Frisch vom Time Magazine zur Person des Jahres 2021 ernannt, setzte sich der reichste Mensch der Erde mit den Interviewern der Satire-Website The Babylon Bee zusammen. The Babylon Bee gilt als christlich und eher konservativ orientiert. Musk nahm entsprechend kein Blatt vor den Mund. Das Gespräch dauerte fast zwei Stunden. Wir konzentrieren uns auf Digitalthemen.
Vermeintlich revolutionäre Trends nicht überzeugend
So äußerte sich Musk zu „vermeintlich revolutionären Web-Trends“ – namentlich das Metaverse und das Web3. Sie gelten unter Experten weithin als disruptiv. Elon Musk sieht das nicht so. Für das Metaverse sieht er keinen überzeugenden Anwendungsfall, soweit es um das VR-getriebene Metaversum geht. Das Web3 ist für Musk ein nebulöses Konzept, bei dem bereits vorhandene Internetdienste auf der Grundlage von Blockchain und Kryptowährung lediglich neu aufgebaut würden. Das sei entweder „mehr Marketing als Realität“ oder er verstehe es einfach nicht.
Dass er möglicherweise schlicht „zu alt“ sei, um diese neuen Technologien intellektuell zu erfassen, räumte er selbstironisch ein, um allerdings gleich zu negieren, dass er „einer dieser Leute“ sei, die das Internet im Jahr 1995 als „eine Modeerscheinung oder etwas, aus dem nie etwas werden wird, abgetan“ hatten.
Metaverse, der Fernseher mitten im Gesicht
Das Metaverse leide an einem Mangel überzeugender Anwendungsfälle, ist der Milliardär überzeugt. Es gäbe schlicht „keine zwingende Metaverse-Situation“. Vor allem, wenn die Teilhabe am Metaverse an die Nutzung einer VR-Brille geknüpft sei, käme dabei nur eine „enttäuschende Erfahrung“ raus. „Sicher kann man sich einen Fernseher auf die Nase setzen. Ich bin mir nicht sicher, ob man damit im Metaverse ist“, sagte er. „Ich sehe jedenfalls niemanden, der sich den ganzen Tag einen verdammten Bildschirm vor das Gesicht schnallt und nicht mehr weg will. Das kann nicht sein.“
Mit dieser Einschätzung ist Musk nicht völlig isoliert. Etliche Marktbeobachter weisen darauf hin, dass es VR-Brillen schon länger gebe und dass es auch ein Metaverse schon einmal gegeben habe. Es hörte auf den Namen „Second Life“ und boomte ab 2007 – bis es völlig zusammenbrach. Was für eine Wiederauflage spricht, sei vornehmlich der technische Fortschritt, der verbesserte Hardware und damit mehr Möglichkeiten gebracht habe. Dass eine Wiederauflage komme, habe aber weniger etwas mit diesem Fakt zu tun, sondern mehr damit, dass das Ex-Facebook Meta Milliarden von US-Dollar investieren will, um ein 3D-Internet zu erstellen und letztlich das neue System zu kontrollieren, das die aktuelle Version des WWW ablösen soll.
Web3, Klimawandel, Aliens, KI – mag Musk alles nicht
Das Web3 dürfte langfristig ein Teil des Metaverse sein, wird aber zunächst als eine dezentrale Version des bisher sehr zentralisierten Internets betrachtet. Im Web 3 werden viele Mittelsmänner überflüssig. Eine Ende-zu-Ende-Abwicklung wird möglich. Das Konzept überzeugt Musk dennoch nicht. Er glaubt wie der Twitter-Gründer Jack Dorsey nicht, dass das Web3 tatsächlich zu einem demokratischeren, dezentralisierten Internet führen werde. Stattdessen werde lediglich die Macht von Unternehmen auf Risikokapitalfonds verlagert.
Neben technischen Themen sprach Musk unter anderem über den Klimawandel und stellte klar, dass er „nicht zu den Super-Alarmisten der globalen Erwärmung“ gehöre. Dennoch sei es „kein kluges Risiko“, den Anstieg des Meeresspiegels in Kauf zu nehmen, ohne etwas dagegen zu tun. Ebenso etwas getan werden, müsste seiner Meinung nach gegen „fortgeschrittene KI“. Die sollte dringend reguliert werden, weil sie anderenfalls „eine Bedrohung für die Menschheit“ darstelle. Eine solche Bedrohung wiederum sieht er eher nicht bei Aliens. Denn immerhin sei er wohl derjenige, der am ehesten wissen müsste, wenn es außerirdisches Leben gäbe. Und er habe bisher noch keines gesehen.