Die ultimative Checkliste für Bewerbungsgespräche

Vorbereitung ist die halbe Miete beim Bewerbungsgespräch. (Foto: Djrandco/Shutterstock)
Für die meisten Menschen ist das Bewerbungsgespräch eine Ausnahmesituation: Anspannung und Nervosität verbunden mit der Hoffnung auf den Traumjob. Einige Tipps und Tricks helfen, diese Situation bestmöglich zu meistern. Was Experten empfehlen und was Bewerber vor und während des Bewerbungsgesprächs unbedingt beachten sollten, verrät die folgende Checkliste.
1. Vorbereitung entscheidend
Ein Marathon hat mit einem Bewerbungsgespräch eines gemeinsam: je besser die Vorbereitung, desto höher die Chancen auf Erfolg. Bewerber müssen nicht die ganze Firmengeschichte auswendig lernen, aber die Eckpunkte des Unternehmensprofils kennen: Wann wurde das Unternehmen gegründet? Wie viele Mitarbeiter arbeiten dort? Welche Produkte bietet die Firma an? Wer sind die Kunden und Marktkonkurrenten? Wo auf der Welt ist das Unternehmen vertreten? Welche besonders positiven Schlagzeilen gab es zuletzt in der Presse? „Wichtig ist, dass du weißt, mit wem du sprichst, also: Name und Position. Denn so kannst du deine Fragen an die richtige Person adressieren“, sagt Celine Stobutzki, Recruitment-Managerin bei Stepstone.
Wer sich konkret über die Ansprechpartner informieren will, kann sich über Business-Plattformen wie Linkedin oder Xing ein Bild machen. „Nicht, um zum Beispiel vermeintlich gleiche Interessen vorspielen zu können, sondern vielmehr, weil es einen selbst ruhiger macht, wenn man weiß, mit wem man sprechen wird“, rät Diplom-Psychologe und Coach Hans-Georg Willmann.
2. Der persönliche Kontakt im Voraus
Ein besonderer Kniff ist der Anruf beim Ansprechpartner im Unternehmen, wie Experte Willmann erklärt: „Jeder persönliche Kontakt im Bewerbungsprozess – auf den man sich gut vorbereitet – trägt dazu bei, dass man mit höherer Wahrscheinlichkeit die Stelle bekommt.“ Sofern nicht ausdrücklich geschrieben wird, dass man nicht anrufen soll, können sich Bewerber bei diesem Anruf persönlich für die Einladung bedanken, ihre Freude darüber mitteilen und offene W-Fragen klären: Wer führt das Gespräch? Wer wird alles dabei sein? Wie lange wird das Gespräch in etwa dauern? Was kann ich als Arbeitsprobe mitbringen? E-Mails sind eine Alternative, wie Recruiting-Expertin Stobutzki erklärt: „E-Mails sind in vielen Fällen praktischer, da du dir dann die Antworten nochmal vor deinem Gespräch durchlesen kannst.“
3. Keine Angst vor Nervosität
Das Bewerbungsgespräch naht und der Puls steigt. Nervosität muss jedoch nicht unbedingt negativ sein. Vielmehr sorgt sie für eine Grundspannung im Körper und somit für eine bessere Konzentration. Wer dazu neigt, besonders aufgeregt zu sein, kann die Gesprächssituation mit Freunden oder der Familie simulieren. Das löst nicht nur die Anspannung, sondern führt zu mehr Sicherheit. Bewerber sollten sich immer vor Augen halten, dass das Unternehmen wirklich interessiert an ihnen ist, denn sonst hätte es sie nicht eingeladen, sagt Recruitment-Managerin Stobutzki: „Mach dir immer bewusst, dass ein Vorstellungsgespräch ein Kennenlernen auf Augenhöhe ist: Es geht nicht nur darum, dass du das Unternehmen von dir überzeugst – es geht auch darum, herauszufinden, ob das Unternehmen überhaupt zu dir passt.“
4. Inhaltlich auf der Höhe
„Wie würden dich deine Freunde beschreiben?“ Diese und ähnliche Fragen gehören zur Grundausstattung im Bewerbungsgespräch. Generell gilt: authentisch bleiben. „Letztlich gehen ein Arbeitgeber und ein Arbeitnehmer eine Beziehung ein und da will man an aller erster Stelle einander vertrauen“, erklärt Willmann. Bewerber sollten sich deshalb auf Fragen zu spezifischen Berufserfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnissen einstellen. Gängige Fragen zur Motivation („Warum wollen Sie für uns arbeiten?“), dem Nutzen für die Firma („Welche Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse bringen Sie für diese Stelle mit?“), der Persönlichkeit („Wie würden Sie sich oder Ihr aktueller Chef Sie charakterisieren?“) und der Glaubwürdigkeit („Welche Stärken und Schwächen haben Sie?“) kommen immer wieder vor. „Alle Fragen und alle Beobachtungen der Interviewer drehen sich um fünf Punkte: Motivation, Person, Qualifikation, Konditionen und die Glaubwürdigkeit“, fasst Bewerbungs-Experte Willmann zusammen.
5. Mut zur Lücke
Eine Lücke im Lebenslauf war früher verpönt. Heute kann sie durchaus Interesse wecken und Bewerber von der Masse abheben. Wichtig dabei: die Lücke erklären und begründen können. Interviewer können bei langen Phasen ohne Anstellung, einer sehr langen Studiendauer oder häufigen Jobwechseln nachfragen, welche Erklärung Bewerber dafür haben. „Wird man im Bewerbungsgespräch danach gefragt, dann will der Personaler wissen, ob man anderen die Schuld dafür gibt (das ist ein No-Go und damit sind Sie raus aus dem Spiel) oder ob man selbst die Verantwortung dafür übernimmt“, sagt Bewerbungs-Coach Willmann.
6. Herausstechen, ohne zu übertreiben
Neben Pünktlichkeit und angemessener Kleidung sollten Bewerber auf folgendes achten: Freundlichkeit, ein Lächeln, namentliche Begrüßung und möglichst präzise und ehrliche Antworten auf die Fragen nach Erfahrungen, Qualifikationen und Fähigkeiten. „Hier sollte man sich sehr stark an der Stellenanzeige orientieren“, rät der Bewerbungsexperte. Wichtig sei, dass Bewerber ein sogenanntes Matching vornehmen: Welche in der Stellenanzeige aufgeführten Punkte bringe ich in meinem Lebenslauf mit? Welche Erfolge habe ich bereits erzielt und was hat mir besonders Spaß gemacht? Wo sehe ich Herausforderungen und Chancen? „Das alles erscheint selbstverständlich. Aus meiner über 20-jährigen Personalauswahlpraxis kann ich aber berichten, dass über den Daumen gepeilt gerade mal rund zehn Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber gut vorbereitet, mit guten Umgangsformen und präzisen Antworten auf die gestellten Fragen zum Bewerbungsgespräch erscheinen“, führt Willmann aus.
7. „Haben Sie noch Rückfragen an uns?“
Das Bewerbungsgespräch ist fast vorbei. Kurze Stille. „Haben Sie noch Fragen an uns?“ Was zunächst nach einem Lückenfüller am Ende des Gesprächs klingt, ist eine riesige Chance für Bewerber. Hier können Kandidaten unter Beweis stellen, dass sie wachsam und interessiert sind und sich so von Mitbewerbern abheben. „Bereite auch selbst Fragen vor, die dir wichtig sind. So kannst du erkennen, ob die Kultur passt“, rät Recruitment-Managerin Celine Stobutzki. In der Rückschau sollten sich Bewerber fragen, was sehr gut gelaufen ist und wo sie ein weniger gutes Gefühl haben. Das hilft nicht nur bei der Selbsteinschätzung, sondern auch für mögliche künftige Bewerbungsgespräche.
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