Es ist nicht überraschend, dass Apple auch den großen Anbietern Google und Microsoft die Aufnahme ihrer Gaming-Plattformen Stadia und xCloud in den App-Store verweigert. Die gleiche Erfahrung hatten zuvor schon Telegram und Facebook machen müssen. Die Begründung ist stets die gleiche.
Apple pocht auf App-Store-Richtlinien
Dabei hat Apple seine selbst gegebenen App-Store-Richtlinien im Rücken. Die erlauben es nicht, Apps zu vertreiben, die wiederum ihrerseits App-Stores sind. Und als eben solche stuft Apple die Gaming-Plattformen der verschiedenen Anbieter ein. Die bieten nämlich direkten Zugriff auf eine wachsende Zahl an Spielen, die ihrerseits dann nicht mehr einzeln den Review-Prozess des App-Stores durchlaufen würden.
Genau darin besteht der Knackpunkt. Apple sieht nämlich die Sicherheit seiner Kunden gefährdet, wenn diese sich nicht mehr darauf verlassen können, dass jede App, die auf dem iPhone oder iPad installiert werden kann, auch den Review-Prozess des App-Stores durchlaufen hat. In positiver Betrachtung haben wohl tatsächlich ebendiese strengen Richtlinien in den letzten 13 Jahren dafür gesorgt, dass es praktisch keine Schadsoftware-Skandale im App-Store gab. Googles Play-Store hat da ganz andere Geschichten geschrieben.
Weiter beruft sich Apple darauf, dass diese Richtlinien für alle gleich angewendet und ohne Ausnahmen durchgesetzt würden. Das will Microsoft so nicht gelten lassen. Das ansonsten im Umgang mit dem Wettbewerb eher zurückhaltend agierende Unternehmen sah sich genötigt, eine offizielle Stellungnahme zum Ausschluss aus dem App-Store abzugeben.
Microsoft stellt Sinn der Richtlinien infrage
Die Test-Phase der xCloud-Preview-App für iOS sei abgelaufen, so der Konzern. Leider gebe es keine darüber hinausgehende Perspektive, die es erlauben würde, die xCloud-Plattform für iPhone-Nutzer in den Regelbetrieb über den Apple-App-Store gehen zu lassen. Apple weigere sich als einziger Plattform-Anbieter, seinen Kunden Cloud-Gaming und Gaming-Abos wie den Xbox Game Pass zu erlauben. Dabei bewerte Apple Gaming-Apps konsequent anders als andere Apps mit interaktiven Inhalten.
So seien etwa alle Spiele, die innerhalb des Xbox Game Pass angeboten werden würden, von unabhängigen Stellen unter verschiedenen Aspekten, etwa dem des Jugendschutzes, geprüft worden. Microsoft will damit wohl implizieren, dass eine weitere Prüfung durch das Apple-Review-Team entbehrlich sei.
Trotz zunächst fehlender Perspektive wolle sich Microsoft weiterhin um einen Weg bemühen, die eigene Gaming-Plattform auch für Nutzer unter iOS zugänglich zu machen. Immerhin müsse der Kunde im Zentrum aller Überlegungen stehen. Von den Nutzern wisse man, dass diese ihre Spielgewohnheiten nicht von bestimmten Geräten abhängig machen wollen.
Microsofts verhältnismäßig deutliche Reaktion, die The Verge schriftlich vorliegt, zeigt die wirtschaftliche Bedeutung, die das Thema für das Unternehmen hat. Immerhin gelten mobile Spiele als die umsatzträchtigste App-Kategorie überhaupt und dürften einen erheblichen Teil der 15 Milliarden US-Dollar ausmachen, die Apples App-Store im vergangenen Jahr an Umsatz generiert hat. Ebenfalls schmerzen dürfte die Tatsache, dass Apple selber mit dem Dienst Arcade eine Gaming-Plattform für iPhones und iPads betreibt, während das Unternehmen Wettbewerb unter Verweis auf App-Store-Regeln praktisch vollständig ausschließt.
App-Store-Regeln werden rechtlich geprüft
Neben Microsofts xCloud sind auch Googles Stadia und Facebook Gaming betroffen. Nicht zuletzt in Anbetracht des kumulierten Einflusses dieser drei großen Tech-Unternehmen ist es fraglich, wie lange Apple mit dem Verweis auf selbst gegebene Regeln noch durchkommen wird.
Am 17. Juni 2020 hatte sich die EU-Kommission entschieden, zwei unabhängige kartellrechtliche Verfahren einzuleiten. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager will jetzt prüfen, ob die App-Store-Regelung mit dem europäischen Kartellrecht vereinbar ist. In einem zweiten Verfahren soll geprüft werden, ob Apple zusätzlich mit seinen restriktiven Vorgaben zum mobilen Bezahlen gegen das europäische Wettbewerbsrecht verstößt.
Das ist Microsofts Project xCloud
Project xCloud ist ein Cloud-Gaming-Dienst, der Googles Stadia technisch sehr ähnlich ist. Die Spiele werden auf Servern ausgeführt, das Endgerät des Nutzers dient als eine Art Monitor mit Fernsteuerung. Durch die Bewegtbildübertragung können große Datenmengen anfallen, weshalb eine qualitativ gute Internetverbindung notwendig ist.
Die xCloud-Bibliothek umfasst über 50 Spiele, darunter Microsoft-Flaggschiffe wie Gears of War 5 oder Forza Horizon 4 sowie Titel von Drittanbietern wie Madden 20 oder Civilization 6. Voraussetzung für die Nutzung ist ein Microsoft-Account sowie ein Android-Gerät. An einer Fassung für Windows wird gearbeitet.
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Gaming auf anderen Geräten als PC und Konsolen wird in Zukunft noch wichtiger werden – aus Apples Sicht kann ich zumindest verstehen, dass sie etwas vom Kuchen abhaben möchten.
Mal schauen was die EU dazu sagen wird.
Cloud-Gaming ist nichts anderes wie Streaming (unabhängig ob es ein interaktives Bild durch das ich mich steuere, ergo durch ein Computerspiel, oder ein fixer Film ist – der Prozess im Hintergrund ist der selbe, es läuft auf einen Server ab – und man bekommt nur einen Stream „Film“ vom Server angezeigt – egal ob Cloud-Gaming oder Netflix und Co.). Somit kann Apple nicht vor Schadsoftware wie im Artikel behauptet wird schützen, wenn es eine Apple iOS Netflix App! Denn anstelle eines Stream-Filmes könnte Netflix auch eine Schadsoftware dahinter verstecken, immerhin gab es schon Schadsoftware die sogar in jpg-Bilderdateien getarnt waren! Es werden ja nicht alle Filme die gestreamt werden auch nicht einzeln den Review-Prozess des App-Stores durchlaufen haben oder? Ergo ist alle iOS Nutzer gefährdet. Es wird kein Wort dazu gesagt das es genau in diesen Bereich Apple NUR um die Kohle geht, lieber jedes Spiel als App verkaufen und dicke Provision abkassieren bei Filmen geht das ja nicht mehr da würden die Kunden Richtung Apple einen Vogel zeigen, bei Gaming geht das noch als Argument durch – den bis heute denken dank vieler falscher Schutzbehauptungen von den Konzernen das Spiele immer was installieren müssten – war mal bei DVDs auch mal so!
Wie dämlich ist das denn. Google macht das genauso mit Google Movies. Kann man auch nicht in der App kaufen. So umgeht Google das Problem. Statt darauf zu pochen, sollte MS sich einfach anders aufstellen. Wie engstirnig. Ist der Store von Apple und die machen eben die Regeln. Fertig. Macht jeder in seinem Laden genauso.