Klarna: Wie das Fintech klassischen Banken Konkurrenz macht
Klarna verpasst dem Girokonto ein Update und führt eine Cashback-Funktion ein: Kund:innen können nun bei jedem Einkauf über die Klarna-App Rückerstattungen bekommen, je nach Händler bis zu zehn Prozent des Einkaufswertes.
Anders als bei vielen anderen Loyalty-Programmen gibt es aber keine Gutscheine sondern der Betrag wird “wie echtes Geld” dem Klarna-Konto gutgeschrieben und kann für Zahlungen und zur Begleichung offener Klarna-Rechnungen verwendet oder auf das eigene Bankkonto überwiesen werden.
Gleichzeitig expandiert das Fintech mit dem nun “Klarna Guthaben” genannten kostenlosen Konto, das es in Deutschland schon seit knapp zwei Jahren gibt. Es ist jetzt auch in den USA sowie in Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, Irland, den Niederlanden, Portugal, Spanien und dem Heimatmarkt Schweden verfügbar.
Die neuen Services sollen es Verbraucher:innen erlauben, “beim Einkaufen Geld zu verdienen und ihr Geld bequem auf ihrem Klarna-Konto zu verwalten“, sagte Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna. Automatische Sparpläne ermöglichen auch das regelmäßige Sparen in den Unterkonten.
Karten, Zinsen, Konten
Damit erinnert das neue Cashback-Angebot an ein anderes Fintech, das zuletzt immer mehr auf klassische Bankprodukte gesetzt hat. Der deutsche Neobroker Trade Republic hat im Frühjahr seine sogenannte „Save Back”-Funktion gestartet. Auch bei dieser Cashback-Variante gibt es beim Einkaufen mit der hauseigenen Visakarte Geld zurück – das dann automatisiert in einen Aktiensparplan fließen kann, wenn Kund:innen das wollen.
Was die beiden Fintechs ebenfalls gemein haben: Mit ihren Angeboten brechen beide in die Sphäre klassischer Banken ein. So hat auch Trade Republic vor kurzem ein kostenloses Girokonto eingeführt. Kund:innen können damit in Echtzeit Geld überweisen, in der App ein- und auszahlen und Lastschriften einrichten. Beide Fintechs werben auch mit attraktiven Tagesgeldkonten um Kunden: Bei Klarna gibt es aktuell 3,58 Prozent, bei Trade Republic 3,75 Prozent Zinsen auf die Einlagen.
Konkurrenz für klassische Banken
Damit machen sie traditionellen Banken Konkurrenz, die sich bei Zinsangeboten eher zurückhalten und teils hohe Gebühren fürs Girokonto verlangen. Gleichzeitig sind der Top-Tagesgeld-Zins sowie die Verbindung des geldwerten Cashbacks mit dem Konto Angebote, die es so bei auch bei vielen Neobanken nicht gibt.
Dabei sind beide Fintechs eigentlich mal ganz anders gestartet. Trade Republic wurde als mobile Handelsplattform gegründet, die provisionsfreies Investieren in Aktien und ETFs ermöglicht. Mittlerweile hat das Fintech vier Millionen Kunden in 17 europäischen Ländern. Seit der Jahreswende verfügt Trade Repiblic auch über eine eigene Vollbanklizenz.
Klarna ist als Zahlungsdienstleister vor allem mit „Buy Now, Pay Later“ (BNPL), also dem “Später bezahlen”, groß geworden, hat aber mittlerweile ein sehr breites Angebot rund um seine Shopping-Plattform aufgebaut. Hierzulande haben bereits 215.000 Menschen ein Klarna-Konto.
Das Geschäft mit den für Verbraucher oft riskanten revolvierenden Krediten will das Unternehmen hingegen langfristig zurückfahren. Das BNPL-Geschäft hat Klarna immer wieder viel Kritik eingetragen, weil die Ratenzahlungen in dem Ruf stehen, unvorsichtige Verbraucher:innen und vor allem junge Menschen zum Aufbau von Schulden zu verführen. Die EU hat daher auch die Regeln für BNPL-Zahlungen verschärft.
Klarna rüstet sich für den Börsengang
Für Fintechs wie Klarna und Trade Republic sind die neuen Spar- und Kontoangebote also ein wichtiger Faktor, um neue Kund:innen zu gewinnen und langfristig an sich zu binden. Dass es das Klarna-Konto nun auch in vielen anderen europäischen Ländern und in den USA gibt, ist für den schwedischen Zahlungsanbieter aber auch ein wichtiger Schritt im Hinblick auf den geplanten Börsengang.
Das bereits 2005 gegründete Fintech war einmal das wertvollste Start-up Europas, nach der Zinswende und dem Einbruch der Fintech-Finanzierungen sank die Bewertung jedoch deutlich: von 45,6 auf 6,7 Milliarden US-Dollar. Aktuell plant das Fintech seinen IPO, auch wenn dieser wohl nicht mehr in diesem Jahr stattfinden wird. Im laufenden Jahr geht es daher vor allem darum zu zeigen, dass Klarna wieder profitabel sein kann.
In den vergangenen Jahren hat vor allem die Expansion in die USA Kosten produziert, zuletzt sind bei Klarna aber die Verluste geschrumpft und die Effizienz ist dank dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gestiegen. So übernimmt ein KI-gestützte Assistent bereits jetzt die Arbeit von 700 menschlichen Vollzeitkräften. Mittlerweile sind die USA zudem der wichtigste Markt für Klarna, hier gibt es auch sehr hohes Potenzial, mit dem Angebot von Konten und Karten neue Kund:innen zu gewinnen.
Was Kund:innen wissen müssen
Für deutsche Nutzer:innen ändert sich außer dem Namen des Kontos durch die Expansion erstmal nichts, denn hier gibt es das Girokonto ja schon länger. Klarna braucht für den Roll-out auch keine Bankpartner, denn das schwedische Fintech ist selbst eine Bank. Käme es bei Klarna zu Problemen, sind die Guthaben der Kund.innen auf den EU-Märkten daher durch das schwedische Einlagensicherungssystem bis zu einem Betrag von 1.050.000 Schwedische Kronen (rund 91.000 Euro) geschützt.
Das ist übrigens anders als bei Trade Republic: Dort werden die Einlagen trotz der Vollbanklizenz noch bei den Partnerbanken Deutsche Bank, J.P. Morgan und HSBC Continental Europe gesichert. Nutzer:innen können in der App nachschauen, bei welcher Bank ihr Geld liegt. Auch bei diesen Banken sind die Einlagen im Fall einer Bankpleite bis zu 100.000 Euro geschützt.
Sowohl bei Trade Republic, als auch bei Klarna wird die Cashback-Funktion nicht die letzte Innovation sein, um Kund:innen zu binden. Denkbar wäre etwa, dass das Klarna in Zukunft auch klassische Kredite anbietet. Wie Trade Republic in den Wertpapierhandel einsteigen will CEO Siemiatkowski allerdings nicht – das sei zu unterschiedlich zum bisherigen Geschäftsmodell.