Nach dem Kauf eines Anteils von über neun Prozent der Twitter-Aktien hatte das Unternehmen Elon Musk einen Sitz im Verwaltungsrat angeboten. Den hatte der Multimilliardär aber ausgeschlagen. Nun wird klar, warum er das getan haben könnte.
Das Angebot Twitters an Musk hatte nämlich vorgesehen, dass der Tesla-Chef für die Dauer seiner Amtszeit nicht mehr als rund 15 Prozent der Twitter-Aktien würde kaufen dürfen. Das war aber wohl nicht Musks Ziel.
Denn der hat nun einen Versuch gestartet, Twitter zu kaufen und gab am Donnerstag ein Angebot zum Kauf aller Aktien des Kurznachrichtendienstes bekannt. Danach bietet Musk allen Aktionären 54,20 US-Dollar pro Aktie, wie aus einer Mitteilung bei der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Am Mittwoch hatte die Twitter-Aktie mit einem Kurs von knapp 46 Dollar geschlossen. Musk würde die Übernahme insgesamt rund 41 Milliarden Dollar kosten.
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Zudem kündigte Musk an, Twitter nach einem Erwerb von der Börse zu nehmen. Die Twitter-Aktie profitierte von der Ankündigung und stieg im vorbörslichen US-Handel um fast zwölf Prozent auf 51,14 Dollar. Der Tesla-Kurs sank hingegen um eineinhalb Prozent.
Beobachter hatten Übernahmeambitionen erwartet
Dass Musk die Strategie der vollständigen Übernahme verfolgen könnte, hatten in den letzten Tagen verschiedene Beobachter vermutet. Schließlich schien der Versuch seitens Twitter, den nun größten Anteilseigner einzuhegen, allzu transparent.
Überdies hatte sich Musk zuletzt so fundamental kritisch zum Kurznachrichtendienst geäußert, dass kleinere Kurskorrekturen wie das Einführen eines Edit-Buttons von Beginn an nicht das Ziel hinter dem Investment gewesen sein können. Musk will tiefgreifende Änderungen. Immerhin hatte er sogar die Gründung einer eigenen Twitter-Alternative ins Spiel gebracht.
Tiefgreifende Änderungen kann der Milliardär bei Twitter aber weder mit einem neunprozentigen Anteil noch als einer von zwölf Mitgliedern des Verwaltungsrats durchsetzen. Er bräuchte dafür Verbündete und müsste sich immer wieder neue Mehrheiten suchen. Wer Musk länger beobachtet, weiß, dass diese Form der mühsamen Taktik nicht sein Ding ist.
Insofern überrascht das Übernahmeangebot wahrscheinlich nicht einmal Twitter-Chef Parag Agrawal, der allerdings nun kaum Möglichkeiten hat, Musk abzuwehren. Das wäre mit einem Sitz im Verwaltungsrat zunächst gelungen. Zudem hätte Twitter Maßnahmen ergreifen können, um einem langsamen Wachstum des Musk-Anteils an den Twitter-Aktien entgegenzuwirken.
Egal, was er jetzt macht, er wird mit Gewinn herausgehen. Wenn das Ganze fehlschlägt, sind die Aktienpreise hoch und er kann seine 9 Prozent im Zweifelsfall mit ordentlich Profit verkaufen.
Ein Twitter mit Musk als „Chef“ würde mir allerdings nicht wirklich gefallen.