Immer mehr Autobauer setzen auf Googles Android Automotive für das Infotainmentsystem in ihren Fahrzeugen. Das erspart ihnen zum einen Entwicklungsarbeit und zum anderen bauen sie auf ein existierendes Ökosystem auf. Während bei Android-Smartphones Jahr für Jahr die existenzielle Frage nach frischen Updates gestellt wird, gibt Dirk Hilgenberg, CEO von Cariad, der Softwareabteilung des Volkswagen-Konzerns, einen positiven Ausblick: Er verspricht für Fahrzeuge des Konzerns Android-Automotive-Updates für einen Zeitraum von 15 Jahren. Das entspreche einem Autoleben.
Android Automotive: VW gibt Updategarantie für 15 Jahre
VW will dafür sorgen, dass Fahrzeuge mit Android Automotive auch in 10 oder 15 Jahren noch gepatcht werden und sicher sind. „Wir haben einen Vertrag mit den Marken, dessen Aushandlung eine Weile gedauert hat, aber die lebenslange Unterstützung war äußerst wichtig“, sagte Hilgenberg im Interview mit Jonathan Gitlin von Arstechnica.
Auf die Frage, wie lang die Lebensdauer eines Autos ist, antwortet Hilgenberg: „Fünfzehn Jahre nach der Inbetriebnahme und einer zusätzlichen Option für Marken, die es noch länger haben möchten; Sie wissen ja, wir müssen die Aktualisierbarkeit in allen rechtlichen Aspekten garantieren.“
Angesichts dessen, dass Android-Smartphones nur maximal sieben Jahre Updates erhalten – mit dieser Länge nimmt Fairphone eine Ausnahmestellung in der Smartphone-Welt ein –, während Samsung, Google oder mittlerweile auch Oneplus, Oppo und Honor bis zu fünf Jahre Sicherheitspatches verteilen, ist Skepsis ob des langen Updateversprechens angesagt. Laut Sam Abuelsamid, leitender Forschungsanalyst bei Guidehouse Insights, gibt es laut Arstechnica jedoch einen Grund, Hilgenberg im Zweifelsfall recht zu geben.
Updates für Android Automotive: Längeres Leben dank Container
Denn im Unterschied zu bisherigen Fahrzeugarchitekturen, die auf Dutzende Steuergeräte zurückgreifen, die von leistungsschwachen und billigen Mikrocontrollern betrieben werden, sehe es bei E-Auto-Architekturen anders aus: Sie besitzen nur wenige Domain-Controller, die von viel leistungsfähigeren Prozessoren angetrieben werden. Diese würden mit neuen Softwareplattformen ausgestattet, die die Anwendungen auf der Hardware abstrahieren.
„Zudem bieten Autoplattformen – nicht nur die von VW, sondern auch von BMW (OS 9) oder Mercedes (MB-OS) – Schnittstellen, mit denen Anwendungen kommunizieren, Sensoren auslesen und Befehle an Aktoren senden können“, erklärt Abuelsamid.
Auf diese Weise würden die Anwendungen von der Hardware entkoppelt. Selbst wenn Cariad sich dafür entscheide, Android Automotive oder QNX für das Infotainmentsystem zu verwenden, würde es in einem Container auf der Anwendungsebene oberhalb der Abstraktionsschicht ausgeführt, heißt es weiter. Laut Abuelsamid sollte die Rechenleistung in den neuen E-Architekturen dazu in der Lage sein, Updates für diese containerisierten Betriebssysteme viel länger anzubieten „als ein typisches Smartphone und auch länger als in der Vergangenheit“, so Abuelsamid.
In einem Statement erklärt ein Cariad-Sprecher einordnend gegenüber Arstechnica:„Im Rahmen der Entwicklungsdienstleistungen für die Automobilmarken von Volkswagen bietet Cariad Betriebsdienstleistungen, Updates, Upgrades und neue Releases sowie Fehlerbehebungen und Patches für seine Hardware- und Software-Produkte an. Wir unterstützen unsere Hard- und Software-Releases in der Regel über längere Zeiträume. In einigen Fällen kann dies bei Hardware bis zu 15 Jahre nach dem Ende der Produktion („EOP“) und bei Software-Releases bis zu 10 Jahre nach dem EOP betragen. Darüber hinaus gibt es gesetzlich vorgeschriebene Fristen, die wir einhalten, z. B. werden Cybersecurity- und Sicherheits-Updates und Patches so lange bereitgestellt, wie eine Funktion verfügbar ist. Darüber hinaus kann es individuelle Vereinbarungen mit Marken für längere Supportzeiträume geben, um die Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen.“
Volkswagen will Android Automotive mit der One-Infotainmentplattform zunächst in Premiumfahrzeugen einführen. Nach letztem Stand könnte dieses 2025 Einzug halten. Als Zwischenschritt will VW beginnend in 2023 mit dem Cariad-App-Store Android-Apps in das aktuelle Infotainmentsystem, das auf Linux basiert, bringen.