ISS-Rivale Tiangong: China bringt zweites von drei Modulen seiner Raumstation ins All
Ende April 2021 hatte der Start des Kernmoduls Tianhe den Aufbau der chinesischen Raumstation Tiangong („Himmlischer Palast“) eingeläutet. Seit Juni 2022 bildet ein Team aus drei Taikonaut:innen die erste ständige Besetzung. Ende 2022 soll der Bau der Raumstation abgeschlossen sein. Noch fehlen die beiden Wissenschaftsmodule. Das erste, das Labormodul Wentian („Suche nach dem Himmel“), ist am Sonntag erfolgreich ins All gebracht worden. Das dritte, Mengtian („Träume von den Himmeln“), soll im Oktober folgen.
Langer Marsch 5B bringt Labormodul ins All
Das knapp 18 Meter lange und 23 Tonnen schwere Wentian-Modul wurde an Bord einer unbemannten Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 5B vom chinesischen Weltraumbahnhof auf der Insel Hainan aus gestartet. Gut acht Minuten später habe sich das Modul von der Rakete gelöst und sei in die geplante Umlaufbahn eingetreten, schreibt die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die Raumfahrtbehörde CMSA. Die Behörde sprach von einem „vollen Erfolg“.
Wentian soll als Plattform für wissenschaftliche Experimente sowie als Lagerraum für Ersatzteile zum Einsatz kommen. Außerdem hat das Modul eine Luftschleuse für den Ausstieg ins All. Drei Taikonaut:innen finden an Bord des Moduls dauerhaft Platz, von dort aus können auch Steuerfunktionen für die gesamte Raumstation übernommen werden, wie der Standard berichtet. Die aktuelle Besatzung soll Ende des Jahres, wenn die Raumstation fertig ist, von einer neuen Besatzung abgelöst werden.
Mond und Mars: Chinas große All-Ambitionen
Nach der Fertigstellung wird Tiangong etwa 240 Tonnen wiegen und die Form eines T haben. Vom Umfang her entspricht sie damit eher der ehemaligen russischen Weltraumstation Mir als der ISS. Sollte Letztere in einigen Jahren den Betrieb einstellen, wäre Chinas Raumstation vorübergehend der einzige Außenposten im Erdorbit. Tiangong dürfte für China auch der Zurschaustellung der eigenen Weltraumambitionen dienen. China hatte zuletzt als erstes Land ein Raumschiff samt Rover erfolgreich auf die sogenannte „dunkle Rückseite“ des Mondes gebracht. Eine bemannte Mission soll 2029 folgen. Auch der Mars ist im Visier Chinas.