Die größte Handelsplattform der Welt für Digitalwährungen bekommt weiteren juristischen Ärger in den USA: Nur eine Woche, nachdem eine US-Regulierungsbehörde Binance vorgeworfen hat, Handelsregeln umgangen zu haben, sieht sich die Kryptobörse vor einem Bundesgericht in Florida mit einer milliardenschweren Sammelklage konfrontiert. Die am Freitag eingereichte Klage wirft dem Unternehmen, einigen Führungskräften sowie prominenten Influencern vor, mit nicht registrierte Wertpapieren gehandelt und die Token in sozialen Medien unrechtmäßig beworben zu haben.
Vorangetrieben wird die Klage von den Anwaltskanzleien Moskowitz und Bois Schiller Flexner. Sie fordern neben Binance auch von CEO Changpeng Zhao, Basketball-Star Jimmy Butler, dem Youtuber Graham Stephan und Ben Armstrong (Bitboy Crypto) Schadensersatz in Höhe von einer Milliarde US-Dollar. Die Anwälte erklärten gegenüber Fortune, weitere Binance-Influencer in die Sammelklage einbeziehen zu wollen.
Hinter der Klage stehen drei Anleger, die Geld mit Kryptowährungen verloren haben sollen, die von Binance und den Influencern beworben wurden. Die Sammelklage zielt aber darauf ab, noch mehr Menschen zu finden, die beim Handeln auf der Kryptobörse Miese gemacht haben. Gelingt das, könnte die Anzahl der Kläger „in die Millionen gehen“, wie es in der Klage heißt.
Klagewelle gegen Kryptounternehmen
Die beiden Kanzleien haben bereits mehrere Schadensersatzverfahren gegen Kryptounternehmen eingereicht, darunter auch eine Sammelklage gegen die Kryptobörse Voyager, die Binance übernehmen will, sowie zwei Sammelklagen gegen FTX. Auch in diesen Fällen gehen die Juristen nicht nur gegen die Firmen vor, sondern auch gegen Influencer, die für sie geworben hatten.
Moskowitz verklagt beispielsweise auch US-Football-Star Tom Brady, Supermodel Gisele Bündchen und FTX-Gründer Sam Bankman-Fried. Sie alle hatten für die Kryptobörse FTX geworben und sollen dabei „verzerrende“ Werbeaussagen gemacht haben. Zudem hätten die Promis gegen die Wertpapier- und Verbraucherschutzgesetze Floridas verstoßen, weil sie die Vergütung, die sie als Gegenleistung für ihre Werbung bekommen haben, nicht detailliert genug offengelegt haben.
Binance habe von der gleichen Werbung und dem Verkauf von nicht registrierten Wertpapieren profitiert wie FTX und Voyager und „sogar die Pyramiden-Werbe-Influencer-Struktur perfektioniert, die diese Praktiken noch verstärkt hat“, sagte Anwalt Adam Moskowitz, der den Fall vertritt.
Binance soll US-Regulierung umgangen haben
Erst in der vergangenen Woche hat die Commodities Futures Trading Commission (CFTC) Binance vorgeworfen, bestimmte Geschäfte und Dienstleistungen in den USA angeboten zu haben, ohne die nötige Zulassung zu besitzen. Außerdem soll die Kryptobörse geltenden Regeln zur Geldwäscheprävention und zur Verhinderung krimineller Finanztransaktionen sowie Compliance-Vorschriften bewusst umgangen haben. Demnach hat Binance etwa US-Kunden ermutigt, VPNs zu verwenden und gefälschte Berichte zur Bekämpfung der Geldwäsche zu verfassen. Zudem soll die Kryptobörse nur der Form nach ihre Geschäftsaktivitäten aus den USA verlagert haben, um die strenge Finanzregulierung und die Handelsregeln zu entgehen.
Auch die CFTC-Klage richtet sich neben dem Unternehmen parallel gegen CEO Zhao sowie den ehemaligen Compliance-Chef Samuel Lim. Ein Strafverfahren droht ihnen zwar nicht, die Aufsichtsbehörde kann aber die Abschöpfung von Vermögenswerten veranlassen, empfindliche Geldstrafen verhängen und ein dauerhaftes Handels- und Registrierungsverbot gegen das Unternehmen aussprechen.
Binance steht aktuell unter scharfer Beobachtung in den USA: Im Februar hat die New Yorker Finanzbehörde NYDFS der US-Tochter bereits die Ausgabe des Stablecoins Binance USD (BUSD) untersagt. Zudem steht Binance unter Verdacht, eine Schlüsselfigur im Bitzlato-Betrug zu sein, weshalb die US-Staatsanwaltschaft gegen die Kryptobörse ermittelt. Auch das Justizministerium soll wegen Verstößen gegen die Anti-Geldwäsche-Gesetze und möglichen Steuerdelikten Ermittlungen gegen die Kryptobörse eingeleitet haben und eine Anklage prüfen.