Anfang Februar 2023 hatte Google-CEO Sundar Pichai persönlich die hauseigene Alternative zu OpenAIs ChatGPT und dem darauf basierenden Bing-Chatbot von Microsoft angekündigt: Bard.
Geplant war demnach, den auf Googles eigenem Sprachmodell Lamda aufgebauten KI-Chatbot in die Suche und weitere Produkte zu integrieren. Dort sollte Bard, so die Idee, komplexe Infos und verschiedene Perspektiven zusammenfassen.
ChatGPT-Hype: Google mit Bard-Präsentation zu früh?
Offenbar aufgrund des großen Drucks wegen des Hypes um ChatGPT und der bevorstehenden Ankündigung Microsofts, einen Chatbot in den Google-Rivalen Bing zu integrieren, scheint die Bard-Präsentation aber zu früh gekommen zu sein. Der KI-Chatbot leistete sich Fehler. Ein No-Go für die Google-Suche, die auf das Vertrauen der Nutzer:innen in sie und ihre Ergebnisse angewiesen ist.
Google-Mitarbeiter:innen dürften es angesichts des Vorpreschens und der Probleme rund um die Bard-Präsentation mit der Angst bekommen haben. Intern hagelte es Kritik, sowohl am KI-Chatbot als auch am geplanten massiven Stellenabbau.
„Der Start von Bard und die Entlassungen waren überstürzt, verpfuscht und kurzsichtig“, hieß es in einer an Konzernchef Pichai gerichteten Mitteilung, die CNBC einsehen konnte.
Google-Produktchef: „Bard ist nicht die Suche“
Es rumorte offenbar so heftig, dass sich die Führungsetage persönlich den kritischen Fragen der Google-Angestellten stellte. Dabei ließ der für Bard zuständige Produktmanager Jack Krawczyk mit folgender Aussage aufhorchen: „Bard ist nicht die Suche.“ Sprachmodelle wie Bard und ChatGPT seien gut darin, Text zu erzeugen, der klingt, wie von Menschen gemacht. Im Prüfen von Fakten seien sie aber nicht gut.
Bard sei eher als kreativer KI-Begleiter in der Experimentierphase zu sehen. Man könne die Nutzer:innen aber nicht davon abhalten, Bard auch wie eine Suchmaschine zu benutzen, so Krawczyk. Intern laufen derweil Tests, bei denen Bard als Suchmaschine eingesetzt wird, wie SEO-suedwest.de berichtet.
Interne Arbeit an KI-Chatbot-Suchfunktion
Gearbeitet wird dabei an einem Feature mit dem Namen „Search it“. Hierbei könnte künftig parallel zur Suche ein Tab mit dem Titel „View other drafts“ angezeigt werden, in dem die Bard-Suchergebnisse stünden. Die eigentliche Suche bliebe davon unangetastet.
Ähnlich scheint auch Bing zu verfahren. In der Microsoft-Suchmaschine ist die Möglichkeit der Suche per Bing Chat ebenfalls hinter einem eigenen Tab versteckt. Allerdings will Microsoft seinen KI-Chatbot darüber hinaus großzügig in seine Produkte wie Windows 11 oder Skype integrieren.
Mal sehen, ob Google mit der Ankündigung der Trennung von Suche und Chatbot erst einmal nur Markt und Mitarbeiter:innen beruhigen will, oder ob die Strategie dauerhaft ist. Dass der Suchmaschinenkonzern sich noch nicht ganz von der Idee getrennt hat, sieht man ja an der intern getesteten „Search it“-Funktion.