- Ternus: iPhones sind auf Langlebigkeit ausgelegt
- Weniger Klebstoff – aber ganz ohne gehe es nicht
- Werden iPhones künftig mehr wie ein Fairphone?
- Effizienz und neue Legierungen als weitere Bausteine zu mehr Nachhaltigkeit
- Macbooks mit Apple Silicon sind laut Ternus langlebiger
- Recyceltes Aluminium und neue Legierungen
Unser Gesprächspartner John Ternus verantwortet in seiner Rolle als Hardware-Chef die Fortentwicklung der Produktpalette Apples. Sein Team hat laut ihm das Ziel, dass jedes neue Produkt einen kleineren CO₂-Fußabdruck als sein jeweiliger Vorgänger hat.
„Wir marschieren einfach weiter (in Richtung CO₂-Neutralität – Anmerk d. Red.) nach unten. Dabei sind wir nicht bereit, das aufzugeben, was ein Apple-Produkt großartig macht“, so Ternus. Bei der Entwicklung nachhaltigerer Produkte will Apple dennoch keine „keine Kompromisse bei Sicherheit, Qualität, Zuverlässigkeit und dem Apple-Erlebnis“ eingehen, ergänzt der Manager, der schon seit 2001 bei Apple arbeitet.
Zu seinen Projekten gehörten alle iPad-Modelle, Airpods und die iPhone-12-Reihe. Laut Apple war er zudem maßgeblich an der Umstellung des Macs auf die eigenen Chips beteiligt.
Ternus: iPhones sind auf Langlebigkeit ausgelegt
Dieses Mantra verfolgt Apple auch bei der iPhone-Entwicklung, was Ternus mit der Aussage unterstreicht, dass iPhones nach drei Jahren im Durchschnitt 80 Prozent mehr wert seien als ein vergleichbares Android-Gerät. „Sie behalten ihren Wert, weil sie so gut gebaut sind“, ergänzt er.
Für Ternus spielt dabei die Art und Weise, wie iPhones gebaut werden, eine entscheidende Rolle. Unter anderem investiere Apple in Materialien wie den „Ceramic Shield“, der den Bildschirm schützt und laut Ternus der stärkste Bildschirmschutz bei Smartphones ist. Zudem habe Apple „sehr viel Zeit damit verbracht“, die Wasserbeständigkeit nach Schutzart IP68 bei iPhones und der Apple Watch zu erreichen.
„Unser Ziel ist, ein Produkt zu bauen, das lange hält.“
Ternus betont, dass es Apples Ziel sei, ein Produkt zu bauen, das lange hält. Falls doch einmal etwas defekt sein sollte, sehe Apple zu, dass es Reparaturoptionen gibt – für diesen Zweck hat der Konzern mittlerweile ein Selbstreparaturprogramm eingeführt, das es in 2022 auch nach Deutschland geschafft hat.
Hinsichtlich einer leichteren Reparierbarkeit hat Apple zudem mit dem iPhone 14 und 14 Plus eine neue Konstruktionsweise eingeführt. „Wir sind von der sogenannten Bucket-Architektur zu dieser Mid-Chassis-Architektur übergegangen“, erklärt Ternus. „Das hat die Kosten und die Komplexität der Reparatur des Rückglases enorm reduziert“, so der Manager.
Das sehen übrigens auch die Reparaturexpert:innen von iFixit so. Es sei das am besten zu reparierende iPhone seit dem iPhone 7. Das iPhone besitzt erstmals einen Mittelrahmen, wodurch es sowohl von vorn als auch von hinten geöffnet werden kann. Auf diese Weise sei es unter anderem leichter, den Bildschirm und die Glasrückseite auszutauschen.
Bislang kritisierte iFixit die Konstruktionsweise der iPhones als schwer reparierbar.
Weniger Klebstoff – aber ganz ohne gehe es nicht
Selbst den Einsatz von Klebstoffen hat Apple laut Ternus reduziert. Statt die Akkus vollkommen und nur unter hohem Aufwand aus dem verleimten Gehäuse rupfen zu können, setzt Apple mittlerweile Klebestreifen ein, die einfach an einer Lasche entfernt werden können.
„Die beste Reparatur ist die, die man nie machen muss.“
Komplett will Apple aber nicht auf Klebstoff verzichten, da diese Klebestreifen die Batterie gut fixieren und sie in der richtigen Position halten, so Ternus. Dies reduziere die „Wahrscheinlichkeit von Zuverlässigkeitsproblemen“ deutlich.
Werden iPhones künftig mehr wie ein Fairphone?
Auf die Frage, ob es denkbar wäre, iPhones noch modularer aufzubauen und damit ähnlich leicht reparierbar zu machen wie ein Fairphone, erteilt Ternus eine Absage. „Ziel ist, ein Smartphone herzustellen, das lange hält. Und ich denke, wenn man sich ein Design ansieht, das modular ist, gibt es ein paar Herausforderungen oder Nachteile, die damit verbunden sind“, erklärt der Manager.
Weiter führt er aus, dass oftmals die Verbindungen zwischen den einzelnen Komponenten die Fehlerquellen seien. „Wenn man also mehr Verbindungen hat, kommen wahrscheinlich mehr Fehlerpunkte hinzu, und das Gerät wird anfälliger für Ausfälle“, so Apples Hardware-Chef.
Ein weiterer Punkt sei, dass die Verbindungen mehr Material verbrauchten, sodass man vom Standpunkt des CO₂-Fußabdrucks aus gesehen eigentlich in die falsche Richtung gehe. Bei all diesen Designentscheidungen gehe es um Abwägungen und Kompromisse.
„Ich glaube, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, und das Gleichgewicht, das wir in Bezug auf die Haltbarkeit und die Reparierbarkeit, haben, der richtige Weg ist“, sagt Ternus.
Effizienz und neue Legierungen als weitere Bausteine zu mehr Nachhaltigkeit
Abseits der Langlebig- und Reparierbarkeit von iPhones verfolgt Apple in vielen weiteren Produktbereichen das Thema Nachhaltigkeit. Laut Ternus spielen in diesem Bereich auch die hauseigenen Prozessoren eine relevante Rolle. Angefangen mit dem iPhone und den Chips der A-Serie, verbaut Apple mittlerweile in allen Produkten selbst entwickelte Prozessoren auf ARM-Basis.
Zuletzt hat das Unternehmen die Macs und Macbooks auf die eigenen Apple-Silicon-Chips umgestellt und sich damit von Intel unabhängig gemacht. Laut Ternus ist ein großer Vorteil der eigenen Prozessoren die Möglichkeit, sie besser und leistungsfähiger zu machen, indem die Effizienz erhöht und die Leistung pro Watt weiter gesteigert wird.
Vorteil der neuen Chips sei die Batterielaufzeit, die ein Macbook Pro bis zu 22 Stunden laufen lasse. Ferner könne gleichzeitig die Lebensdauer des Produkts verlängert werden, das laut Ternus nur einen Bruchteil der Energie des vorherigen (Intel – Anm. des Red.) Systems verbraucht.
Mit dieser Entwicklung schlage Apple zwei Fliegen mit einer Klappe: Man baue etwas, das besser für die Umwelt und auch besser für den Kunden ist. Mit dem M2-Chip ist die Reise auch noch nicht abgeschlossen, deutet Ternus an.
Ein großer Teil der Chipentwicklung findet übrigens in Apples Münchner Entwicklungszentrum statt. Dort werkeln Ternus zufolge um die 2.000 Mitarbeiter:innen, die die Entwicklung der eigenen Chips vorantreiben. Weitere Standorte sind in Israel und in den USA.
Macbooks mit Apple Silicon sind laut Ternus langlebiger
Zusätzlich zur höheren Energieeffizienz sollen Macbooks mit den eigenen Chips auch langlebiger sein. Denn im Unterschied zu den Vorgängermodellen mit Intel-Prozessoren setzt Apple auf einen einheitlichen Speicher aus einem einzigen Paket mit dem Chip. Dieser Ansatz trage zu „einer unglaublichen Leistung, einer unglaublichen Effizienz und einer unglaublichen Zuverlässigkeit“ bei, so Ternus.
Als Nachteil dieses Aufbaus gilt zum einen, dass sich der Speicher nicht nachträglich nachrüsten lässt. Man muss sich beim Kauf sicher sein, dass SSD-Speicher und RAM des gewählten Modells ausreichen. Zum anderen gilt die Reparierbarkeit als weniger leicht, da SoC, Speicher und RAM eine Einheit bilden.
Ternus ist sich aber sicher, dass durch diesen Aufbau die Wahrscheinlichkeit einer Reparatur sehr, sehr gering ist. „Wir sind der Meinung, dass dies der richtige Weg ist, wenn man sich die historischen Daten ansieht: Bei Speicherausfällen ist in den allermeisten Fällen der Anschluss, die Verbindung zwischen den Komponenten, die Ursache des Problems. Wenn man sie also im Paket hat, sind sie sehr zuverlässig.“
„Die Vorteile in Bezug auf den CO₂-Fußabdruck und die Effizienz und Leistung, ist das, was die Apple Silicon Macs so gut macht: das Design, bei dem der Speicher auf dem Package untergebracht ist.“
Was die Reparierbarkeit angeht, so lobt iFixit zwar den Weg, den Apple mit dem iPhone 14 beschritten hat. Wenn es um Macbooks geht, sehen sie aber noch Nachholbedarf. Beim neuen Air ist nach Erkenntnissen der Reparaturprofis die Batterie eine der letzten Komponenten, die herausgenommen werden kann. Dabei sollte sie „das am leichtesten zugängliche und am einfachsten zu ersetzende Bauteil jeder batteriebetriebenen Technik sein“, findet iFixit.
Recyceltes Aluminium und neue Legierungen
Laut Ternus spielen bei Apples Weg in Richtung Nachhaltigkeit recycelte Materialien eine wichtige Rolle. „Wenn wir recyceltes Material verwenden können, hat es einen geringeren CO₂-Fußabdruck, als wenn wir mit dem Abbau von neuem Material beginnen. Und so haben wir vor einigen Jahren die Entscheidung getroffen, zu 100 Prozent recyceltes Aluminium für unser Macbook-Air-Gehäuse zu verwenden“, erklärt Ternus.
Dies stellte sich indes als weitere Herausforderung dar, da Apple „sehr spezifische und strenge Anforderungen“ an die eingesetzten Materialien hat. Aluminiumgehäuse sähen zwar schön aus, wenn sie eloxiert werden, doch auch die Festigkeit des Materials und die Wärmeleitfähigkeit sind nicht zu vernachlässigen, sagt Ternus. Wenn man recycelte Materialien einbringt, bringt man Spuren von Verunreinigungen mit, die die Materialeigenschaften beeinträchtigen können, so der Hardware-Chef weiter. Apples Ingenieur:innen sei es aber gelungen, eine völlig neue Aluminiumlegierung zu entwickeln, die im Grunde genommen immuner gegen diese Verunreinigungen sei. Zudem habe Apple dank der neuen Legierung neue Farben für das Air einführen können.
Apple gilt schon seit Jahren als ein recht nachhaltiges Unternehmen. So hat der Konzern 2017 von Greenpeace im „Guide to Greener Electronics“ ein „B Minus“ erhalten – nur das niederländische Social Business Fairphone, das seine Produkte explizit auf Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen hin entwickelt, wurde mit der Note B besser bewertet. Dabei entspricht die Note B einer 2. Andere Hersteller schnitten bei Weitem nicht so gut ab.
Seit 2017 hat Greenpeace leider keine weiteren Guides veröffentlicht. Apple hat seine Produkte in den vergangenen Jahren dennoch weiterentwickelt und sich zum Ziel gesetzt, sowohl Lieferkette als auch Produkte und Produktion CO₂-neutral werden zu lassen.
Für die Umsetzung dieses Ziels hat Apple zum einen Lisa Jackson, Vizepräsidentin für Umwelt, Politik und soziale Initiativen, beauftragt. Sie verantwortet die Strategie, Apple inklusive der Zulieferer bis 2030 komplett auf „Carbon Zero“ zu drehen und dabei Profitstreben und Nachhaltigkeit zu vereinen.
Nichts für ungut, aber zumindest was die Akkuss angeht, würde ich dem nicht zustimmen. Mein Dienst-iPhone 13, das einfach mitläuft und meistens im Flugmodus ist ist nach 3 Tagen leer. Es hält genau so lange wie mein Nokia G20, das ich ständig nutze nach 2 Jahren, das muss auch alle drei Tage geladen werden. Der Akku ist der große Schwachpunkt bei allen vier iPhones gewesen, die ich bisher hatte. Nach drei Jahren sind die Akkus durch, entweder nimmt man dann eine Powerbank mit oder lädt es bei jeder Gelegenheit auf, der Austausch kostet richtig viel Geld.