobile Nutzung des Systems auf tragbaren Geräten ist jedoch weiter steigend. Die zunächst als „Universal Windows Platform“ ausgerufene Strategie hat Microsoft inzwischen unter der neuen Bezeichnung Project Reunion zusammengefasst.
Regelmäßige Funktionsupdates
Mit Windows 10 hat Microsoft eine Kultur des regelmäßigen Funktionsupdates eingeführt. Windows-as-a-Service nennt Microsoft dieses Konzept. Im Frühjahr und im Herbst liefert der Hersteller planmäßig größere Aktualisierungen, die das System mit neuen und veränderten Funktionalitäten ausstatten.
In den letzten Jahren klappte das bisweilen nur in der Theorie. Eilig geschusterte Updates, um den gesetzten Termin zu halten, trugen teils schwere Fehler auf die Rechner der Nutzer. Auch das aktuelle Mai-Update trägt Ende Juli 2020 immer noch sieben bestätigte und nicht behobene Bugs in sich.
Dennoch sorgt der Ansatz dafür, dass Nutzer ihre Windows-10-Installationen im Großen und Ganzen zeitnah aktuell halten. Die fragmentierte Landschaft unterschiedlicher Versionen glättet sich auf diese Weise zunehmend. Im März dieses Jahres konnte schlussendlich die Zahl von einer Milliarde unter Windows 10 laufender Rechner gemeldet werden. Ursprünglich hatten die Redmonder diesen Meilenstein spätestens 2018 erreichen wollen und sich nicht zuletzt durch die kostenlose Abgabe des Windows-10-Upgrades allergrößte Mühe dabei gegeben.
Den seit 2003 etablierten Patch-Tuesday an jedem zweiten Dienstag im Monat, an dem kleine Sicherheitsupdates bereitgestellt werden, behält das Unternehmen bei.
Datenschutz und -sicherheit
Dem Thema Datenschutz nähert sich der Hersteller mit Windows 10 offener. Das ist allerdings weniger dem Unternehmen als der Einführung der europäischen Datenschutzgrundverordnung geschuldet, die strenge Anforderungen an die Nutzerdatenverarbeitung stellt. Konkret können Kunden inzwischen mit der Diagnosedatenanzeige genau sehen, welche Gerätedaten an Microsoft übermittelt werden.
Admins von Windows 10 Enterprise können seit einigen Tagen den Data Processor Service verwenden, um selbst zu definieren, welche Daten an den Hersteller übermittelt werden dürfen. Dabei lässt sich die Telemetrie auch ganz abschalten.
Zudem nimmt der Hersteller für sich in Anspruch, sich mit Windows 10 in besonderem Maße der Datensicherheit verschrieben zu haben. Das schlägt sich vor allem im integrierten Geräte- und Identifikationsschutz, Verbesserungen für den Schutz vor Datenverlusten sowie einem eingebauten Malware-Schutz für Apps nieder. Der Windows Defender kann inzwischen andere Antiviren-Apps überflüssig machen.
Offen für Open Source
Offener zeigt sich Microsoft auch mit Blick auf die Open-Source-Community. So setzt der neue Edge-Browser etwa auf Chromium als Unterbau, zu dem Redmonder Entwickler nach Unternehmensangaben bereits über 3.000 Commits beigetragen haben.
Ebenso integriert der Hersteller Ubuntu über den Microsoft Store in sein System. Seit dem Mai-Update 2020 gehört ein komplettes Linux-Kernel zu Windows 10. Mit dem neuen Terminal und den Power Toys setzt das Unternehmen auch für Systemwerkzeuge auf den Open-Source-Ansatz.
Zuvor war Open Source für Microsoft jahrzehntelang ein rotes Tuch. Erst mit dem Ballmer-Nachfolger Satya Nadella als neuem CEO des Konzerns änderte sich diese Wahrnehmung komplett. Die Auflistung der eigenen Open-Source-Kontributionen umfasst inzwischen über 1.100 Einträge.
Was nicht geklappt hat
Neben dem strategischen Verzicht auf die Fortsetzung der Windows-Phone-Entwicklung sind verschiedene Entwicklungsansätze in Windows 10 obsolet geworden. Am Rückbau dieser Funktionen und Plattformentscheidungen arbeitet der Hersteller noch heute.
Der prominenteste Name in diesem Zusammenhang dürfte wohl Cortana sein, die Sprachassistentin, die ursprünglich Apples Siri, Amazons Alexa und dem Google Assistant Konkurrenz machen sollte. Ohne eine Smartphone-Plattform ergab sie allerdings nicht mehr so recht Sinn.
Project Reunion räumt mit der ursprünglich unter dem Windows-Everywhere-Konzept errichteten Universal-Windows-Plattform auf. Windows-as-a-Service hat länger gebraucht als erwartet, kann aber insgesamt durchaus als erfolgreich betrachtet werden.
Die gleiche Bewertung darf denn wohl Windows 10 insgesamt erhalten. Windows 10 ist ein modernes, offenes System mit einer nachvollziehbaren Entwicklungsperspektive und einer stabilen Basis. Dass es nicht perfekt ist – geschenkt.
“ *.cloud stellt sicher, dass die Umgebung so ist wie die Nutzer sie wünschen“. Das ist wohl mit Abstand der Witz des Jahrhunderts.
Nein, Benutzer möchten eben nicht für jeden Fliegenschiss Abo Gebühren bezahlen!!! Ich würde es auch nicht lustig finden wenn ich mir jeden Monat einen neuen Rasenmäher kaufen müsste nur weil ein paar Idioten sich das einbilden wollen dass das für die Nutzer toll ist. Sowas dann auch auch noch zu veröffentlichen und als Fakt hinzustellen, da fehlen mir die Worte.