Datenschutz-Alptraum? So fallen die Threads-Bestimmungen im Konkurrenz-Vergleich aus
Wir erinnern uns an die diversen Datenschutzskandale rund um Facebook, Metas Hauptprodukt. Immer wieder wurde Meta, schon zu Zeiten, als es noch Facebook hieß, zu Strafzahlungen, die sich mittlerweile in Milliardenhöhe summieren, verknackt.
Macht Meta mit Threads alles anders?
Aber das war gestern und es besteht ja immerhin die Chance, dass Meta gelernt hat und es mit dem neuen Dienst Threads ganz anders machen will. Die Kolleg:innen von Wired haben sich daher einmal die Datenschutzbestimmungen des neuen Dienstes angesehen und sie mit dem Wettbewerb verglichen.
Konkret haben sie sich angeschaut, welche personenbezogenen Daten von Metas Threads sowie von Twitter, Bluesky, Mastodon, Spill und Hive Social erfasst werden. Das Ergebnis: Nein, Meta hat nichts gelernt.
Dabei scheint Threads auf den ersten Blick ein gutes Angebot zu sein. Immerhin ist Meta ein Unternehmen, das bereits mit Facebook, Instagram und Whatsapp gezeigt hat, dass es große Dienste weitgehend reibungsfrei betreiben kann.
Und Twitter hat seit der Übernahme durch den Multimilliardär und Tesla-Chef Elon Musk viele Veränderungen eingeführt. Zuletzt gab es Ärger um die neu eingeführten Geschwindigkeitsbegrenzungen. Zudem erfreut viele der sehr offene Umgang der Plattform mit Hassrede nicht.
Was man Meta zugutehalten muss, ist der Umstand, dass das Unternehmen den Dienst zu einem Teil des sogenannten Fediverse machen will. So können Nutzer:innen über alle angeschlossenen Plattformen hinweg interagieren.
Threads sammelt, was es kriegen kann
Dennoch sammelt Meta auch beim neuen Dienst wieder haufenweise personenbezogene Daten, darunter die Kaufhistorie, die Adresse, das Surfverhalten und sogar Gesundheitsinformationen. „Sensible Informationen“ werden ausdrücklich als Daten aufgeführt, die von der Threads-App erfasst werden. Hierzu gehören Informationen über Rasse, sexuelle Orientierung, Schwangerschaftsstatus und Religion und biometrische Daten.
Dabei hat Meta Threads einerseits unter die umfassendere Datenschutzrichtlinie gestellt, die auch für ihre anderen Social-Media-Plattformen gilt. Zusätzlich hat Threads indes eigene Datenschutzrichtlinie bekommen.
Die regelt teils seltsam anmutende Vorgänge. So kann zwar ein Threads-Konto jederzeit deaktiviert werden. Wer es aber vollständig löschen will, muss zugleich auch das eigene Instagram-Konto löschen. Die genaue Übersicht der gesammelten Daten findet sich im weiter oben verlinkten Wired-Beitrag.
Bluesky und Mastodon dürften die ernsthaftesten Alternativen sein
Im Vergleich zu Threads sammelt die Twitter-Alternative Bluesky deutlich weniger persönliche Daten. Bluesky stammt vom ehemaligen Twitter-Chef und -Mitgründer Jack Dorsey. Die App ist derzeit nur auf Einladung zugänglich und sammelt nicht annähernd so viele Informationen wie Threads oder Twitter selbst.
Bluesky konzentriert sich vielmehr auf das Sammeln solcher Daten, die für die Funktionalität der App nützlich sind, etwa E-Mail, Benutzer-ID oder den Zugriff auf Fotos und Videos. Da Bluesky neu ist und noch wächst, könnte sich die Datensammelei allerdings noch ausweiten.
Wirklich gar keine personenbezogenen Daten sammelt nur das Fediverse-Urgestein Mastodon. Der 2016 von Eugen Rochko ins Leben gerufene Dienst verwendet ein dezentrales Protokoll, das sich von Bluesky unterscheidet und Activity Pub heißt.
Mastodon ist vom Konzept her direkt als Teil des Fediverse gemeinsam genutzter Server angelegt. Es gibt zwar eine Vielzahl von Mastodon-Instanzen weltweit, durchsetzen konnte sich der Dienst aber bislang nicht so recht.
Spill und Hive Social geben sich bedeckter
Wer auf monolithische Dienste setzen und sich nicht den Besonderheiten des Umgangs mit dem Fediverse stellen will, könnte sich für Spill interessieren. Die derzeit nur für Apple-Geräte und auf Einladung zugängliche App ist sehr divers angelegt und richtet sich an verschiedene Communities, insbesondere an People of Color.
Sie wurde Anfang 2023 von Alphonzo Terrell und Devaris Brown gegründet. Spill sammelt auch sensible Daten, insgesamt aber weit weniger als Thread.
Die kleine Plattform Hive Social ist besonders bei Spieler:innen beliebt. Sie bietet Besonderheiten wie das automatische Abspielen kuratierter Musik beim Profilbesuch oder eine eingebaute Frage-und-Antwort-Funktion, mit der Fragen gestellt werden können, die dann im Feed beantwortet werden. Die App sammelt zwar Informationen, ist aber nicht speziell mit der jeweiligen Nutzer:in verbunden.
Twitter sammelt viel, aber nicht so viel wie Threads
Zu guter Letzt erweist sich, dass auch Twitter jede Menge personenbezogene Daten sammelt. Da ist der Unterschied zu Threads auf den ersten Blick gering.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich indes ein großer Unterschied. So sammelt Twitter jedenfalls keine „sensiblen Informationen“. Metas Lösung ist also wieder einmal mit einem deutlichen Alleinstellungsmerkmal versehen – einer riesigen Datensammelwut. Elon Musk ist übrigens nicht amüsiert und hat bereits mit einer Klage gegen den neuen Wettbewerber gedroht.