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Analyse

iPhone, KI, CPU-Pannen: Die verhängnisvollen Fehler, die Intel ruinierten

Intel befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer Krise. Allein in diesem Jahr musste der Chiphersteller mehrere Rückschläge an der Börse und im Unternehmen selbst verkraften. Doch die aktuelle Situation ist das Ergebnis vieler Fehltritte, die teilweise Jahrzehnte zurückreichen. 

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Bei Intel kriselt es schon seit vielen Jahren. (Bild: Shutterstock/JarTee)

Für Intel ist 2024 kein einfaches Jahr. Seit Jahresbeginn ist die Aktie des Unternehmens um mehr als 48 Prozent gefallen. Allein im August 2024 fiel die Aktie von einem Wert von 27,72 Euro innerhalb weniger Tage auf weniger als 18 Euro und der Marktwert des Unternehmens auf unter 100 Milliarden US-Dollar. Mittlerweile hat sich die Intel-Aktie zwar wieder etwas von dem Rückschlag erholt, doch sieht es alles andere als rosig für den Chiphersteller aus.

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Nicht zuletzt, weil jetzt auch der langjährige Mitarbeiter und Intel-CEO Pat Gelsinger in Rente geschickt wird. Die Umstände dieser Entscheidung sind vage. Laut Insider:innen soll es zwischen dem Intel-CEO und dem Verwaltungsrat Streit gegeben haben. Jetzt steht Intels Zukunft erneut auf dem Prüfstand. Und das, obwohl der Chiphersteller in den 1990er Jahren zu einem der erfolgreichsten Tech-Unternehmen mit einem Marktwert von knapp 500 Milliarden US-Dollar gezählt hat. Doch wie kam es zu dem Absturz?

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Intel lehnt iPhone-Deal mit Apple ab

Einer der größten Fehltritte Intels fand schon Anfang der 2000er statt. Damals wendete sich Apple an Intel. Das Angebot: Der Chiphersteller sollte die Produktion des Prozessors für das erste iPhone übernehmen. Damals führte CEO Paul Otellini Intel an. In einem Interview mit The Atlantic erklärte er, wie es damals zu der Entscheidung kam:

„Am Ende des Tages gab es einen Chip, an dem sie interessiert waren; für den sie einen bestimmten Preis zahlen wollten, aber keinen Nickel mehr. Und dieser Preis lag unter unseren vorhergesagten Kosten.“ Otellini betont, dass dies alles vor der Ankündigung des iPhones stattfand und niemand abschätzen konnte, wie groß das Interesse an Apples erstem Smartphone wirklich ausfallen würde. Er fügte hinzu: „Die Welt würde heute ganz anders aussehen, wenn wir es gemacht hätten“.  2013 nahm Otellini dann seinen Hut als Intel-CEO. Das geschah aufgrund des Drucks durch Investor:innen.

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Im Chip-Rennen von der Konkurrenz überholt

Nach Otellini folgte Brian Krzanich als CEO von Intel. Allerdings sorgten auch seine Entscheidungen für jahrelange Probleme bei dem Chiphersteller. Allem voran, weil sich Krzanich 2014 gegen die sogenannte „Extreme Ultraviolet Litography“ entschied. Dabei handelt es sich um eine Technik, um die Anzahl der Transistoren auf Halbleitern zu erhöhen. Damals glaubte der Intel-CEO nicht daran, dass sich die Technik durchsetzen würde.

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Intel-CEO Krzanich sagte dazu: „Wir wissen, dass wir 10-nm-Chips auch ohne EUV herstellen können.“ Stattdessen setzte das Unternehmen auf „Multipattering“, um mehr Transistoren unterzubringen. Laut EETimes führte diese Methode zu größeren Problemen der Chipreihe. Dazu zählten etwa längere Produktionszyklen, höhere Fehlerquoten und dadurch gestiegene Kosten für Intel.

Heute wird EUV nicht nur von Konkurrenten wie Samsung und TSMC genutzt, sondern auch von Intel selbst – allerdings erst seit der darauffolgenden Generation der 7-nm-Prozessoren. Hätte das Unternehmen früher auf die Technik gesetzt, wären sie schon ein gutes Stück weiter. Die Entscheidung sorgte unter anderem dafür, dass Samsung Intel als erfolgreichster Chiphersteller der USA überholen konnte. Zudem setzte sich der taiwanesische Hersteller TSMC als Produktionsstätte für Chips an die weltweite Spitze – unter anderem mit Kunden wie Apple und ihrem eigenen iPhone-Prozessor.

Den Moment für künstliche Intelligenz verpasst

2018 trat Krzanich als Intel-CEO zurück. Das war unter anderem die Folge der weiter oben genannten Fehlentscheidungen. Auf ihn folgte Bob Swan, der bis dahin als CFO von Intel tätig war. Doch auch Swan traf in seiner Amtszeit bis 2021 eine folgenschwere Entscheidung für das Unternehmen. Wie Reuters berichtet, wurden Intel zwischen 2017 und 2018 Investitionsmöglichkeiten in das damalige Startup OpenAI vorgelegt.

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Genauer gesagt sollte Intel 15 Prozent der Anteile an OpenAI kaufen. Das entsprach damals etwa einem Wert von einer Milliarde US-Dollar. Zudem stand im Raum, dass Intel 15 weitere Prozent am KI-Startup haben könnte, wenn sie die notwendigen Prozessoren für das Training künstlicher Intelligenzen zum Herstellungspreis an OpenAI verkaufen würden.

Intel hätte schon früher in KI investieren können. (BIld: Shutterstock/Below the Sky)

Wie wir heute wissen, ist dieser Deal nie zustande gekommen. Stattdessen setzt OpenAI heute auf Rechenpower von Nvidia. Die Entscheidung traf damals Intel-CEO Swan, weil er nicht daran glaubte, dass generative KI-Modelle in den nächsten Jahren auf den Markt kommen würden. Dementsprechend sah er die Investition mit dem Risiko verbunden, dass OpenAI das Geld in den Sand setzen würde.

Heute gehört OpenAI zu den erfolgreichsten Unternehmen im KI- und Tech-Bereich. Auch Nvidia profitierte enorm von der Zusammenarbeit mit dem einstigen Startup. Mittlerweile setzt auch Intel auf Prozessoren, die KI unterstützen. Die Lunar-Lake-Reihe, die im September 2024 gestartet ist, soll das Ruder für Intel herumreißen. Aber ist das Unternehmen damit zu spät auf den KI-Zug aufgesprungen?

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Neue CPUs mit Problemen

Als 2021 Swan durch den neuen Intel-CEO Pat Gelsinger abgelöst wurde, hatten viele Investor:innen Hoffnungen. Der Chiphersteller hatte durch die Corona-Pandemie neuen Aufwind erfahren und den Gewinn im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesteigert. Auf diesem Erfolg wollte Gelsinger aufbauen. Sein Ziel: „Five nodes in four years“, also fünf Chipgenerationen in vier Jahren.

Zu diesem ambitionierten Ziel gehörte auch die 2022 veröffentlichte Generation Intel 7, zu denen Raptor Lake CPUs zählen. Allerdings sorgten diese auch für wenig Begeisterung bei den Nutzer:innen. Immer wieder gab es Berichte über Stabilitätsprobleme, Abstürze und Speicherbeschädigungen (via The Register). Gamer:innen bekamen etwa die Fehlermeldung „Out of video memory“, wenn sie Fortnite spielten.

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Zudem berichtete das Entwicklerstudio Alderon Games, das Path of Titans entwickelt hat, dass sie tausende Absturzberichte von Spieler:innen bekommen haben, die Raptor Lake CPUs in ihren Rechnern verbaut hatten. Auch die Server der Spieleschmiede stürzten laut den Verantwortlichen immer wieder ab, weil besagte CPUs darin zum Einsatz kamen. Das Studio wechselte nach einigen Fehlschlägen zu AMD, um die Server stabil betreiben zu können.

Es sollte mehrere Jahre dauern, bis Intel die Probleme der CPU-Reihe aufdecken konnte. Erst im September 2024 äußerte sich Intel zur Ursache. Demnach soll das Problem an „Vmin shift instability“ liegen. Im Grunde bedeutet das, dass die CPUs abstürzen, wenn sie für eine zu lange Zeit hoher elektrischer Spannung und einer erhöhten Temperatur ausgesetzt werden. Einige Gamer:innen haben diese Probleme umgehen können, indem sie die CPUs undervolten, also die Spannung reduzieren.

Diese Tech-Unternehmen in Deutschland solltet ihr kennen

Diese Tech-Unternehmen in Deutschland solltest du kennen Quelle: (Foto: jivacore / Shutterstock)

Finanzielle Probleme und Entlassungswellen

Alle hier aufgeführten Fehltritte sorgten bei Intel für enorme finanzielle Probleme. Wie Times berichtet, fiel der Umsatz des Unternehmens zwischen 2021 und 2023 um mehr als 30 Prozent. Intel-CEO Pat Gelsinger kündigte zunächst an, über 100 Milliarden US-Dollar in Standorte in den USA zu investieren. Kurz darauf folgte die Ankündigung, dass circa 15.000 Stellen bei dem Chiphersteller gestrichen werden. Das entsprach etwa 15 Prozent der gesamten Anzahl Mitarbeiter:innen.

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In einem Interview mit Reuters sagte Gelsinger: „Ich brauche weniger Leute im Hauptquartier und mehr Menschen vor Ort, die Kund:innen unterstützen.“ Zudem kündigte Intel an, Dividenden an Investor:innen zunächst zu stoppen, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Der Intel-CEO sagte dazu: „Unser Ziel ist es, mit der Zeit eine konkurrenzfähige Dividende auszuzahlen. Aber jetzt müssen wir uns auf die Bilanz konzentrieren, uns von Schulden freimachen.“ Im Juni 2024 hatte das Unternehmen Schulden in Höhe von rund 32 Milliarden Dollar.

Für 2025 hatte sich Gelsinger vorgenommen, die Kosten für Intel um etwa zehn Milliarden US-Dollar zu reduzieren. Nachdem Intels CEO aber jetzt den Hut nehmen musste, stehen diese Pläne wieder offen im Raum. Zuletzt gab es sogar Gerüchte, dass Qualcomm das strauchelnde Intel aufkaufen will. Angeblich stand dabei eine Übernahmesumme von 90 Milliarden Dollar im Raum. Zunächst übernehmen Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus, die zuvor für die Unternehmensstrategie, finanzielle Performance und Produktentwicklung zuständig war. Ob sie Gelsingers Pläne weiterführen oder Intel jetzt doch die Übernahme anstrebt, bleibt abzuwarten.

Diese Retro-Technik hat heute Sammlerwert

Diese Retro-Technik hat heute Sammlerwert Quelle:
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