Mysteriöses Mondrätsel gelöst: Uralte Magnetfelder schützen Kratereis vor Sonnenwinden
Der Mond mag auf den ersten Blick staubtrocken erscheinen, aber auf seiner Oberfläche dürfte sich mehr Wasser befinden als lange Zeit vermutet. Eine riesige Menge an Wasser vermuten Wissenschaftler:innen in Form von Eis in den Kratern am Südpol des Mondes. Weil die Sonne wegen der geringen Neigung des Mondes nie in diese Krater hineinscheint, herrschen dort dauerhaft Temperaturen von minus 240 Grad Celsius. Dennoch ist es bisher ein Rätsel gewesen, warum das Wasser sich über Jahrmillionen auf dem Mond halten konnte.
Sonnenwinde würden Mondeis zerstören
Denn die Sonnenwinde, Ströme von geladenen Teilchen, die von der Sonne ausgestrahlt werden, müssten die Krater eigentlich dennoch erreichen. Diese, erklärt Paul Lucey, Planetenforscher an der Universität von Hawaii in Manoa, würden das Eis Molekül für Molekül zerstören. Dieser Prozess wird Lucey zufolge als Sputtern bezeichnet, was soviel wie Zerstäubung bedeutet. Das Ganze sei sehr erosiv, so dass das Eis innerhalb von einigen Millionen Jahren verschwunden wäre, so Lucey.
Dafür, dass das offenbar nicht geschehen ist, haben Wissenschaftler:innen unter Leitung des Planetenforschers Lon Hood jetzt eine mögliche Erklärung gefunden: magnetische Anomalien. Diese Magnetfelder, die noch aus der Frühphase des Mondes stammen dürften, können den Sonnenwind ablenken, wie Hood meint. Die Anomalien könnten den Forscher:innen nach bei der Abschirmung permanent im Schatten liegender Regionen auf dem Mond von großer Bedeutung sein. Seine Ergebnisse hat das Team um Hood in der vergangenen Woche auf der Lunar and Planetary Science Conference in Houston im US-Bundesstaat Texas vorgestellt, wie Science berichtet.
Magnetfelder vor vier Milliarden Jahren entstanden
Die Anomalien haben die Astronauten der Mondmissionen Apollo 15 und 16 Anfang der 1970er-Jahre erstmals auf der Oberfläche des Erdtrabanten gemessen. Diese uralten Magnetfelder dürften sich über Hunderte von Kilometern erstrecken. Wahrscheinlich sind sie vor mehr als vier Milliarden Jahren entstanden, als der Mond noch über ein funktionierendes Magnetfeld verfügte. Asteroiden mit einem hohen Eisenanteil könnten damals auf die Mondoberfläche gestürzt und das daraus resultierende geschmolzene Material dauerhaft magnetisiert worden sein.
Hood und sein Team haben derweil mithilfe von Daten, die die japanische Raumsonde Kaguya in den Jahren 2007 bis 2009 vom Mondorbit aus gesammelt hat, zwei Krater mit einem solchen Magnetfeld identifiziert. Dabei handelt es sich um den Sverdrup- und den Shoemaker-Krater. Die Magnetfelder bei den Kratern, von denen es noch viel mehr geben könnte, sind zwar nicht annähernd so stark wie das der Erde. Sie könnten aber ausreichen, um Sonnenwinde abzulenken.