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Analyse

Elektromobilität: Das Ende des kostenlosen Ladens

Das Elektroauto kostenlos laden, während man im Supermarkt oder Möbelhaus einkauft? Bislang war das vielerorts möglich, doch bald schon werden diese Zeiten vorbei sein.

Von Frank Feil
3 Min.
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Bei Ikea können die Kunden ihre Elektroautos bislang noch kostenlos laden. (Foto: Frank Feil)

Im Jahr 2015, also lange bevor Elektroautos massentauglich wurden, begann der Discounter Aldi Süd damit, erste Ladesäulen vor seinen Filialen zu installieren. Damit wollte man nicht nur eine Vorreiterrolle bei der Energiewende einnehmen, sondern vor allem auch neuen Kunden in die Läden locken. Die Logik dahinter ist denkbar einfach: Man gibt den Fahrern von Elektroautos die Möglichkeit, während des Einkaufs ihr Fahrzeug kostenlos zu laden. Im Gegenzug generieren diese regelmäßig Umsatz in der Filiale. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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In den Folgejahren griffen auch Kaufland, Lidl, Ikea und viele kleinere Geschäfte dieses Konzept auf. Doch mit der rasanten Zunahme an Elektroautos in Deutschland, kamen auch die Probleme – und bald schon wird das kostenlose Laden während des Einkaufs der Vergangenheit angehören. Zumindest in seiner heutigen Form.

Wenn Kunden zu Ladestrom-Schnorrern werden

Ikea Ludwigsburg, eine Stunde vor Ladenöffnung: Ein Tesla Model 3 und ein Renault Zoe fahren auf den Parkplatz und schließen ihre Autos an die verfügbaren Ladesäulen an. Keiner von ihnen hat die Absicht, die Ikea-Filiale heute noch zu betreten. Der Fahrer des Model 3 bleibt sitzen und schaut einen Film bei Netflix; die Zoe-Fahrerin macht einen Spaziergang. Kurze Zeit später kommen ein Model S und ein BMW i3 dazu. Während die Model-S-Fahrerin genervt den Kopf schüttelt und weiterfährt, entschließt sich der BMW i3, auf dem Parkplatz zu warten, bis eine Ladesäule frei wird.

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Das Schauspiel setzt sich so den ganzen Tag fort – und nur wenige dieser Menschen kaufen tatsächlich bei Ikea ein. Dennoch sind die Ladesäulen dauerhaft blockiert. Mitunter stimmen sich die lokalen Elektroautofahrer sogar via Whatsapp ab, wer wann zum Laden fährt, um einen „fließenden Übergang“ zu gewährleisten. Das wiederum führt bei denjenigen zu Frust, die tatsächlich Ikea-Kunden sind und die halbe Stunde in der Filiale zum Laden ihres Elektroautos nutzen wollen. Gerade dort, wo Schnelllader mit 50 Kilowatt kostenlos zur Verfügung stehen, ist es inzwischen nahezu unmöglich geworden, während der Geschäftszeiten eine freie Ladesäule zu erwischen.

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Für die Elektroautofahrer lohnt sich der Aufwand: Lädt man 50 Kilowattstunden in ein Model 3, spart man sich um die 18 Euro gegenüber einer Ladung am Supercharger. Bei anderen Herstellern, die nicht über ein derartiges Ladenetzwerk verfügen, können es auch mal 20 Euro oder mehr im Vergleich zu einer öffentlichen Ladesäule sein.

Die Kosten dafür trägt am Ende allerdings der Supermarkt oder das Möbelhaus – und wenn dadurch kein Umsatz generiert wird, rechnet sich das „Angebot für Kunden“ am Ende des Tages nicht.

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Kostenloses Laden – Lidl

Wer bei Lidl sein Elektroauto laden will, braucht die Lidl-E-Charge-App, die nur nach vorheriger Registrierung genutzt werden kann. (Foto: Frank Feil)

Kostenloses Laden wird kostenpflichtig – oder an Bedingungen geknüpft

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Da es nun immer mehr Elektroautos auf deutschen Straßen gibt, werden zunehmend Stimmen laut, die fordern, dass man gerade bei Einkaufszentren mehr Lademöglichkeiten schaffen sollte. Denn auf diese Weise kann man insbesondere „Laternenparkern“ die Elektromobilität schmackhaft machen. Nur wird eben kein Einzelhändler diese (hohe) Investition tätigen, wenn er dadurch nur noch mehr „Ladestrom-Schnorrer“ anzieht. Die Konsequenz daraus: Kostenlose Ladestationen, die an keinerlei Bedingungen geknüpft sind, werden im Einzelhandel zunehmend abgeschafft.

Lidl hat in einigen Filialen schon vor Monaten damit begonnen, die abgegebene Strommenge zu begrenzen. Nach etwa 15 Kilowattstunden wird der Ladevorgang automatisch beendet. Im nächsten Schritt hat man die Lidl-E-Charge-App eingeführt. Ab sofort können nur noch registrierte Kunden den Ladevorgang über die App starten. Momentan ist das Laden zwar nach wie vor kostenlos, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis man ein Abrechnungsmodell einführt. Vorstellbar wäre beispielsweise das Bezahlen mit Lidl-Plus-Bonuspunkten.

Das Modell mit der Freischaltung per App beziehungsweise Kundenkarte findet man inzwischen auch bei immer mehr Einzelhändlern (Gartencenter, Baumärkte etc.), die nicht zu großen Ketten gehören.

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Einen ganz anderen Weg geht dagegen das Einkaufszentrum Durlach Center in Karlsruhe: Dort hat man sich mit EnBW zusammengetan und Anfang des Jahres einen „urbanen Schnellladepark“ mit insgesamt zwölf HPC-Ladepunkten (bis zu 300 Kilowatt) eröffnet. Mit diesem will man denjenigen ohne private Ladestation die Möglichkeit geben, ihr Fahrzeug auch innerorts schnell aufladen zu können. Da es sich um einen öffentlichen Ladepark handelt, ist hier aber weder kostenloses Aufladen möglich, noch gibt es Vergünstigungen für Kunden des Einkaufszentrums.

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14 Kommentare
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Dein t3n-Team

Dieter Petereit

So ist sie, die Gratismentalität. Egoistisch und dadurch zerstörerisch. Allerdings auch maßgeblich vom Handel, allen voran den Geizistgeil-Kampagneros befördert.

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Ralph

Ich erlebe das jedesmal beim Lidl.
Model3 fahren aber sich den Strom erschnorren. Durch diese Egoisten leiden wir alles. Hoffentlich kostet bei Lidl und Co. das KW bald 1€ für das Laden ohne einkaufen.

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eDrive - Alex

Warum ist das Nutzen eines kostenlosen Angebots schnorren?
Wenn du im Supermarkt an der Kasse kostenlos ein Bonbon angeboten bekommst, ohne danach zu fragen und nimmst es mit, ist es dann auch schnorren?
Wenn du an der Tankstelle Benzin holst und der Tankwart reinigt dir kostenlos die Scheiben, ist es dann auch schnorren?
Wenn das Laden des Autos an einen bestimmten Betrag für das Einkufen gebunden ist, dann ist es eben nicht mehr kostenlos, sondern hat einen Preis.
Auf dem Schild an den Ladestationen steht bisher: Kostenlos laden, während den Ladenöffnungszeiten.
Da steht nichts davon, dass man einkaufe muss.
Wenn einkaufen, dann steht auch kein Mindestbetrag dabei.
Im Grunde genommen ist es doch dein Egoismus und du bist neidig, weil du nicht kostenlos laden kannst, da es bereits von jemand anderem besetzt ist.

Frank Feil

Die Ladesäulen sind auf „Kundenparkplätzen“. Das ist so glasklar definiert, dass dort nur Kunden parken oder gar laden dürfen, da gibt es nicht mal Ermessensspielraum.

Alex Wishbone

@Frank Feil
Soweit alles richtig. Es ist Glasklar definiert. Und da steht eben auch keine persönliche Meinung, oder ein persönliches Empfinden über dem Gesetz.
Die meisten Kundenparkplätze sind nicht umzäunt und nicht abgesperrt. Also öffentlicher Bereich, der von jedem und jederzeit genutzt werden darf.
Ich darf auch bei dir vor der Haustüre auf deinem Parkplatz so lange ich möchte parken, solange das nicht umzäunt oder abgesperrt ist.
Auf den ganzen Schildern neben den Ladestationen steht daher explizit drauf: „Kostenloses Laden während der Ladenöffnungszeiten“ Wer Lesen kann ist klar im Vorteil ;-)
Denn wenn es von einem Einkauf abhängig wäre, wäre es ja nicht mehr kostenlos.
Zudem wurde jede einzelne Kaufland-Ladestation mit -zig Tausend Euro vom Bund gefördert. Nicht damit Kaufland mehr Kunden hat udn mehr verdient, sondern damit sich die Elektromobilität ausbreitet.
Der Betreiber der Ladestationen darf natürlich selbst entscheiden, wann und für wen er das Laden ermöglicht.
Aber ich vermute da waren auch Staatlice-Bedingungen an die Förderung geknüpft.
Zukünftig werden die Lidl und Kaufland Ladestation auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten aktiv sein, dann dient das als Ladestation für Volkswagen E-Carsharing „WeShare“.

Frank Feil

Im Prinzip ist alles, was du schreibst, rechtlich gesehen völlig falsch, aber wir lassen das jetzt einfach so stehen und die Windmühle sich drehen :)

Jörg

Das größte Problem an Ladesäulen ist nach wie vor, dass sie permanent von Verbrenner-Fahrzeugen zugeparkt werden.

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Peter

Ja….Ich nutze es auch das kostenlose laden, aber Ich kaufe auch reichlich ein oder hole auch regelmäßig da was beim Bäcker oder zu Mittag. Bekomme es ständig mit das Fahrzeuge fast immer auf 100% geladen werden was natürlich während eines normalen Aufenthalts nicht machbar ist. Hoffe das es wie eine Art Bonussystem geben wird wo z.B. der Einkauf in Lademenge belohnt wird oder einfach auf 20-30min begrenzen fürs kostenlose laden.

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eDrive - Alex

Diejenigen, die das als Ladestrom-Schnorren bezeichnen, sind in der Regel nur die Neider.
Der Begriff „Ladestrom-Schnorrer“ wird gerne von denen verwendet, die kein Elektroauto haben und den Sprit teuer kaufen müssen.
Mal zur Definition „Schnorrer“ Das ist eine Person, die nach Geld, oder in dem Zusammenhang nach Strom betteln würde.
Aber im Fall der kostenlose Ladestationen, wird das vom Betreiber selbst angeboten, sich kostenlos zu bedienen. Niemand der dort lädt fragt, ob man den Strom kostenlos haben darf. Erst dann wäre man ein Schnorrer.
Wenn im Supermarkt an der Kasse Bonbons sind, die man sich kostenlos mitnehmen kann, dann sagt doch auch keiner das wäre „schnorren“.
Wenn man an der Tankstelle noch zusätzlich die Scheiben geputzt bekommt und extra zu dieser Tankstelle fährt, weil andere das nicht anbieten, ist das dann Schnorren, ohne danach explizit zu fragen?
Also bleib mal auf dem Boden… Nur weil man eine kostenlose angebotene Leistung annimmt, ist das noch lange kein Schnorren.

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Stromtanker

Das bezweifle ich… warum sollte es einen Verbrennerfahrer kümmern, was an den Ladesäulen passiert? Ich glaube vielmehr, dass es die „normalen“ Emobilisten sind, die beim Einkaufen gerne (nur während der Zeit des Einkaufens) laden würden, dies aber nicht können, weil Schnorrer die Säule blockieren.
Niemand beklagt sich, wenn Leute während des Einkaufs laden. Das war nicht der Inhalt dieses Artikels. Es geht um die Leute, die eben nicht einmal während des Ladens einkaufen. Wir haben zwei Elektroautos in der Familie und ich habe noch nie an der kostenlosen Lidl-Säule im Ort geladen, weil ich i.d.R. bei Aldi und Rewe nebenan einkaufe.
Und wenn ich an eine Kasse gehe, um dort kostenlose Bonbons zu erhalten, ohne in diesem Laden eingekauft zu haben, dann würde ich mich sehr wohl als Schnorrer fühlen.

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Frank Feil

Ich glaube du musst den Text nochmal lesen, scheinbar hast du so gar nicht verstanden, um was es hier geht ;)

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Alefro66

@Stromtanker
Ich käme nicht mal auf die Idee mich auf den Platz zu stellen und das Auto zu laden, wenn nicht in den jeweiligen Markt gehen würde um dort etwas zu kaufen oder mich zu erkundigen, sondern mir vor der Ladesäule Netflix-Videos reintun würde oder spazieren gehen möchte. Also ist schon einwenig frech.
Aber gut solange die Märkte da nicht selbst durchgreifen selbst schuld.

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Alex Wishbone

Es ist einfach nicht „schnorren“, da man beim schnorren um etwas bettelt.
Das laden wird vom Säulenbetreiber kostenlos angeboten. Am Kaufland steht z.B. daneben:
„Klosterloses Laden während den Ladenöffnungszeiten“
Da steht nichts von Einkaufen, oder Mindesteinkauf.
Wäre ja auch von dem Betreibern dreist, wenn sie sich für -zig tausend Euro von Deutschen Staat eine Ladestation aufstellen lassen und dann die Bedienung daran knüpfen, dass man dazu einkaufen muss.<
Und ich denke, auch die Bürger würden dann auf die Palme gehen, wenn der Deutsche Staat, den Einkaufszentren die Werbung bezahlt, damit mehr Kunden kommen.
Aber viele denken eben nicht so weit, sondern die sehen nur, dass da jemand kostenlos sein Auto auf lädt, sie das nicht können, weil es besetzt ist und das daher ungerecht finden.

Dennis

Ich fahre noch Verbrenner und wollte mir schon lange einen Stromer holen. Aber keinen Möchtegern Hybride, sondern wirklich rein elektrisch. Mich hatte bislang immer die Entscheidung abgeschreckt, weil ich weder zu Haus, noch auf Arbeit die Möglichkeit habe es zu laden. Erst ein Arbeitskollege hat mich überhaupt darauf hingewiesen, dass ich während des Einkaufens gratis laden könnte. Seitdem achte ich drauf und es ist tatsächlich immer belegt. 30 Minuten Laden reicht bei meinen wenigen Kilometern pro Woche völlig aus. Es ist mir egal wie man es bezeichnet, Klugscheisser, Schnorrer oder sonst was, mit solchen Aktionen zerstört man die gutwillige Anbieter und durch das dauerhafte belegen oder der zuwenigen Säulen, bin ich nicht bereit zu wechseln.
Als Betreiber sollte man schlichtweg festlegen: das Laden kostet pro x€/kW, prozentuale Entwertung gibts bei der Kasse je nachdem wieviel man eingekauft hat. Damit hätte ich auch kein Problem und die „Schnorrer“ können auch nicht nur ein Kaugummi kaufen.

Ich finde es eher etwas peinlich, hier darüber zu diskutieren, wie und unter welchen Bedingungen ich den gratis Strom bekomme. Fakt ist; die Elektromobilität soll gefördert werden und einige Anbieter tun das ebenso. Das es überhaupt die Fahrzeugkategorien suburbanes eSUV (Hybrid) gibt ist doch perfide, aber dieses Angebot wird mit solchen Aktionen aktiv gestört und zerstört.

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