Googles Furcht vor KI-Konkurrenz: Top-Manager treibt Mitarbeiter zu mehr Tempo an
Seit fast 20 Jahren die größte Suchmaschine mit immer noch über 90 Prozent Marktanteil und einem Umsatz mit Onlineanzeigen von über 100 Milliarden US-Dollar in drei Jahren – das scheint Google nicht genug zu sein. Oder anders gesagt: Laut Such- und Anzeigen-Chef Prabhakar Raghavan werde es für den Konzern immer schwerer, das Wachstumstempo beizubehalten.
Die Zeiten haben sich geändert
Die Dinge seien nicht mehr wie noch vor 15 oder 20 Jahren, mahnte Raghavan kürzlich in einer Botschaft an die rund 25.000 Vollzeitangestellten in seinem Geschäftsbereich. Die Zeiten hätten sich geändert, so der Senior Vice President. Die entsprechende Audioaufnahme der Ansprache liegt CNBC vor.
Auch das Leben bleibe nicht für immer gleich gut. Die Marktrealität verlange, dass Google schneller auf die neue Konkurrenz reagiere. Im Blick hat Raghavan dabei wohl vor allem die KI-Konkurrenz wie OpenAI und Microsoft oder Anthropic, die insbesondere den Druck auf die Entwicklung von Googles eigenem KI-Modell Gemini massiv erhöhen.
Weniger Zeit für Projektentwicklung
Für die Google-Mitarbeiter:innen bedeutet dies offenbar, dass sie bei der Entwicklung auf die Tube drücken sollen. Raghavan erklärte, dass er die Zeit, die für die Arbeit an bestimmten Projekten eingeplant sei, stark zusammenstreichen werde. Google hatte in den vergangenen Monaten auch Tausende Mitarbeiter:innen vor die Tür gesetzt. Ein Ende der Jobkürzungen ist laut jüngsten Aussagen nicht abzusehen.
Noch könne sich Google aber auf seine über die vergangenen Jahre hinweg aufgebaute Reputation verlassen. Die Menschen, so Raghavan, würden bei Google überprüfen, was ihnen KI-Chatbots wie ChatGPT erzählten. Der Status einer vertrauenswürdigen Quelle gewinne im KI-Zeitalter weiter an Bedeutung.
Google: Probleme versus „riesige Chance“
Einem Google-Sprecher zufolge sieht der Konzern derweil die von Raghavan ins Spiel gebrachten Herausforderungen als „riesige Chance“. So habe Google generative KI in die Suche integriert und die Suchqualität verbessert. Und es werde noch mehr in diesem Bereich kommen, so der Sprecher gegenüber CNBC.
Allerdings ist der KI-Fokus ein enormer Kostentreiber. Weil sich außerdem das organische Wachstum verlangsame und weniger neue Geräte auf den Markt kämen, befürchtet Raghavan, dass das neue Marktumfeld für Google härter werde. Dazu käme, dass die Zügel in Sachen Regulierung weiter angezogen würden. Raghavan verwies dabei konkret auf den Digital Markets Act der EU.
Google will intern Bürokratie abbauen
Aber auch intern werde sich einiges ändern, etwa, was die Bürokratie bei Google angehe. Dadurch soll es leichter werden, Projekte schnell umzusetzen und auf den Markt zu bringen. Hier arbeite die Führungsebene gemeinsam mit Konzernchef Sundar Pichai an Lösungen.
„Wir haben in den vergangenen Quartalen viel gelernt“, so Raghavan. Google habe wohl noch längst nicht alle Stolpersteine hinter sich gelassen. „Entscheidend ist aber, wie wir reagieren und was wir daraus lernen“, so der Google-Top-Manager.