Apple Pencil mit USB-C im Test: Ein guter Kompromiss – und ein spaßiges Detail
Für iPad-Fans war 2023 kein einfaches Jahr. Gerüchte drehten sich um neue Geräte mit OLED-Bildschirm und M3-Prozessor. Am Ende gab es einen neuen Stift. Und der ließ so manche iPad-Besitzer:innen ratlos zurück. Immerhin ist der Apple Pencil mit USB-C-Buchse mit einer unverbindlichen Preisempfehlungen von 95 Euro deutlich preiswerter als der Apple Pencil 2 (UVP: 149 Euro).
Für den günstigen Preis bekommt ihr aber weniger Funktionen und weniger Komfort. Das wirft Fragen auf: Lohnt sich dieser Kompromiss? Wer braucht den Stift – und wer nicht? Und mit welchen iPads funktioniert er überhaupt? Wir liefern die Antworten.
iPad-Stift trifft Fidget-Toy
Das Wichtigste zuerst: Der neue Stift ist nicht mit allen iPads kompatibel, sondern nur mit denen, die über eine USB-C-Buchse verfügen. Vor allem Besitzer:innen eines iPad 10 müssen nun nicht mehr zwingend zum Apple Pencil der ersten Generation greifen.
Out of the Box stellen Kenner:innen der Apple-Stifte direkt zwei Dinge fest: Der USB-C-Stift kommt im selben Design wie der Apple Pencil 2. Der Neuling ist aber etwas kürzer geraten. Das stört bei der Benutzung nicht. Ich bin 1,93 Meter groß und habe entsprechende Hände – aber keine Probleme bei der Benutzung des Stiftes. Wie beim 2er gibt es bei der USB-C-Version eine ebene Seite, die das ansonsten runde Gehäuse unterbricht. Dadurch liegt er gut in der Hand. Er wirkt außerdem etwas schwer. Das ist aber kein Nachteil, durch das Gewicht fühlt er sich sehr wertig an. Mit diesem Stift schreibt man gern. Wirklich.
Schaut ihr euch den Stift genauer an, erkennt ihr eine feine Linie am oberen Ende beim Aufdruck „Pencil“. Anders als beim allerersten Apple Pencil gibt es hier jedoch keine Kappe, unter der sich der Lighting-Stecker zum Laden versteckt. Stattdessen zieht ihr hier die USB-C-Buchse aus, die ihr zum Koppeln und Laden benötigt. Dieser Mechanismus ist Apple gut gelungen. Geschmeidig fährt der Anschluss aus. Mit einem sanften Druck des Daumens ist er wieder verschwunden, begleitet von einem zufriedenstellenden Klicken. Ich habe mich mehrmals beim Nachdenken über meine Notizen dabei erwischt, wie ich die Abdeckung immer wieder auf- und zugeschoben habe. Wahrscheinlich eher versehentlich hat Apple ein Fidget-Toy in seinen neuen Pencil eingebaut. Auf. Zu. Klick. Toll!
Ein USB-C-Kabel liegt nicht im Karton. Ohne ein solches kann der Stift weder aufladen noch lässt er sich mit dem Tablet koppeln. Da er nur mit USB-C-iPads funktioniert, solltet ihr ein entsprechendes Kabel aber ohnehin zu Hause haben. Diese Lösung ist immerhin etwas würdevoller als das Einstecken des Stiftes in den Lighting-Anschluss.
Der Stift hält magnetisch am iPad-Gehäuse und ist bei Nichtgebrauch stets gut verstaut. Auf weiteren Komfort müsst ihr verzichten. Drahtlos am Induktionsfeld vom iPad Pro, Air oder Mini kann nur der teure Pencil 2 laden. Die USB-C-Version teilt den Akkustand beim Anklipsen außerdem nicht automatisch mit. Das Batterie-Widget für den Homescreen in iPadOS ist hier ein guter Umweg.
Apple Pencil im Einsatz
Im Alltag habe ich den Apple Pencil vor allem für Notizen auf meinem iPad Pro (mit M1-Chip) genutzt. In Verbindung mit dem Promotion-Display mit bis zu 120 Hertz werden Eingaben ohne merkliche Verzögerungen umgesetzt. Fein. Die Notizen-App ist in Verbindung mit dem Pencil allgegenwärtig. Ein Tippen mit dem Stift auf den Sperrbildschirm genügt genauso, um die Notizen-App zu starten, wie das Wischen von der rechten unteren Bildschirmecke in die Mitte auf dem Homescreen.
Abseits davon ist das iPad-System mittlerweile voll auf den Einsatz mit dem Pencil abgestimmt. Mithilfe des Scribble-Features füllt ihr auch die Adressleiste in Safari oder Formulare im Internet mit dem Apple Pencil aus. Zeichnen ist mit dem Stift ebenfalls kein Problem. Dabei müsst ihr allerdings auf zwei Funktionen des Apple Pencil 2 zwei verzichten: Weder unterstützt der Neuling verschiedene Druckstufen – der Strich wird also nicht dicker oder deutlicher, wenn ihr fester drückt – noch könnt ihr per Doppeltipp zwischen zwei Funktionen hin- und herwechseln.
Stört das? Mich zumindest nicht. Aber ich habe nicht nur eine Sauklaue (siehe Bild oben), zeichnen kann ich auch nicht. Wer es darauf anlegt und professionell Bilder mit dem iPad erstellen will, greift also am besten zum 2er. Ein Detail gibt es noch: Auf einem iPad Pro mit M2-Prozessor unterstützt der USB-C-Stift das Hover-Feature.
Wichtiger als beim 2er ist die Frage nach der Akkulaufzeit. Ist der Stift leer, passiert nichts, wenn man damit aufs Display tippt. Ärgerlich ist, wenn man dann kein Kabel im Rucksack dabei hat. Da ich den Stift nie den ganzen Tag, sondern immer nur für Notizen verwendet habe, stand er stets zur Verfügung – oder war leer. In dem Fall ließ er sich im Homeoffice beim Laden am Kabel mehr oder weniger bequem benutzen.
Fazit: Wer braucht das jetzt?
Dass sich der Apple Pencil mit USB-Anschluss nicht für jeden lohnt, unterschreibe ich sofort. Künstler:innen bleiben hier außen vor. Für alle anderen macht der Stift kompatible iPads aber zu digitalen Notizblöcken und eignet sich somit gut für Schüler:innen oder Student:innen. Weil er magnetisch am Gehäuse haftet, läuft man zudem nicht Gefahr, den Pencil zu verlieren.
Klar, der Preis von 95 Euro ist immer noch happig. Wenn es aber echtes Apple-Zubehör sein soll, spart ihr im Vergleich zum Apple Pencil 2 immerhin über 50 Euro – und ein Fidget-Toy für lahme Vorlesungen gibt es gratis dazu. Die Kompromisse wiegen für mich nicht schwer. Die Druckstufen und den Doppeltipp habe ich nicht vermisst. Der größte Kritikpunkt ist die fehlende Induktionsladung – die gibt es bei Konkurrenten wie dem Logitech Crayon aber ebenfalls nicht. Und: So schlimm ist das Laden per Kabel auch wieder nicht.