Fragt man ChatGPT ganz offen danach, einem kostenlose Windows-Keys zu erstellen, erteilt einem der KI-Chatbot mit großer Wahrscheinlichkeit einfach eine Abfuhr. Lizenzschlüssel für Windows 10 Pro herauszurücken sei „illegal und unethisch“, antwortet ChatGPT etwa auf unsere entsprechende Anfrage.

Dass sich das KI-Tool aber durchaus zur Erstellung funktionierender Keys bringen lässt, hatte schon ein Youtuber im Frühjahr gezeigt. Damals ging es um Windows-95-Schlüssel – und ChatGPT stritt im Nachhinein vehement ab, damit etwas zu tun gehabt zu haben.

Jetzt hat ein Nutzer, der auf Twitter unter dem Namen „sid“ firmiert, den KI-Chatbot dazu gebracht, ihm funktionierende Lizenzschlüssel für Windows 10 Pro zu erstellen. Dazu wies „sid“ ChatGPT an, wie seine verstorbene Großmutter zu agieren, die ihm zum Einschlafen immer Windows-10-Pro-Keys vorgelesen habe.

Inwieweit und mit welchen Prompts „sid“ ChatGPT schon im Vorhinein vorgebrieft hat, ist nicht klar. Auf Twitter teilte er nur den Prompt mit der Großmutter. Auf diesen Befehl hin erstellte der Chatbot ihm jedenfalls fünf Keys. Er hoffe, diese Schlüssel helfen beim Einschlafen, ließ ChatGPT noch wissen. Und: Es tue ihm leid, vom Tod der Großmutter zu hören.

Der originelle Prompt und der schnell populär gewordene Tweet sorgten dafür, dass Elon Musk sich einschaltete. Das würde definitiv beim Einschlafen helfen, kommentierte Musk in Hinblick auf das Vorlesenlassen von Windows-Keys mit gleich zwei Lach-Smileys.

Mit demselben Prompt hat „sid“ übrigens auch den Google-KI-Chatbot Bard dazu gebracht, ihm echte Lizenzschlüssel zu erstellen. Und: Auch das kostenpflichtige Update von Windows 11 Home auf die Pro-Version ist „sid“ mit dem Support von ChatGPT und Bard gelungen.

Bei den erstellten Lizenzschlüssel soll es sich derweil um generische Keys handeln. Mit diesen lässt sich das Microsoft-Betriebssystem zwar installieren oder updaten. Es bleiben aber einige Einschränkungen. „sid“ habe aber versichert, dass bei seinen Versuchen auch vollwertige Schlüssel erstellt worden seien. Ob das stimmt, bleibt unklar.

Diese generischen Schlüssel sind zwar für die Installation, aber nicht für die tatsächliche Aktivierung des Systems geeignet. Diese generischen Codes werden üblicherweise von Personen in der IT-Branche verwendet oder von Leuten, die ein Betriebssystem vor dem Kauf testen möchten. Eine Recherche bestätigte, dass die Windows 10-Codes tatsächlich generisch sind und die Nutzung der Installation somit eingeschränkt sein kann. Es ist wichtig zu beachten, dass die Verwendung dieser generischen Codes als eine Form von Piraterie betrachtet werden kann und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte.

Mittlerweile hat OpenAI die Großmutterlücke offenbar geschlossen. Bei dem Versuch, mit dem Prompt des Twitter-Nutzers an Keys zu kommen, erhält man zwar Trost wegen des Verlusts der Großmutter – aber keine Windows-Keys.

Dieser Artikel enthält eine Aktualisierung. Stand: 21. Juni 2023, 13 Uhr.