Apples eigenes 5G-Modem: Warum es wichtig für künftige iPhones und Macbooks ist

5G-Modems: Die Partnerschaft zwischen Apple und Qualcomm könnte 2027 enden. (Foto: t3n)
Vor vier Jahren, im Dezember 2020, hatte Apples Chip-Chef Johny Srouji den Start der Arbeit an einem 5G-Mobilfunkmodem angekündigt. Das erste eigene Modem wurde von Analysten schon 2023 erwartet, doch mittlerweile deutet sich an, dass die erste Generation ab 2025 in ersten Produkten verbaut sein könnte.
Weiter heißt es, dass der Hersteller eine längerfristige Strategie hat, mit der mehr als nur iPhones, iPads und Watches mit Mobilfunkchips bestückt werden sollen.
„Sinope“: Apples erstes 5G-Modem wohl schlechter als von Qualcomm
Wie der gut vernetzte Bloomberg-Reporter Mark Gurman von seinen Quellen bei Apple erfahren haben will, soll Apple zunächst ab 2025 einige seiner iPhones mit dem eigenen 5G-Modem ausstatten. Jedoch sollen vorerst nur das im Frühjahr erwartete iPhone SE 4 und das ultradünne iPhone „Slim“ oder „Air“ sowie die Einstiegs-iPads die eigenen Modems erhalten.
Warum Apple noch nicht bei den Top-Modellen wie dem im Herbst startenden iPhone 17 auf das eigene Modem setzt, hat Gurman zufolge mit mehreren Faktoren zu tun: So liefert es seinen Informationen zufolge geringere maximale Downloadraten als moderne Modems von Qualcomm, die Apple bis auf Weiteres in seinen Top-iPhones verbaut.
Auch soll die erste Generation des hauseigenen 5G-Modems über eine schwächere „Carrier Aggregation“ verfügen, mit der mehrere Bänder parallel genutzt werden können. Im Unterschied zur Konkurrenz, die bis zu acht Bänder kombinieren kann, soll das Apple-Modem nur vier parallel nutzen. Je höher die „Carrier Aggregation“, desto höher ist letztlich die Netzwerkkapazität und die Geschwindigkeit.
Primär für die USA relevant: Apples 5G-Modem soll keinen mmWave-Support bieten. Dabei handelt es sich um eine 5G-Technologie, die für den Nahbereich die höchsten Datenübertragungsraten liefern soll und in einigen US-Großstädten genutzt wird.
Apple will wohl auch Macbooks und Vision-Headsets mit 5G ausstatten
Erst mit weiteren Modemgenerationen soll Apples Modem an die Leistung herankommen, die Qualcomms Modelle jetzt schon liefern. Auf „Sinope“ sollen 2026 und 2027 die Modems mit den Codenamen „Ganymede“ und „Prometheus“ folgen. „Ganymede“ soll etwa im iPhone 18 und den Top-iPads verbaut werden. Mit dem 2027er-Modem plant Apple angeblich, die Leistung von Qualcomms Modems zu übertreffen, heißt es.
Mit den folgenden Generationen des Modems deutet sich Gurman zufolge eine Zeitenwende an: Denn der Hersteller plant wohl auch, seine Macbooks und Mixed-Reality-Headsets mit Mobilfunk zu verstehen, damit sie auch ohne einen per iPhone aufgebauten Hotspot oder WLAN Zugriff auf das Internet erhalten.
Ein Novum wären Notebooks mit Modem nicht: In der Windowswelt bieten einige Hersteller ausgewählte Modelle schon länger mit integriertem Mobilfunk an. Bei Apple dauern solche Entwicklungen länger. Langfristig dürfte Apple die eigenen Modems zum Teil der eigenen SoCs (System-on-a-Chip) der A- und M-Serie werden lassen. Das hat den Vorteil, dass mehr Platz im Gerät frei wird, etwa für den Akku. Außerdem kann so der Energieverbrauch reduziert werden.
Warum Apple eigene 5G-Modems baut
Dass Apple überhaupt eigene 5G-Modems entwickelt, ist keine Überraschung: Denn der Hersteller ist dafür bekannt, die wichtigsten Technologien für seine Geräte selbst in der Hand zu haben. Das Paradebeispiel dafür war die Entscheidung, eigene Prozessoren für iPhones und iPads sowie die Apple Watch zu entwickeln.
Der bisher letzte große Schachzug war die Einführung der M-Chips für Macs und Macbooks, die nicht nur leistungsfähiger als Intels Chips sind, sondern auch viel energieeffizienter, was zu längeren Laufzeiten führt.
Diese Strategie gibt dem Konzern unter anderem die Möglichkeit, Leistung und Architektur der Chips an die Bedürfnisse der Geräte anzupassen. Dabei konnte Apple mehrfach das Innovationstempo vorgeben: So bekamen die iPhones seinerzeit als erste Smartphones Chips mit 64-Bit-Technologie für mehr Leistung sowie Prozessoren auf Basis von Sieben-Nanometer-Technik, bei der Schaltkreise enger gesetzt werden konnten.
Bei den Modems ist Apple bis dato stark von Zulieferern abhängig – vor allem von Qualcomm. Qualcomm ist ein bekannter Anbieter in der Branche und liefert neben Modems auch die Prozessoren (SoC) vieler Android-Smartphones. Das Geschäftsmodell des Konzerns ist jedoch umstritten, vor allem wegen seiner Politik, den Kauf einer Lizenz für seine Patente zur Voraussetzung für Chip-Lieferungen zu machen.
Zwischen Apple und Qualcomm entbrannte ein heftiger Streit. Der iPhone-Konzern warf dem Chip-Spezialisten unter anderem überhöhte und unfaire Preise vor, Qualcomm konterte mit dem Vorwurf der Patentverletzung. Im Jahr 2019 wurde das Kriegsbeil begraben, und Apple hatte seinen Liefervertrag mit Qualcomm zunächst bis 2025 verhandelt. Da die Modementwicklung mehr Zeit in Anspruch nahm, wurde sie schließlich Anfang 2024 bis ins Jahr 2027 verlängert.
Sofern Apples Pläne aufgehen, könnte der Hersteller sich im Laufe des Jahres 2027 von Qualcomm lösen und komplett auf die eigenen Lösungen setzen. Langfristig könnte Apple selbst eigene Chips für WLAN und Bluetooth entwickeln und sich von weiteren Partnern wie Broadcom lösen.
Das waren Apples größte Flops