
Search-Ads im App-Store sind für 58 Prozent aller Downloads verantwortlich, die über einen Klick auf eine Anzeige starten. (Foto: PixieMe / Shutterstock)
Die Tracking-Transparency von Apple ist ein herber Schlag für die Werbebranche. Allen voran Facebook, aber auch Google, Twitter, Snap und Yahoo und ihre Kund:innen sind quasi datenblind – in ersten Analysen zeigte sich, dass nur 25 Prozent aller iOS-Nutzer:innen dem Tracking zustimmen. Drei Viertel aller Nutzer:innen verweigern das Tracking oder die Nutzung solcher Daten. Die Financial Times berichtet nun: Der Anteil von Apple am Werbemarkt für mobile Apps hat sich in sechs Monaten verdreifacht.
Apples Search-Ads verantwortlich für 58 Prozent aller iPhone-App-Downloads
Apple bietet für den App-Store die sogenannten Search-Ads an, die funktionieren wie klassisches SEA. Auf ein Keyword wird eine Anzeige gestaltet und Höchstgebote angegeben. Auf den Werbeplätzen oberhalb der organischen Suchergebnisse dieser Keywords innerhalb der App-Store-Suche werden dann Werbungen ausgespielt, die die Auktionen gewinnen. So kann bei dem Suchbegriff „Snapchat“ beispielsweise als allererstes Tiktok angezeigt werden. Branch ist ein Unternehmen, das unter anderem die Effektivität von Mobile Marketing misst. Laut deren Analyse sind Apples Search-Ads mittlerweile verantwortlich für 58 Prozent aller iPhone-App-Downloads, die sich durch einen Klick auf eine Anzeige ergeben. Vor nur einem Jahr betrug der Anteil nur 17 Prozent.
Größerer Marktanteil, mehr Umsatz
Der Markt für App-Marketing wächst immer mehr. Ein weiteres Analyseunternehmen namens Appsflyer schätzt, dass die Marketingausgaben in mobilen Apps sowohl für iPhones wie Android-Geräte 2019 bei rund 58 Milliarden US-Dollar lagen und bis zum nächsten Jahr die Marke von 118 Milliarden US-Dollar geknackt haben werden. Analyst:innen von Evercore ISI schätzen, dass Apple im aktuellen Geschäftsjahr rund fünf Milliarden Dollar verdienen wird – und innerhalb von drei Jahren einen Jahresumsatz von 20 Milliarden Dollar erreichen wird. Das ist im Grunde keine große Überraschung: Ist Apple das einzige Unternehmen, das Daten von Nutzer:innen besitzt, dann werden Anzeigen eben direkt dort geschaltet. Hatten Werbetreibende früher Zugriff auf detaillierte Daten in Echtzeit, gibt es nun eine Verzögerung von bis zu 72 Stunden für zusammengefasste Werte. Wer sich aber bei Apples eigenem Anzeigendienst anmeldet, erhält detaillierte Informationen.
Widersprechen Apples Werbetaktiken den eigenen Richtlinien?
Chris Stevens, der Chief Marketing Officer von Spothero, einer amerikanischen Park-App, erzählt gegenüber der Financial Times von Widersprüchen zwischen möglichem User:innen-Targeting im Gegensatz zu Apples Statements in Bezug auf Datenschutz und Privatsphäre. Mithilfe eines Retargeting-Tools sei es möglich, dass Werbetreibende durchaus Daten der Bewegungen von Nutzer:innen erhalten, um ihnen später erneut Werbung anzuzeigen. Gegenüber der Financial Times sagte Stevens, dass Apple trotz mehrmaliger Nachfrage und Kontaktaufnahme nicht in der Lage gewesen sei, zu versichern, dass die Werbemöglichkeiten mit den eigenen Richtlinien übereinstimmten.
Apple bestritt gegenüber der Financial Times, dass die Datenschutzmaßnahmen einen Wettbewerbsvorteil schaffen sollten. Sie seien lediglich für den Schutz der Nutzer:innen und zur Entwicklung von sicheren Werbepraktiken.