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Von Social Media bis Startup-Investitionen: 5 Mythen über die Digitalisierung

Jedes Unternehmen braucht eine Social-Media-Präsenz, die Cloud ist unsicher und Investitionen in Startups sind ein Allheilmittel für Innovationen in schwerfällig gewordenen Konzernen? Irrtum!

Von Stephan Dörner
5 Min. Lesezeit
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(Foto: ESB Professional/Shutterstock)

Die meisten Unternehmen haben verstanden, dass die Digitalisierung auch sie betrifft. Doch rund um die digitale Transformation bestehen einige Mythen, die Unternehmen zu blindem Aktionismus verleiten können, statt die Digitalisierung planvoll anzugehen. Wir haben einige von ihnen gesammelt.

1. Jedes Unternehmen braucht eine Social-Media-Präsenz

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Erst waren es Websites, dann Blogs – nun sind es seit einigen Jahren Profile bei Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter. Unternehmen haben das Gefühl, dass sie auf Social-Media-Plattformen stattfinden müssen oder verloren haben.

Richtig ist: Wer ein Produkt für Konsumenten hat, sollte auf Social-Media-Diensten präsent sein. Es lohnt sich zu beobachten, was über das eigene Produkt geschrieben wird – und den Dialog zu Kunden aufzunehmen.

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Ein deutscher Mittelständler, dessen Name in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist und der alleine Business-Kunden hat, muss sich schon überlegen, mit welchen Inhalten er auf Social-Media-Seiten präsent sein will. Ebenso ein Großkonzern mit einem generischen Produkt wie beispielsweise ein Energiekonzern. Social Media ist Kommunikation und kein Selbstzweck – wer keine Botschaft hat, sollte die Ressourcen lieber anders einsetzen.

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Allerdings kann sich auch hier eine Social-Media-Präsenz lohnen: Ein Unternehmen kann sich als modern und transparent präsentieren und so für vor allem für junge Bewerber attraktiver werden. Hier ist es wichtig, sich erst über die Botschaft klar zu werden und dann mit einer Social-Media-Präsenz zu starten.

Selbst wenn das Unternehmen damit keine riesige Followerschaft begeistert: Bewerber werden das Unternehmen googeln und die Profile entdecken. Wer auf Social-Media-Kanälen ansprechbar ist, kann seine Chancen bei Millennials steigern.

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2. Die Cloud ist grundsätzlich unsicherer als eigenes Hosting

Die deutsche Wirtschaft hat Angst vor der Public Cloud – insbesondere der Mittelstand. Oft werden ganz pauschal Bedenken um Sicherheit und Privatsphäre als Grund angegeben. Tatsächlich verlangt das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) auch, dass personenbezogene Daten die Europäische Union nicht verlassen dürfen.

„Oftmals werden die Startups wie ein drittes Bein an den Körper des Konzerns angenäht und von diesem wie eine störende Extremität zwar ernährt, ohne aber von den Funktionen des Gesamtorganismus profitieren zu können.“

Viel wichtiger als die Frage, wo Daten physisch gespeichert werden, ist aber, wie sie verschlüsselt werden. Am besten mit einem robusten, weithin getesteten Algorithmus und einem Schlüssel, der nur im Besitz des Unternehmens ist. Dann kann sich ein Mitarbeiter auch theoretisch auf den Alexanderplatz stellen und USB-Sticks mit den Daten des Unternehmens unterm Volk verteilen – solange die Daten mit dem geheimen Schlüssel verschlüsselt sind, finden Außenstehende auf den USB-Sticks nur Datenmüll.

Längst gibt es aber viele Cloud-Angebote, die den deutschen gesetzlichen Anforderungen an den Datenschutz standhalten. Viele Datenpannen entstehen außerdem entweder aus Böswilligkeit einer Person, die legitimen Zugriff auf die Daten hat, oder durch Inkompetenz. So gibt es immer wieder falsch konfigurierte Webserver, die so eingestellt wurden, dass auch Außenstehende auf alle Verzeichnisse Zugriff haben und den Server wie ein Dateiverzeichnis auf dem eigenen Computer durchsuchen können.

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Kleinen und mittelständischen Firmen fällt es häufig schwer, qualifizierte IT-Mitarbeiter zur Absicherung der Server zu finden. Hinzu kommt, dass die IT-Abteilung in kleinen Unternehmen ohnehin für alles zuständig ist und für IT-Sicherheit somit wenig Zeit bleibt. Häufig ist es daher gerade für kleine und mittelständische Unternehmen besser, auf einen professionellen Cloud-Anbieter zu setzen, der sich auch um die Absicherung der Server kümmert, als die Server im eigenen Keller stehen zu haben.

3. Digitalisierung lässt sich auslagern

Die digitale Transformation betrifft alle Prozesse im Unternehmen und muss daher Vorstandsthema sein. Es ist weder damit getan, ein digitales Lab zu gründen, noch Modernisierungsprozesse auszulagern. „Digitale Transformation bedeutet, weitreichende Veränderungen in kurzer Zeit umsetzen zu müssen“, schreibt beispielsweise die Unternehmensberatung KPMG. „Dies funktioniert besser Top-down als Bottom-up.“

Digitalisierung verändert einerseits bestehende Geschäftsprozesse, macht einige Geschäftsmodelle aber auch erst möglich. So nutzen heute beispielsweise viele deutsche Mittelständler bereits die Online-Plattform Alibaba, um ihre Produkte nach China zu verkaufen. Daher ist das Thema der Digitalisierung auch keines, das nur Innovationslabore oder die IT-Abteilung betrifft, sondern das gesamte Unternehmen – und damit im besten Fall Chefsache.

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4. Investitionen in Startups sind immer eine gute Idee

Startups sind agiler, die Mitarbeiter haben häufig mehr Verständnis für digitale Prozesse. Kooperationen mit Startups, Zukäufe und Investitionen in junge Unternehmen können daher ein Beschleuniger für Innovationen in traditionellen Unternehmen sein. Dabei müssen Unternehmen aber aufpassen, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. Investitionen von Konzernen in Startups abseits des Kernbereichs des Unternehmens schlagen häufig fehl.

„Oftmals werden die Startups wie ein drittes Bein an den Körper des Konzerns angenäht und von diesem wie eine störende Extremität zwar ernährt, ohne aber von den Funktionen des Gesamtorganismus profitieren zu können“, schreiben Christoph Giesa und Lena Schiller Clausen in dem Buch New Business Order: Wie Startups Wirtschaft und Gesellschaft verändern.

Der Aufbau eines Startups erfordert außerdem Geduld. Bis ein Startup profitabel wirtschaftet, vergehen in der Regel viele Jahre – bis dahin ist erst Experimentieren, dann Wachstum angesagt. Das ist länger als der typische Konjunkturzyklus eines großen Unternehmens. Wenn es dann kriselt, wird häufig zuerst bei den Bereichen eines Unternehmens gespart, die nicht zum Kernbereich gehören.

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5. Mit der Digitalisierung entstehen so viele Jobs, wie abgeschafft werden

Historisch war es immer so: Im Mittelalter waren rund 90 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft tätig, heute sind es in Deutschland nur noch knapp über ein Prozent. Wo Technik Jobs abgeschafft hat, entstanden an anderer Stelle neue. Das ist zwar auch diesmal nicht völlig ausgeschlossen – vieles spricht jedoch dagegen.

Die digitale Revolution könnte netto tatsächlich Jobs vernichten. Das glaubt beispielsweise der ungarisch-amerikanische Wirtschaftshistoriker John Komlos, der bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 Professor für Wirtschaftsgeschichte an der LMU München war. In einem Paper mit dem Titel „Has Creative Destruction Become More Destructive?“ beschreibt er, warum die schon vom berühmten österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter beschriebene „kreative Zerstörung“ dieses Mal seiner Meinung nach deutlich zerstörerischer sein wird als während der vorangegangenen industriellen Revolutionen – und nur wenig neue Jobs entstehen lassen wird.

Im Interview mit dem Podcast „Freakonimics“ führt er das an Beispielen aus: So habe die durch die Digitalisierung bedingte Pleite von Kodak rund 145.000 Menschen arbeitslos gemacht – die überwiegende Mehrzahl davon Mittelklassejobs. Die neuen multimilliardenschweren Stars der Digitalbranche beschäftigten dagegen nur sehr wenige, meist sehr gut bezahlte Mitarbeiter. Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, beschäftige beispielsweise nur 47.000 Menschen (inzwischen sind es rund 115.000, darunter sehr viele in den Stores), Facebook sogar nur 7.000 (inzwischen sind es mehr als 17.000).

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Auch Daten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weisen darauf hin, dass Wirtschaftswachstum in der Digitalära immer häufiger ohne die aus früheren Zeiten gewohnten Jobzugewinne entsteht. „Rund 197 Millionen Menschen auf der Welt waren 2015 arbeitslos, und laut Prognose werden es in den kommenden zwei Jahren drei Millionen mehr sein“, schreibt die ILO in ihrem Jahresbericht 2016. „Seit 2007 gingen mehr als 76 Millionen Jobs verloren, und diese Kluft wird noch größer, vor allem durch die weiter schrumpfende Erwerbsbevölkerung in entwickelten Ländern und der steigenden Arbeitslosigkeit in Schwellenländern.“

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