Der Handelsverband Deutschland hat den HDE-Online-Monitor 2021 veröffentlicht. Im Rahmen der Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Coronakrise erwartungsgemäß einen immensen Wachstumsschub beim Onlinehandel ausgelöst hat – aber auch die Click-&-Collect-Lösungen haben davon profitiert (anders als etwa Click & Meet, was erst 2021 dazukam). Zudem profitierten die Händler auch von Verkäufen über Onlinemarktplätze. Das Wachstum lag hier bei mehr als 40 Prozent. Dadurch erreicht Amazon (mit Marktplatz und Eigenhandel) einen Anteil von 53 Prozent am gesamten deutschen Onlinehandelsumsatz.
Die Aktivitäten der stationären Händler im Onlinehandel stiegen im vergangenen Jahr weiter an: 45 Prozent sind nun auch im Internet vertreten. Interessanterweise sinkt zugleich aber die Zahl der Händler mit eigenem Onlineshop. Gerade viele stationäre Händler sehen die Marktplatzplattformen somit nicht mehr nur als Provisorium, sondern verlassen sich in größerem Umfang auf sie – möglicherweise auch, weil sie deren Dienste ohne große Vorbereitungen und mit schnellem Onboarding in Benutzung nehmen können.
Der HDE-Online-Monitor zeigt, dass die Verbraucher Click & Collect gut angenommen haben und dass dies vielen Händlern dabei half, die Schwierigkeiten des Lockdowns etwas abzumildern. Im vergangenen Jahr konnten die Händler in Deutschland über Click & Collect immerhin einen Umsatz in Höhe von 4,6 Milliarden Euro erzielen. Das entspricht einem Anteil von mehr als sechs Prozent am gesamten Online-Umsatz 2020. 44 Prozent der Internetnutzer gaben an, diesen Service 2020 mindestens einmal genutzt zu haben. Die größten Umsatzanteile erzielten dabei Händler aus den Bereichen CE/Elektro (27 Prozent), Fashion und Accessoires (21 Prozent) sowie Freizeit und Hobby (15 Prozent).
85 Milliarden Euro Umsatz erwarten Experten im Onlinehandel 2021
Im Jahr 2020 ist der Handelsumsatz im Onlinehandel auf 73 Milliarden Euro gewachsen, was einen Zuwachs von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Für das aktuelle Jahr prognostiziert die Branche rund 85 Milliarden Euro Umsatz. Die größten Wachstumsraten zeigten die Unterhaltungselektronik mit 3,5 Milliarden Euro Plus sowie die klassischen Konsumgüter (Fast-Moving-Consumer-Goods) wie Lebensmittel, Drogeriewaren etc. mit 2,3 Milliarden Euro. Die FMCG-Branchen waren auch mit 44 Prozent Plus der größte Wachstumstreiber, gefolgt von Heimwerken und Garten mit 30 Prozent Zuwachs. Der Wachstum im Lebensmittelbereich von rund 60 Prozent ist wohl vor allem der Pandemie geschuldet. Das Wachstum hier war fast dreimal so hoch wie die Zuwächse insgesamt, und die Lebensmittel machen inzwischen fast zehn Prozent am Gesamtmarkt online aus.
Gewandelt hat sich auch das Bild bei den online Einkaufenden. 17 Prozent mehr Onlineausgaben pro Kunde meldet der Online-Monitor, wobei die Zahl der Über-60-Jährigen mit 17 Prozent am meisten zunahm. Ein interessantes Bild zeichnet auch bei der Zusammensetzung der Handelspartner: So dominieren immer noch Händler mit Online-DNA (mit 38,7 Prozent), wohingegen die größten Zuwachsraten im Onlinehandel bei den Händlern mit stationärem Hintergrund oder Herkunft zu sehen waren (33,5 Prozent Anteil in 2020). Das ist übrigens nicht ausschließlich der Pandemie geschuldet, sondern ein Trend, den wir bereits in den Vorjahren gesehen haben. Vor allem in den Bereichen, die ohnehin gerade boomen, also CE/Elektro, Heimwerken und Garten oder FMCG konnten die Händler mit stationärem Hintergrund ihre Position stärken.
Marktplätze als Treiber im Onlinehandel: Amazon überschattet alles
Interessant ist im Rahmen des HDE-Online-Monitors aber auch die Einstufung der Rolle Amazons. Summiert man den Umsatzanteil von Amazon selbst (19 Prozent) am gesamten Onlinehandel und von Amazon Marketplace (34 Prozent), kommt man auf 53 Prozent des gesamten E-Commerce, die mittelbar oder unmittelbar in den Händen von Amazon liegen. Interessant ist aber auch der Anteil an Marktplatzhandel (neben Amazon eben auch Ebay sowie Marktplätze etablierter Händler wie Zalando, About You oder Otto und einige spezialisierte Anbieter) von 44 Prozent. Amazon Marketplace hat hier rund drei Viertel des Gesamtmarktes.
Was sich außerdem noch lohnt, ist ein Blick auf die Retourenquoten. Die sanken dank zahlreicher Maßnahmen der Onlinehändler von 17,8 Prozent 2019 auf 15,9 Prozent 2020. Doch angesichts des stark gestiegenen Paketaufkommens stieg die Zahl der Retourenpakete von 301 Millionen auf 315 Millionen Pakete. Immerhin erklärten immer mehr Kunden, dass ihnen Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Onlinehandel wichtig sei.